Herdecke. Ein halbes Jahrhundert ist Dr. Reinhard Rauball in der SPD. Seine Ehrung in Herdecke übernahm Generalsekretär Lars Klingbeil.
Zwei Tage nach der Landtagswahl in Thüringen, bei der die SPD mit einem historisch schlechten Ergebnis abgeschnitten hat, sollten bei der SPD Herdecke die Jubilare geehrt werden. Dr. Reinhard Rauball, Ehrenpräsident der Deutschen Fußball-Liga und ehemaliger NRW-Justizminister sowie langjähriger Vorsitzender von Borussia Dortmund, gehörte mit dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Herdecke, Hans Werner Koch, zu den prominentesten Mitgliedern, denen eine Ehrung zuteil wurde. Deshalb ließ es sich der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil nicht nehmen, als Gast bei der Veranstaltung teilzunehmen und selbst Urkunden und Nadeln zu überreichen.
Ergebnisse analysiert
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Doch vor dem feierlichen Teil galt es für Klingbeil zunächst einige Grußworte zu sprechen und die schlechten Wahlergebnisse zu analysieren. „Wir haben es bei einer wichtigen Wahl wieder nicht geschafft zu punkten. Dafür gibt es viele Erklärungen, aber eine, die sehr deutlich geworden ist: die momentane Polarisierung. Viele scharen sich hinter den Amtsinhaber“, begann Klingbeil seine Ausführungen. „Die, die am meisten die AfD gewählt haben, sind junge Leute im ländlichen Raum“, analysiert er. Als Gründe für die Sorgen und die Unzufriedenheit benennt Klingbeil, die Verschlechterung der Lebensbedingungen, wie durch fehlende Mobilität oder mangelnde Ärzteversorgung. Seine Lösung: „Ein Staat, der funktioniert, ist ein gutes Mittel gegen Populismus. Wir brauchen eine bessere Kommunikation, aber wir dürfen nicht zu Spaltern werden. Das sind wir nicht“, betont der Generalsekretär.
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Selbstkritisch bemängelt er auch, die derzeitige Personalsituation der SPD. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir nicht sechs verschiedene Teams zur Wahl der Vorsitzenden haben.“ Doch eines müsse auch klar sein. „Wenn ein Team jetzt gewählt wird, dann müssen sich alle dahinter stellen“, fordert er ein Ende der ständigen Personaldebatte. „Die Innenfixierung macht uns kaputt. Wir sollten uns nicht mehr fragen, wie ich die Mehrheit auf dem nächsten Parteitag kriege, sondern mit welchen Themen ich die Menschen wieder erreiche“, so Klingbeil. Abschließend forderte er mehr positives Denken seiner Genossen. „Triffst du einen Sozi und fragst ihn, wie es ihm geht, dann sagt der ,Geht so’. Aber wir müssen wieder lernen, uns selbstbewusst zu geben und uns optimistisch auf die Schulter klopfen, wenn wir etwas erreicht haben“, fordert er.
In Bildung investieren
Als Klingbeil schließlich zur Ehrung von Dr. Reinhard Rauball kam, hatte dieser noch einen weiteren Ratschlag parat. Er schilderte, wie er vor 50 Jahren zur SPD kam. „Heute diskutieren wir zu 90 Prozent über Fußball und zu zehn Prozent über Politik. Das war damals genau andersrum.“
Aus diesem Grund rät er, stärker in den Bildungsbereich zu investieren. „Wir können das Ruder nicht mehr rumreißen. Das müssen die Jungen machen, deshalb müssen wir ihnen das Wissen dazu vermitteln“, meint Rauball.