Volmarstein. Aus den Augen aus dem Sinn: Junge Erwachsene von Rotaract räumen den Müll fremder Menschen von der Volmarsteiner und Hagener Straße weg.
„Krass, hier wohnt ein Kettenraucher…“, wundern sich Dominik Diefenbach und Daniel Langemann vom heimischen Rotaract-Club Witten-Wetter-Ruhrtal kopfschüttelnd, während sie auf der gesperrten B226/ Ecke Ruhrweg eine Zigarettenkippe nach der anderen in die mitgebrachten Müllsäcke verfrachten. „Wie viele Zigaretten passen wohl in einen Müllsack?“ Ihre Mistreiterinnen Anna Van Beek und Sarah Hammermeister, Rotaract-Präsidentin, entdecken derweil zwischen den Brennnesseln gegenüber ein kleines KfZ-Ersatzteillager. „Intakte Marken-Radkappen? – die kann man doch nutzen…?“
Gemäß dem Motto und unter dem Hashtag „Bück`dich für die Umwelt“ führen die Mitglieder des heimischen Rotaract-Clubs ihre Aufräumaktion an der Baustelle an der Hagener Straße durch. Bewaffnet mit Bollerwagen, Handschuhen und Müllbeuteln sagen die jungen Erwachsenen der Umweltverschmutzung den Kampf an, räumen auf mit Vorurteilen und erfüllen somit das erste Credo ihres Clubs: Helfen. Die Müllgreifer wurden übrigens eigens für die Aktion neu von der Firma AHE angeschafft und zur Verfügung gestellt.
Begeisterung über Vollsperrung
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„Die Baustelle der B226 können wir so sinnvoll nutzen“, sagt Daniel Langemann vom Rotaract-Club. „Ich arbeite bei Straßen NRW in Hagen, die auch die Baustelle in Wetter betreuen. Als wir von der Vollsperrung erfuhren, war klar, das wird unsere nächste Aktion.“ Während die Bürger sich grundsätzlich über Baustellen und Vollsperrungen ärgern, freuen sich die Jugendlichen des Rotaract-Clubs über eine willkommene Gelegenheit, ihr nächstes Umweltprojekt zu starten. Für die Aufräumaktion haben sie Vereine in Wetter und Witten angeschrieben und interessierte Bürger auf dem Umweltmarkt in Wetter und dem Klimamarkt in Witten angesprochen. Auch erhoffen sich die jungen Erwachsenen möglichst viel Aufmerksamkeit und neue Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahren – insbesondere auch aus dem Raum Herdecke und Wetter.
An zwei Donnerstagen im Monat treffen sie sich, um gemeinsame Aktionen zu planen, zu feiern, Vorträge zu hören oder Firmen zu besuchen. Für das neue Jahr haben sie sich den Umweltschutz auf die Fahne geschrieben.
Programmschwerpunkt Umweltschutz
„Es folgen noch Pub-Quizzes und ein Kooperationsprojekt mit der Universität Witten-Herdecke. Hier werden die Professoren sich als DJs beweisen“, freut sich Präsidentin Sarah Hammermeister. Den Erlös spendet der Rotaract dann an die Umweltschutzorganisation „Plant for the Planet“, die mit dem Erlös neue Bäume für die Verbesserung des Weltklimas pflanzt.
Doch was genau ist eigentlich das Problem? Hierbei handelt es sich um ein Paradoxum. Während das Thema Nachhaltigkeit und Müllvermeidung auf der einen Seite stets in den Medien präsent ist und auch in der Politik langsam Berücksichtigung findet, werden weiterhin horrende Summen in die Müllentsorgung investiert. Plastik schadet unserer Gesundheit. Über die Flüsse gelangt der Müll letztendlich ins Meer. Dort wird es von Tieren häufig mit Nahrung verwechselt, und diese verenden. Zudem werden Fische und Krabben wieder von den Menschen verzehrt. Ein Zigarettenstummel allein reicht aus, um eine Möwe zu töten. „Zwischen 7 und 8 Millionen Euro werden jedes Jahr in die Müllentsorgung investiert“, berichtet Daniel Langemann von Straßen NRW – und das allein in NRW. Die Gehälter der Mitarbeiter sind bei diesen Zahlen nicht berücksichtigt.
Wurfkörbe an Auffahrten als Lösung?
In Zukunft plant Straßen NRW die Einrichtung sogenannter Metall-Wurfkörbe an Autobahnauffahrten und Raststätten. An einigen Auffahrten sind sie bereits Praxis. „So sollen die Autofahrer wenigstens versuchen, aus dem Auto den Behälter zu treffen, wenn sie schon Müll aus dem Auto werfen müssen – ähnlich wie beim Basketball“, berichtet Daniel Langemann. So erhoffe man, dass sich der aus dem Auto geworfene Müll dann hauptsächlich an einer Stelle sammelt anstatt entlang der ganzen Straße. Denn dies würde die Arbeit der Müllentsorgungsunternehmen sehr erleichtern. Doch sind solche Maßnahmen in der modernen Gesellschaft wirklich nötig?
Augenscheinlich schon: Rund zehn Müllsäcke füllen die Mitglieder des Rotaract-Clubs Witten Wetter Ruhrtal e.V. auf wenigen hundert Metern in wenigen Stunden. Randvoll. Darunter jede Menge Plastik, weggeworfene Zigarettenstummel, Getränkebehältnisse und vieles mehr. Alles, was Menschen während der Fahrt aus dem Auto werfen. Sogar komplette Radkappen namhafter Hersteller fischen die Mitglieder aus den Brennnesseln am Straßenrand. „Aus den Augen aus dem Sinn“ – so denken nach Auffassung der Rotaract-Mitglieder offenbar viele Leute. Sie resümieren nach ihrer Aktion: „Sobald außerorts die Dichte der Mülleimer abnimmt und weit und breit kein Abfallbehälter in Sicht ist, werden Verpackung und Kippen einfach auf die Straße geworfen. Der Müll ist ja dann weg. Wohin er geht, ist den meisten egal.“