Wengern. In Wengern ist der Laden „iss was!“ an den Start gegangen. Er rettet Lebensmittel. Verkauft wird, was andere Supermärkte nicht mehr anbieten.

Wer kennt das nicht: Der Joghurt hat das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, und schon landet er im Mülleimer. Das passiert täglich, in noch viel größeren Mengen, in jeglichen Supermärkten. Allerdings gibt es mindestens einen Markt, der dies nicht tut: Das Geschäft „Iss was!“ hat vor kurzem in Wengern in der Osterfeldstraße 27 eröffnet. Die Besonderheit des Ladens ist, dass er sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt und überschüssige Waren zum Verkauf anbietet. „Wir freuen uns sehr, dass Sie sich für Wetter entschieden haben“, hieß nun im Namen der Stadt Wetter und des Stadtmarketings für Wetter Stadtmarketing-Leiter ­Thorsten Keim Inhaberin Gabriela Fink und ihr Team in der Harkort­stadt willkommen.

Die Vorbereitung bis zur Geschäftseröffnung dauerte zwei Jahre. So musste beispielsweise juristisch die Frage nach der Bedeutung der Mindesthaltbarkeit geklärt werden. „Da es keine gesetzliche Vorgabe gibt, wird das Datum vom Hersteller festgelegt. Diese verkürzen das Datum, um den Konsum hoch zu halten“, so Inhaberin Gabriela Fink. Ihrem Laden werden die Lebensmittel zum Teil von den Supermärkten aus der Region geschenkt, oder die Waren werden für einen kleinen Obolus gekauft. Allerdings verweist die Inhaberin darauf, dass es tatsächlich nicht ganz umsonst ist, denn „die Lkw-Transporte und Mitarbeiter müssen auch bezahlt werden“.

Einzigartiges Konzept

„iss was!“ verfolgt ein Konzept, das zumindest in NRW einzigartig sei, so das Stadtmarketing. „Wir nehmen Lebensmittel kurz vor oder nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum, um diese vor dem Müll zu bewahren. Mit unserem Modell soll es gerade Menschen mit geringen Einkommen ermöglicht werden, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu kaufen“, sagt Gabriela Fink. Das bedeute allerdings nicht, dass ihre Kunden alle nur ein geringes Einkommen hätten. Vor allem Kunden, die den Gedanken des Ladens unterstützen, besuchen sogar mehrmals täglich ihr Geschäft. „Regelmäßiges Einkaufen ist besonders wichtig und unterstützt das Fortlaufen des Konzepts“, betont Fink. Und das scheint aufzugehen. „Die Menschen sind hier sehr herzlich und haben uns positiv aufgenommen“, erklärt sie weiter.

Auch wenn einige Supermärkte sie bereits unterstützen, wünscht sich die Inhaberin, dass sich weitere dazu bereit erklären sollten, dieses Projekt zu fördern. Denn dann könnte sie eine ständige Angebotserweiterung führen. Aktuell werden 199 Quadratmeter der insgesamt 692 Quadratmeter Fläche bespielt. Wenn das Geschäft weiterhin bis ende 2020 gut läuft, soll ein weiterer Laden eröffnet werden.

In einer weiteren Beziehung besitzt der „iss was!“-Laden ein Alleinstellungsmerkmal. „Wir sind wohl der einzige Supermarkt, in dem Trinkgeld gegeben wird“, schmunzelt Gabriela Fink.