Weil die Stiftsstraße in Herdecke 1977 im Rahmen der Innenstadtsanierung verbreitert wurde, musste Haus Pfingsten zum Teil abgerissen werden.

Im 18. Jahrhundert war in dem Vorgängerbau des heutigen Fachwerkhauses die Stiftbrauerei und -bäckerei ansässig. 1821/22 entstand auf dem alten Grundriss ein neuer Fachwerkbau, die Inhaber betrieben ebenfalls eine Bäckerei sowie eine Wirtschaft. Später zog die Familie Pfingsten hier ein und betrieb ihre Gaststätte in den unteren Räumen.

1977 sollte im Rahmen der Innenstadtsanierung die Stiftsstraße verbreitert werden, weshalb etwa acht Meter des Hauses weichen mussten. Stadt und Sparkasse hätten Druck auf ihre Eltern ausgeübt, um den Abriss durchzusetzen, sagt Martina Jungheim: „Da hat es richtig gefetzt.“

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Denkmalschutz kommt erst nach dem Umbau

Die Jungheims zogen schließlich mit Sack und Pack in ein leerstehendes Wohnhaus nebenan. Nach dem Teilabriss wurde die Familie mit dem Wiederaufbau allein gelassen. „Erst danach wurde es unter Denkmalschutz gestellt“, so Jungheim. Auch diese Kosten mussten ihre Eltern selbst tragen. Der Garten und die Garagen gegenüber auf dem heutigen Aldi-Gelände wurden ebenfalls abgerissen.

Mehr als ein Jahr dauerte der Umbau des Hauses, viel länger als geplant. Und teurer war er auch: „Der Umbau sollte 680.000 DM kosten, am Ende waren es 1,8 Mio.“ Die Familie hatte mehrere Grundstücke in Herdecke, die sie alle verkaufte. „Das konnten wir nicht schaffen“, sagt die Tochter. Nach der Sanierung haben ihre Eltern als Selbstständige nicht einmal mehr die Beiträge für die private Krankenkasse zahlen können.

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Haus Pfingsten hat die längste Theke in Herdecke

Mit acht Metern weniger waren sowohl die Wohnung als auch die Kneipe flächenmäßig deutlich kleiner. Die Theke, die vorher parallel zur Fensterfront verlief, war jetzt L-förmig, aber um einiges länger. Das hatte sich Albert Jungheim so gewünscht. Sie galt als die längste Theke in Herdecke. Trotzdem: „Es ist nicht mehr unser Haus“, sagt Martina Jungheim, die dort auch nicht mehr gern vorbeigeht. „Aber die Geschichte bleibt und die Menschen habe ich im Herzen.“

Und noch etwas ist geblieben: Haus Pfingsten, das heute ein kroatisches Speiselokal ist, ist noch immer unter derselben Telefonnummer wie damals zu erreichen.