Wetter. Platanen am Stadtsaal fällen? Das Thema beschäftigt derzeit viele Bürger. Politiker und die Stadt in Wetter. Auch der BUND mischt sich jetzt ein.
Die geplante Beseitigung der Platanen am Stadtsaal in Wetter beschäftigt derzeit sowohl Politiker als auch Bürger, wie einige Fraktionsmitglieder nun im Umwelt- und Verkehrsausschuss berichteten. Dort begründete Birgit Gräfen-Loer als städtische Bau-Fachbereichsleiterin, dass die Verwaltung einen Auftrag zur Umsetzung erhalten habe und von den 24 stehenden Bäumen die Hälfte gefällt werden soll, weil sich die Umgestaltung sonst nicht realisieren ließe. Nur drei Platanen seien vom Pilzbefall (Massaria) verschont.
„Das ist aber nur ein Grund. Die bereiten auch Gebäuden Problemen. Und wenn die Platanen nicht mehr so dicht stehen, profitieren sie davon. Der Hauptgrund für die Fällungen sind aber die Umgestaltungs-Pläne, wobei wir ja als Ausgleichsmaßnahme 40 neue Bäume und 14 neu geordnet am Stadtsaal anpflanzen wollen“, so Gräfen-Loer.
SPD verweist auf Neuanpflanzungen
Der Stadtbetrieb nehme den „unberechenbaren und wenig erforschten Pilzbefall“ ernst, wie Betriebsleiter Andreas Nabert sagte. „Die Kontrolle der Platanen durch eine Firma lassen wir uns Geld kosten, schließlich geht es ja auch um die Verkehrssicherheit. Es kann da auch mal ein Ast herunter fallen, obwohl die Bäume einen vitalen Eindruck machen“, so Nabert. „Gerade wir vom Stadtbetrieb wollen wirklich viel erhalten, müssen aber auch Gefahren im Blick behalten. Bei der geplanten Umbaumaßnahme ist das neue Umfeld für die Pflanzen nicht vorteilhaft, da Platanen sehr sensibel sind.“
Die Grünen wiederholten ihre Kritik an den Fällungen, „wobei wir ja nicht gegen die Umgestaltung sind“, sagte Ratsmitglied Norbert Klauke. „Es kommt angesichts des CO2-Speichers aber auf jeden Baum an.“ Der Antrag der Grünen, die Fällungen zu überdenken, fand aber wie schon zuvor im Bauausschuss keine Mehrheit. „Wir sollten froh sein, wenn am Stadtsaal zwölf Platanen stehen bleiben, zumal wir in den letzten Jahren tausende Bäume hier in ganz Wetter neu gepflanzt haben“, sagte Wolfgang Cornelsen von der SPD.
Einschätzung von einer heimischen Naturschützerin
In einer längeren Stellungnahme hat sich Anette Wienbrock vom BUND Wetter-Herdecke zu dem Thema zu Wort gemeldet. Hier ihre (ungekürzten) Aussagen:
„Als die Außenanlagen gepflanzt wurden, war dies sicherlich der der damalige aktuelle Trend: Allee-ähnliche doppelreihige Baumpflanzungen, danach Betonkästen mit Koniferen und Rhododendren, kleine abgetrennte Sitzecken mit Bänken. Die jetzige Planung soll den aktuellen Trend darstellen, mit freien, großzügig versiegelten Flächen, Stein und niedriger Bepflanzung, weites Blickfeld. Doch leider scheinen dazu nicht die Vielzahl an nunmehr großgewachsenen Platanen zu passen. Und genau hier liegt unser Kritikpunkt: Aus welchem Grund kann die Stadt Wetter befürworten, 12 große Platanen zu fällen, teilweise mit einem riesigen Stammumfang!? Damit der optische Eindruck stimmt!? Ein Hohn in Zeiten des dramatischen Klimawandels.
Zur selben Zeit wird in Wetter ein Klimaschutzkonzept beschlossen, in dem um Herabsetzung der CO2 –Werte gerungen wird und jeder Bürger zu Emissionssenkungen aufgerufen wird! Jede einzelne Platane ist ein Filter, luftreinigend und feinstaubbindend, schadstoffresistent, ein Wasserspeicher und Regenwasseraufnahme, gibt Schatten und Kühlung durch Verdunstung. Sie erträgt große Hitze und Frost. Ein idealer Baum in Zeiten mit hohen klimatischen Schwankungen. Sie kann 300 Jahre alt werden. Ersatzpflanzungen müssen dies erstmal liefern! Diese 12 Bäume sind gerade die Doppelreihigen. Sie sind dann wohl besonders krank? Übrigens krank: Platanen sind extrem schnittverträgliche Bäume, dadurch lässt sich der Pilz, die Massaria-Krankheit (Bruch an Ästen) eindämmen.
Diese Antwort erhielt ich auch im Ausschuss seitens der Stadt und des Planers. Daher ist der Antrag der CDU durch Herrn Pierskalla, die Bäume einzeln zu begutachten, nur allzu begründet. Und - die angrenzenden Gebäude wurden später errichtet. Bei Fällungen auf Privatgrundstücken werden strengere Maßstäbe zugrunde gelegt, wie z.B. ist der Baum krank oder steht er gefährlich für Mensch und Haus. Und Ersatzpflanzungen müssen die Bürger, aber auch die Stadt leisten. Das ist keine „Goodwill- Aktion“ der Stadt. Zudem dürfte in der heutigen Zeit die Frage zur Klimaverbesserung kein parteipolitisches Gerangel mehr hervorrufen!
Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Stadt Wetter ihre Vorhaben und ihr Handeln streng unter die Gesichtspunkte des Klimaschutzes und Umweltschutz stellt.“