Herdecke. Jürgen Mühl vom VIA-Beratungszentrum war im Jugendhilfeausschuss zu Gast. Herdecke stehe auch nach dem angekündigtem Wegzug im Fokus der Arbeit.

Für die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss war es kein Bericht wie jeder andere. Außer der Bilanz für das vorangegangene Jahr hatte Jürgen Mühl, Leiter des VIA-Beratungszentrums für Suchtfragen und Suchtprävention, Nachrichten für die nahe Zukunft dabei: Zum Ende des Jahres wird der Standort Herdecke geschlossen, die Mitarbeiter gehen nach Wetter. „Wir werden weiter für Wetter und Herdecke zuständig sein“, versicherte er und machte den Ausschussmitgliedern Hoffnung, dass das Beratungszentrum weiter in Herdecke Präsenz zeigt.

Im nächsten Jahresbericht wird sich die Zusammenlegung also noch nicht widerspiegeln, und auch die Bilanz für 2018 brauchte noch keine besondere Erklärungen für mögliche Veränderungen durch diese Weichenstellung. So konnte Jürgen Mühl eine leichte Zunahme bei der Zahl der Klientinnen und Klienten feststellen. Der deutliche Rückgang beim Beratungsbedarf in Schulsprechstunden hatte einen augenfälligen Grund: An einigen Schulen fehlten die Räumlichkeiten. Die Beratungsangebote mussten pausieren. „Mittlerweile konnte wieder an allen weiterführenden Schulen in Wetter und Herdecke die Sprechstunde aufgenommen werden“, so steht es in dem Bericht, der den Mitgliedern im Jugendhilfeausschuss auch in die Hand gegeben wurde.

Offene Ziele, mehr Anfragen?

Auch bei weniger Fällen aus den Schulen: Offenkundiges Problemthema ist der Umgang mit Spielen am Computer oder Handy. Es sind die Jungs, die hier nicht sicher sind, ob sich ihr Interesse schon zur Sucht entwickelt hat oder die bereits an konkreter Hilfe interessiert sind. In diesem Aufgabenfeld rechnet Jürgen Mühl mit einer weiteren Zunahme.

Wichtige Nachricht: die Preisgabe der Abstinenz-Vorgabe. Lange Jahre habe dabei die völlige Abkehr als das alleinige Ziel in Beratung und Behandlung von Menschen mit Rauschmittelproblemen gestanden. Das gelte so nicht mehr. Jürgen Mühl: „Abstinenz ist gar nicht immer das Ziel. Man kann mit uns auch über Reduzierung reden.“

Die Orientierung an der Abstinenz sei dem Konzept einer „zieloffenen Beratungsarbeit“ gewichen, so Jürgen Mühl. Nicht alle wollten abstinent werden, sie müssten es auch nicht. Mühls Hoffnung: Dass jetzt vielleicht die Bereitschaft zu einer Kontaktaufnahme mit der VIA-Beratungsstelle steigt.