Herdecke/Hagen. Todesfälle ließen einen Herdecker den Halt verlieren. Er besorgte sich Drogen und geriet prompt an die Polizei. Nun stand er vor Gericht.

Mehrere Schicksalsschläge ließen einen Mann aus Herdecke tief abstürzen. Der 46-Jährige erlitt einen Sucht-Rückfall und geriet letztlich mit geklautem Amphetamin in eine Kontrolle. Nun musste er sich vor dem Hagener Amtsgericht verantworten und überraschte dort mit einer positiven Kehrtwende.

Drogen beherrschten seit vielen Jahren das Leben des Herdeckers und sorgten dafür, dass er ab 1994 immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Mehrfach saß er im Gefängnis. Dann herrschte plötzlich für mehrere Jahre Ruhe und es schien, als habe er die Sucht in den Griff bekommen. Die Ruhe war trügerisch. Todesfälle in der Familie ließen ihn erneut den Halt verlieren. Fortan griff er wieder zu Amphetamin und zum Alkohol.

Das Ganze gipfelte Mitte Februar vergangenen Jahres in einer Fahrt nach Dortmund. Der 46-Jährige benötigte Drogen-Nachschub, sah sich an den einschlägigen Plätzen um, beobachtete einen Dealer, plünderte dessen Bunker und erbeutete knapp 90 Gramm Amphetamin bester Qualität. Da er mit dem Stoff, für den er sich eigens eine Dose kaufte, aus Angst vor Entdeckung nicht mit der Bahn fahren wollte, schlug er sich zu Fuß nach Herdecke durch, nahm eine „Abkürzung“ durch den Kletterwald und traf in dem Bereich auf zwei Bekannte.

Trio weckt Interesse der Polizei

Und diese Zufallsbegegnung wurde ihm zum Verhängnis. Seine Begleiter verhielten sich offenbar so auffällig, dass das Trio das Interesse der Polizei weckte und die Beamten die Männer spontan kontrollierten. Dabei entdeckten sie die Plastikdose mit dem gestohlenen Amphetamin. Der Verdacht drängte sich förmlich auf: So viel Stoff musste doch für den gewinnbringenden Weiterverkauf bestimmt sein.

Unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmittel wurde dem Herdecker nun vor dem Hagener Schöffengericht zur Last gelegt. Er packte sofort aus, berichtete offen von seinem Absturz und dem Diebstahl zu Lasten des Dealers. „Ich war völlig drauf. Ich hatte nicht vor, das zu verkaufen. Ich hatte nur vor, mich zuzuknallen. Ich war völlig aus der Welt.“ Und, als er so exzessiv konsumiert habe, habe er eigentlich sterben wollen.

Jetzt in Langzeit-Therapie

Mittlerweile sei aber alles ganz anders geworden. Er habe sich freiwillig in die Entgiftung begeben, befinde sich jetzt in einer Langzeit-Therapie und könne dann wieder in seinem alten Job arbeiten. „Ich merke jetzt erstmal, wie krank ich bin.“ Er fand auch offene Worte zum Rückfall: „Ich schäme mich, ich schäme mich dafür in Grund und Boden.“

Am Ende hatte das Gericht Zweifel daran, dass er wirklich Handel mit den Drogen treiben wollte und ging deshalb von Besitz aus. Dabei sprachen die zahllosen einschlägigen Vorverurteilungen und die nicht unerhebliche Menge gegen den Herdecker. Positiv indes wirkten sich das Geständnis und seine Bemühungen, das Kapitel Sucht endgültig abschließen zu können, aus. Er erhielt eine Chance und wurde zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Allerdings mit der Auflage, die Therapie nicht eigenmächtig abzubrechen. Auch ließ Richter Christian Dembowski keine Zweifel aufkommen: „Weitere Bewährungschancen wird es für Sie nicht geben.“