Wetter. 1999 übernahmen Vincenza und Salvatore Barbarotta den kleinen Lebensmittelladen an der Königstraße. Ende des Jahres nehmen sie Abschied.
30 Jahre lang haben sie immer getrennt Urlaub gemacht – und sogar das nicht jedes Jahr. „Das soll sich bald ändern“, sagt Salvatore Barbarotta (66) und nimmt seine Frau Vincenza (65) in den Arm. Seit 1999 betreiben sie gemeinsam den kleinen Frischmarkt an der Harkort-/Ecke Königstraße in Alt-Wetter. Aber Ende des Jahres werden sie das Geschäft aufgeben und sich zur Ruhe setzen.
Als die Barbarottas vor zwei Jahrzehnten den kleinen Lebensmittelladen von Friedhelm Diederichs übernahmen, titelte unsere Zeitung „Das Ende einer Ära“. Seit über 100 Jahren verkaufte Familie Diederichs damals schon Lebensmittel in Wetter; das Geschäft zog mehrmals um, bis Friedhelm Diederichs den Rewe-Markt an der Königstraße 23a im Jahre 1970 übernahm. Nun endet wieder eine Ära; denn die Barbarottas führten das alteingesessene Geschäft erfolgreich weiter.
Schon 1975 kam das Paar aus Sizilien nach Deutschland. Ihr erster Weg führte sie nach Schwerte, wo sie sich nach einer kaufmännischen Ausbildung bereits im Jahr 1989 mit einem Rewe-Laden selbstständig machten. „Als Diederichs dann 1999 in den Ruhestand ging, hat Rewe uns das Geschäft hier in Wetter vermittelt“, erinnert sich Salvatore Barbarotta an die erste Begegnung mit der Harkortstadt. Und obwohl er und seine Frau nun schon 20 Jahre lang hier arbeiten, haben sie ihre Wohnung in Schwerte nie verlassen.
Mittagessen jeden Freitag
Etliche Kunden, die damals noch Kinder waren, sind inzwischen längst erwachsen – und kaufen noch immer bei Barbarotta. „Und aus vielen Kunden sind im Laufe der Zeit gute Bekannte geworden. Wir sind wie eine große Familie“, sagt Vincenza Barbarotta. Und da mache es eben auch traurig, wenn - wie letztens wieder - ein „Familienmitglied“ stirbt. „Diese Kundin war oft hier, und sie war immer lustig und hat Spaß gemacht“, erzählt die 65-Jährige betroffen. Andersherum seien natürlich auch viele Kunden traurig und zählten jetzt schon die Tage. „Meine Frau kocht jeden Freitag, und viele Wetteraner bedauern, dass sie bald selber kochen müssen“, weiß Salvatore Barbarotta. Erbsen- oder Linsensuppe, Grünkohl, Fisch mit Kartoffeln und Gemüse, Aufläufe und vieles Gerichte mehr bereitet seine Frau jeden Freitag frisch zu – stets zwischen 65 bis 70 Portionen. Darüber hinaus gibt es selbstgemachte Frikadellen und Schnitzel. „Manche kommen nur wegen meiner Frikadellen. Die halten im Vorbeifahren kurz an und fragen nach, ob sie schon fertig sind“, erzählt Vincenza Barbarotta und lacht. Auch für Vereins- oder Familienfeiern sowie Trauergesellschaften bereitet die 65-Jährige oft Gerichte zu: „Auch Rollbraten, Salsiccia und alles andere, was mariniert oder gewürzt wird, mache ich selbst.“
Kindheit und Jugend in Italien
Bis Ende des Jahres kommen Kunden noch in den Genuss dieser Leckereien; aber dann ist endgültig Schluss. „Die Selbstständigkeit ist schwer, man hat viel Verantwortung und viel Arbeit“, sagt Vincenza Barbarotta. Dennoch hofft das Paar auf einen Nachfolger, der das kleine Lebensmittelgeschäft weiterführen wird. „Wir wissen von mehreren Interessenten, aber Konkretes gibt es wohl noch nicht“, so Salvatore Barbarotta. Ob der Ruhestand das Paar zurück in die Heimat Sizilien führen wird? „Zum Urlaub machen ja“, sagt Vincenza Barbarotta, „aber wieder zurückgehen werden wir nicht.“ Und ihr Mann ergänzt: „Wir waren knapp 20 Jahre alt, als wir nach Deutschland gekommen sind. Unsere Kindheit und Jugend verbrachten wir in Italien, seitdem haben wir hier gelebt. Haben gemeinsam den Führerschein gemacht und unsere Ausbildung. Wir haben alles gemeinsam gemacht.“
Und so verwundert es nicht, dass die Vorfreude der Barbarottas auf den Ruhestand und auf lange gemeinsame Urlaube riesengroß ist.