Wetter. Smartphones und Tablets sind beim Ferienspaß „Waldmaus“ komplett überflüssig. Stattdessen geht es für die Kinder in die Natur.

„Eindringling! Eindringling!“, tönte es aus dem Wald, als sich Besucher dem Naturfreundehaus Eggeklause näherten. Kinder rannten aufgeregt vom Wald ins Haus und wieder zurück. Es hatte sich wohl eines der Ferienkinder im Lager vertan – oder war es doch ein Spion, der von seiner Gruppe beauftragt wurde, die feindliche Basis auszuspähen?

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In der Eggeklause und im Wald konnten sich die Kinder frei bewegen. „Die Grenzen, bis wohin sie gehen dürfen, haben wir vorher festgelegt“, erklärt Louisa Schildmacher. Die Studentin ist eine der vier ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die sich drei Wochen lang um das Wohl der Grundschulkinder kümmern. „Die Waldmaus“ heißt das Ferienprojekt des Deutschen Kinderschutzbundes Wetter. Gefördert und finanziert wird das Angebot von dem Fachdienst Jugend der Stadt Wetter, der Sparkasse Gevelsberg-Wetter und der Detaille-Stiftung,. Es konnten eine, zwei oder alle drei Wochen gebucht werden. Das Motto dieses Jahr: Zeitreise. Jeden Tag gibt es ein Unterthema. Neben dem Austoben im Wald, haben die Kinder auch Gelegenheit zu basteln. So wurden zum Beispiel schon Steine bemalt, als das Thema Steinzeit war, als kleine Indianer bastelten die Kinder Traumfänger und zum Thema Außerirdische wurden Astronauten-Anzüge selbstgemacht.

Jeder macht, worauf er Lust hat

Dass tatsächlich 30 Kinder am Naturfreundehaus herumtobten, war kaum merkbar. Die Gruppe verteilte sich auf den Wald, die Bastelecke auf der Terrasse und einen kleinen Spielplatz mit Trampolin. Außer ein paar Gruppenspielen, bei denen alle dabei sein sollten, durften sich die Kinder frei bewegen. „Jeder darf das machen, worauf er gerade Lust hat“, erzählte Schildmacher. Wer basteln wollte, konnte sich einfach zu den anderen setzen und loslegen – und wenn das Kunstwerk fertig war, wieder mit seinen neuen Freunden im Wald spielen. Dort ging es dann erst richtig los: Mit Kampfgebrüll stürzten sich die Kinder in wilde Schlachten und es wurden Schwertkämpfe mit Stöcken ausgetragen, um das eigene Lager zu verteidigen. Mit Ästen bauten sich die Kinder Unterkünfte und verzierten sie mit Dingen von Zuhause. „Wir haben eine ziemlich große Hütte“, verriet Jonas (8). „Unsere Basis ist der Dornbusch“. Zusammen mit seinen Mitbewohnern Ben (8), Marie (10) und Maya (7) führte er Besucher durch ihr Haus. Ein Eingang mit (Fahrrrad)klingel, Notausgänge und Zimmer. „Wir haben sogar eine Waffenkammer“, erklärte Marie, als sie gerade mit einem kleinen Besen den Waldboden kehrte – das Haus musste schließlich sauber bleiben. In der Waffenkammer wurden die Stöcke gelagert, die für die Kämpfe gebraucht wurden – denn: „Wir hatten auch schon Krieg, da mussten wir unser Revier verteidigen.“

Eine Waldmaus haben die Kinder zwar noch nicht gefunden. Dafür aber Frösche, die eingefangen und in große Lupengläser gesetzt wurden, um sie näher betrachten zu können. „Das ist der Tom“, stellte Maya den kleinen braunen Frosch vor, der unter Laub bedeckt im Glas hockte und sich nur widerwillig zeigte. Nach kurzer Zeit wurde Tom auch schon wieder in die Freiheit entlassen – denn ein Frosch gehört in die Natur und nicht ins Glas, das wussten die Kinder. Der Kontakt mit dem Wald und seinen Lebewesen machte den Kindern sichtlich Spaß. Bald wurde ein weiterer Frosch gefangen, über den Maya berichtete: „Das ist Bella. Tom und Bella waren mal verheiratet“.

Jonas macht nicht zum ersten Mal beim Projekt „Die Waldmaus“ mit. Wie viele andere ist er schon zum zweiten Mal hier. „Es gefällt mir ziemlich gut hier. Auch das Basteln macht Spaß“. „Dass so viele Kinder jedes Jahr wiederkommen, ist für uns ein Qualitätsmerkmal“, so Schildmacher.

Mittagessen gab es um halb eins. Das bereiten die Herbergseltern der Eggeklause täglich frisch für die Kinder zu und gehen dabei auch auf Extrawünsche ein. Um 16 Uhr dann wurden die Kinder von einem Bus wieder abgeholt – und freuten sich schon auf den nächsten Tag mit ihren Freunden, der bestimmt wieder genauso erlebnisreich wird wie dieser Tag.