Herdecke. Bürger können den Lärmaktionsplan bald kommentieren. Die Offenlegung ist nach den Sommerferien geplant.

Zwischen den Zeilen klingt immer wieder ein Hauch von Resignation durch. Es geht um den Lärmaktionsplan, den die Stadt Herdecke nun aktualisiert als Entwurf in der dritten Stufe veröffentlicht hat. Bald können Bürger dazu Kommentierungen abgeben, die Offenlage dieser Analyse ist für die Zeit nach den Sommerferien geplant.

„Die Situation ist leider nicht besser geworden“, sagte kürzlich Daniel Matißik als städtischer Planungsamtsleiter. Heißt: Aus Verwaltungssicht müssen Herdecker vielerorts mit Lärm von übergeordneten Straßen leben, für die der Bund oder das Land Nordrhein-Westfalen und somit nicht die Kommune zuständig sind. Das seien die „dominierenden Lärmquellen im Stadtgebiet“. Durch die Zunahme des Verkehrs habe sich zudem die Problematik in den vergangenen Jahren in einem schleichenden Prozess entwickelt.

Daher lohnt vor dem Hintergrund gesetzlich festgelegter Grenzwerte ein Blick auf die 31 Seiten, auf denen sich Lautstärken-Informationen zu verschiedene Stellen befinden.

Sonnenstein und Bleichstein

Den Zustand für dieses Wohn- und Schulgebiet an der Ruhr stuft die Stadt als „äußerst unbefriedigend“ ein. Den Krach von der Autobahn A1 hören demnach viele Herdecker, das sei auch nachteilig für die dortige Naherholung mit Sport- und Freizeitangeboten. Im Prinzip werde ein ganzes Gebiet „verlärmt“. Die Grenzwerte werden dort aber anscheinend nicht erreicht oder überschritten, dennoch seien – wie bereits mehrfach gefordert – Minderungsmaßnahmen „dringend erforderlich“.

Die B 54

Die massivsten Lärmprobleme bestehen laut Stadt für Gebäude entlang des Herdecker Bachs/südlicher Teil der Dortmunder Landstraße. In diesen Straßenabschnitten fehlen Lärmschutzwände. Die können Planer wegen der Erschließungsfunktion der B54 für die angrenzende Wohnbebauung an dieser Stelle auch nicht veranlassen, heißt es. Im Ergebnis seien dort zwölf Gebäude in Straßennähe durch Tagesdurchschnittsbelastungen von 70-75 dB(A) und auch nachts von mehr als 60 dB(A) betroffen.

An der Umgehungsstraße (Hagener Straße) zeigt sich, dass sich die Geräusche über die dort eingerichteten Lärmschutzeinrichtungen gewissermaßen auf der Verkehrsfläche halten. Nur zwei Wohngebäude seien in diesem Abschnitt mit mehr als 70 dB(A) im Tagesverlauf und nachts mit mehr als 60 dB(A) belastet. An der Wittbräucker Straße fallen 13 weitere Gebäude in Sachen Lärmbelästigung auf.

Wittener Landstraße

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Nahe der Stadtgrenze zu Witten seien drei Gebäude von mehr als 70dB(A) im Tagesdurchschnitt betroffen. Die nächtlichen Werte seien unbedenklich.

Gederner Straße

In diesem Außenbereich werden tagsüber und nachts die Grenzwerte an fünf Gebäuden überschritten. Der Bahnverkehr am westlichen Stadtrand verstoße dagegen nicht gegen Lärmvorgaben. Dennoch solle das Bundeseisenbahnamt Verbesserungen veranlassen.

Fazit

Die aktuellen Untersuchungen ergaben, dass drei Schulen mit Lärmbelastungen zu kämpfen haben sowie tagsüber an 32 und nachts an 35 Gebäuden in Herdecke die Grenzwerte überschritten werden. Davon sind 137 bzw. zwischen 22 und 6 Uhr 133 Bewohner betroffen. Das bedeutet einen Anstieg gegenüber der zweiten Stufe des Lärmaktionsplanes, wobei in der fortgeschriebenen Analyse mehr Straßen auftauchen.

Dennoch bleibe es bei einem „alten Problem“, nämlich der Zuständigkeit übergeordneter Baulastträger. Somit bestehen für die Stadt nach Einschätzung der Verwaltung „kaum Einflussmöglichkeiten auf lärmreduzierende Maßnahmen an den Lärmquellen“, es gebe kaum Handlungsspielräume für die Kommune. Gleichwohl wolle diese weiterhin mit der Politik und der Bürgerschaft Verbesserungen erreichen. „Gerade im Hinblick auf die A1 versuchen wir es weiter“, so Matißik.

Andererseits stehen Empfehlungen für Bürger im Raum, sich um passiven Lärmschutz zu kümmern. Das umfasst Schallmaßnahmen an Gebäuden, etwa über neue Fenster und Dämmungen. Wer bei Baulastträgern nachfrage, können bei erfolgreichen Nachweisen Fördergeld bekommen.