Herdecke. Die Stadtbücherei Herdecke ist im Onleihe-Zeitalter angekommen. Wer einen Ausweis hat, kann sich eBooks und Hörbücher runterladen.
Zehn Euro Jahresbeitrag für die Bücherei, und das ganze Jahr über Bücher und Hörspiele herunterladen – Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster ist jedenfalls schon gewonnen für „Onleihe“, das neue Angebot der städtischen Bücherei. Ihren Ausweis, vor Jahren schon abgelaufen, will sie flugs verlängern lassen. Und ab geht es mit einem Stapel von Büchern in den Urlaub, platzsparend im Handy verstaut.
Leser von früher und eine ganz neue Nutzergeneration hat Jessica Rausch im Blick. Als Leiterin des Schul- und Kulturamtes ist sie zuständig für die Bücherei. „Die gehen nicht mehr in die Bücherei“, weiß sie von den 14- oder 15-Jährigen. Das könnte sich ändern. 500 Bücher in einer Version für Telefon, Tablet, PC oder eBook-Lesegerät hat die Stadt Herdecke zunächst eingekauft. Die Hälfte der Titel stammt aus dem Bereich Kinder- und Jugendbücher.
Im Büchereiausweis inbegriffen
Die ganz normale Bücherei kann da mit ihren Käufen nicht mithalten. „Ein bisschen was mit Liebe, ein bisschen was mit Fantasy“ ist beispielsweise bei der Tochter von Katja Strauss-Köster angesagt. Gleich mehrere Reihen gibt es da im Handel, und viele davon mit ganz vielen Folgen. So schnell, wie echte Bücherwürmer sich da durchlesen, kann eine Bücherei gar nicht nachbestellen. Mit ihrer Onleihe-Abteilung aber schon ein bisschen leichter!
Ganz einfach ist der Eintritt, sagt Jessica Rausch, und hat ihr Tablet zum Termin mit der Presse gleich mitgebracht. Ins Internet gehen, den Laden mit den Apps aufsuchen, die App „Onleihe“ bestätigen, aufrufen, anmelden – und los geht es mit dem munteren Herunterladen. Voraussetzung: Ein Büchereiausweis ist vorhanden. Sonst muss auch der Onleihe-Nutzer vor dem ersten Onleihen einmal in die Bücherei an der Hauptstraße. Für zehn Euro im Jahr gibt es einen Ausweis für die ganze Familie. Und freien Zugang zu so viel Hörbüchern und Leseversionen wie gewünscht. Mit kleinen Einschränkungen.
Buch verschwindet vom Endgerät
Für die „Onleihe“ muss fürs Ausleihen und für Wiederbringen zwar niemand mehr in der Bücherei persönlich vorbeischauen, aber grenzenlos ist das Hör- und Lesevergnügen dann doch nicht. Die Ausleihfrist darf frei gewählt werden. Aber nach spätestens zwei Wochen ist Schluss. Dann holt niemand das Buch ab, und Mahngebühren gibt es auch nicht. Dafür ist die Datei schlicht nicht mehr hör- oder lesbar. Verlängerung: geht nicht. Nur eine neuerliche Ausleihe. Und da könnte das angefangene Buch schon wieder an jemand anderen „verliehen“ sein.
Insellösung für Herdecke
6000 Euro standen in Herdecke fürs Programm, die Einrichtung und die Wartung zur Verfügung.
Dazu kamen 3000 Euro für die Anschaffung von Lizenzen zum Lesen und Hören über die App.
3000 Euro von Mark-E haben den Bestellrahmen verdoppelt.
Herdecke hat eine Insellösung gewählt, während sich bis auf Breckerfeld alle Städte im Kreis zusammengeschlossen haben.
Grund: 17.000 Euro für die Einrichtung waren den Herdeckern zu viel. Und für diesen Verbund hätte ein Diplom-Bibliothekar beschäftigt sein müssen.
Die Stadt Herdecke hat Lizenzen für bestimmte Bücher gekauft. Und diese Bücher können dann nur einfach herunter geladen werden wie richtige Bücher eben auch nur einmal aus dem Regal zu nehmen sind. Immerhin ist der Gesamtbestand von 14.000 Medien auf diese Weise noch einmal um 500 aufgestockt worden. So viele Titel waren mit dem Geld zu bekommen, das dem Amt zur Verfügung stand. 3000 Euro waren es von der Stadt, noch einmal 3000 Euro als Spende von Mark-E.
Geschichten auf CD
Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster ist dem Sponsor äußerst dankbar. Sie wäre schon mit weniger zufrieden gewesen. Dann kam aber eine Zusage in gleicher Höhe wie der städtische Anschaffungsposten. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, freut sie sich über den gewonnen Spielraum für die Nutzer. Digitalisierung sei auch für die Kunden von Mark-E ein großes Thema, sagt Ronald Ludwig aus der Vertriebsabteilung des Versorgungsunternehmens. Es gebe Online-Portale und neuerdings sogar Digital-Strom. Hier wird zeitgemäß schneller abgelesen und abgerechnet.
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Das neue Angebot ist nicht in Stein gemeißelt. „Wir sehen das als Versuchsballon“, sagt Jessica Rausch. Wie stark es nachgefragt wird, welche Bücher oder Hörbücher dabei besonders oft gebucht werden, wie sehr klassische Bücher an einem öffentlich zugänglichen Ort weiter begehrt bleiben – „das muss man erst noch sehen“, sagt auch Dieter Joachimi, als Beigeordneter auch für Schule und Kultur zuständig. Bisher haben sich Hörbücher auf CD als Ladenhüter entpuppt. Neubestellungen wird es wohl keine mehr geben. Kinder-Geschichten auf Scheibe dagegen sind heiß geliebt. Und könnten es bleiben.