Die Hilfen für psychisch Kranke an Ennepe und Ruhr sind gesichert, so die SPD-Kreistagsfraktion. Es profitieren u.a. Caritas und Wetterleuchten.

Eine Mitteilung der SPD im Ennepe-Ruhr-Kreis dürfte psychisch Kranke freuen, sie können sogar laut Partei „aufatmen“, denn: Die Arbeit der hiesigen Kontakt- und Beratungsstellen ist nach einem entsprechenden Beschluss des Kreistags wieder gesichert.

Bei einer Angststörung, Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten sind vier Anlaufstationen im EN-Kreis für Betroffene und Angehörige da. Mitarbeiter der Caritas, der Kontakt- und Krisenhilfe, von Viadukt und Wetterleuchten (letztgenannter Verein betreibt eine Kontakt- und Beratungsstelle an der Schöntaler Straße in Wetter sowie einen Treffpunkt in Herdeckes Bachstraße) haben ein offenes Ohr, beraten und helfen. Die Träger haben verschiedene Finanzierungskonzepte, ein beachtlicher Teil jedoch kommt laut Hinweis der Sozialdemokraten vom Kreis, der die Hilfen für psychisch Kranke seit Jahren freiwillig fördert.

Finanzierung stand zur Disposition

Die aktuelle Finanzierung der Helfer stand demnach zur Diskussion – und zwar wegen einer Überlegung der Kreisverwaltung, die Kontaktstellenarbeit zukünftig europaweit auszuschreiben. Eine zweite Möglichkeit, die Arbeit der Helfer zu unterstützen, waren laut Verwaltung Zuwendungsbescheide. Doch die „rechtlich sicherste Variante“ sei die Ausschreibung, hieß es in der Vorlage der Kreisverwaltung. Bislang wurden sogenannte Leistungs- und Vergütungsvereinbarungen getroffen, die nun nicht mehr möglich seien – durch ein 2016 reformiertes Vergaberecht. Dabei werden die Betroffenen immer jünger, und auch die Zahl der psychisch Kranken nimmt zu – weil die Diagnoseverfahren besser werden und die Betroffenen häufiger Hilfe annehmen, meldet die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie.

„Wir waren von den Überlegungen der Kreisverwaltung alarmiert“, sagt Jürgen Wanitzke, Geschäftsführer der Kontakt- und Krisenhilfe (KuK), „und wenn die Finanzierung durch den Kreis wegbräche, könnten wir als Einrichtung zwar weitermachen, aber es wäre für die Klienten eine Katastrophe, weil dann die Arbeit der Kontakt-und Beratungsstellen in Gefahr wäre.“ In den Kontakt-und Beratungsstellen bietet die Kuk für Hilfesuchende ein niedrigschwelliges Angebot, um aus ihrer Isolation herauszukommen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und professionelle Beratung zu bekommen.

Die KuK betreibt nicht nur Kontakt- und Beratungsstellen, sondern auch eine Tagesstätte mit zwei Standorten. Die Mitarbeiter betreuen Betroffene auch im „Ambulant Betreuten Wohnen“: Sie unterstützen bei den Herausforderungen des täglichen Lebens, helfen bei der Suche nach einer neuen Wohnung, hören zu. Die KuK finanziert sich zum größten Teil über Mittel des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Keine europaweite Ausschreibung

Mit dem Beschluss ist die Idee, die Arbeit der Kontaktstellen europaweit auszuschreiben, vom Tisch. SPD, Grüne, Linke sowie die Fraktion Freie Wähler und Piraten stimmten für einen Vorschlag, der vorsieht, die Leistungen der Kontaktstellen künftig per Zuwendungsbescheid zu unterstützen. CDU und FDP stimmten dagegen. Nachteil laut SPD: Diese Bescheide müssen jährlich neu beschlossen werden. „Wir befürworten den Zuwendungsbescheid“, sagt Daniel Pilz aus Wetter (Vorsitzender SPD-Fraktion im Kreistag), „weil wir so weiter mit den Trägern zusammenarbeiten können, die wir in der Vergangenheit kennen und schätzen gelernt haben. Würde der Kreis die Leistungen europaweit ausschreiben, hat man keine Garantie, dass die jetzigen Träger das weiter machen können.“ Gerade in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen sei es wichtig, dass die Betroffenen und Angehörigen möglichst die gleichen Anlaufpunkte, Ansprechpartner und Betreuer hätten.

Bei der KuK ist man erleichtert: „Wir sind froh, dass mit den Zuwendungsbescheiden die Finanzierung der Kontakt- und Beratungsstellen erstmal wenigstens auf dem bisherigen Niveau erhalten bleibt“, so Jürgen Wanitzke.