Wetter. Daniel Starosta organisiert beruflich Feste und Freizeit für andere. Derzeit auch für 300 Kinder auf dem inklusiven Bauspielplatz in Volmarstein.
„Daniel, kann ich den Richtkranz nehmen?“, „Daniel, ich brauche ein Pflaster.“ „Kann ich mir die Säge ausleihen, Daniel?“ Daniel Starosta ist dieser Tage ein gefragter Mann auf dem inklusiven Bauspielplatz in Volmarstein, den er gemeinsam mit einem Organisationsteam der Stadt Wetter und 50 Betreuern noch bis Ende nächster Woche leitet. Über die Entwicklung des traditionellen Ferienprojekts für Kinder und Jugendliche in Wetter und seinen Beruf als Freizeitpädagoge in der Evangelischen Stiftung Volmarstein haben wir mit dem 41-Jährigen gesprochen.
Wie wird man eigentlich Freizeitpädagoge?
Daniel Starosta: Ich habe ursprünglich eine Tischlerausbildung gemacht und auch zwei Jahre als Geselle gearbeitet. Bei einem Unfall habe ich einen Finger verloren und hatte im Krankenhaus Zeit zum Nachdenken. Da wurde mir klar, dass die Bauarbeitermentalität nicht meins ist. Dazu kommt, dass man selten zuhause ist, wenn man auf Montage fährt. Ich hatte zwar den Spaß am Job verloren, aber nicht den Spaß am Umgang mit Holz. Und da ich aus einer Pädagogenfamilie komme, wollte ich schließlich beides miteinander verbinden und habe noch eine Erzieherausbildung gemacht.
Aber danach waren Sie ja immer noch kein Freizeitpädagoge?
Nein, das ist richtig. Ich habe zunächst 2003 im Berufsbildungswerk der ESV angefangen und danach im Haus Bethesda hospitiert. Dabei habe ich so viele neue Eindrücke gewonnen, und die Leute, die dort wohnten und zum Teil heute noch dort wohnen, sind mir so sehr ans Herz gewachsen, dass wir total viel unternommen haben. Ich habe viele Freizeiten organisiert und so bot es sich an, dass ich noch eine Ausbildung zum Erlebnispädagogen und Hochseilgartentrainer absolvierte. Erst dann wurde die Stelle eines Freizeitpädagogen in der Stiftung geschaffen. Seitdem koordiniere ich den Bereich Freizeit und Kultur in der ESV.
Können Sie sich noch an ihre erste große Aufgabe erinnern?
Ja natürlich. Die lautete: Bringen Sie den Bauspielplatz nach Volmarstein und machen ihn inklusiv. Ein Jahr Vorbereitung hat es mit allen Verträgen gebraucht, bis das Projekt stand. Und bis heute ist es gewachsen und verändert sich von Jahr zu Jahr. In den Anfängen waren zum Beispiel viele Kinder mit Körperbehinderungen dabei. Diesmal sind es mehr Kinder mit Autismus oder auch ADHS. Übrigens haben etwa 10 bis 13 Prozent der insgesamt 300 Bauspielplatzkinder ein Handicap.
Und Inklusion funktioniert hier auf dem Bauspielplatz?
Absolut. Das läuft unter den Kindern. Ich kann mich noch an den Bauspielplatz 2012 erinnern. Damals gab es erste Annäherungen, als einige Oberlinschüler den BSP ein paar Mal besuchten. Aber das war auf dem abschüssigen Gelände am Heringhäuser Feld in Wengern besonders für Rollstuhlfahrer nicht so effektiv. 2013 ging der BSP dann hier am Berufsbildungswerk in Volmarstein an den Start, und es gab viele Rückmeldungen, dass alle von dem Gelände profitieren; denn die Kinder können ganz in Ruhe bauen, und es gibt ja auch noch den Sportplatz und die Turnhalle. Übrigens sind jetzt schon vier ehemalige Bauspielplatzkinder mit Handicap, die inzwischen 18 bzw. 19 Jahre alt sind, als Helfer dabei. Ohne so ein großartiges Team würde das auch gar nicht funktionieren. Und all das ist doch ein gutes Zeichen der Entwicklung und der Inklusion. Für die 300 Kinder stehen ja 50 Betreuer und ein Organisationsteam der Stadt zur Verfügung. Und ich habe 14 Leute, denn teilweise gibt es eine 1:1-Betreuung für Kinder mit Handicap.
Was gehört ansonsten zu ihren Aufgaben als Freizeitpädagoge in der ESV?
Ich organisiere Urlaube und Ferienfreizeiten, überquere mit Rolli-Fahrern die Alpen oder begleite Segeltörns auf handicap-gerechten Segelbooten. Ich koordiniere Sommerfeste und Jubiläen im Erwachsenen- und Jugendbereich der Stiftung. Aber auch tägliche Angebote wie Trampolinspringen, ein wechselndes Programm im Café Mittendrin sowie Kooperationen mit dem Kulturverein Lichtburg und Sportvereinen gehören zum Aufgabenfeld. Außerdem bin ich in drei Fachforen, unter anderem im Behindertenbeirat, hier in Wetter vertreten. Gefühlt habe ich meine Hände also überall drin. Unterstützt werde ich übrigens von einer Studentin, einem diakonischen Helfer und zwei Auszubildenden.
Mit welchen Projekten beschäftigen Sie sich nach dem Ende des Bauspielplatzes?
Nach dem Bauspielplatz gehen wir alle erst mal in den Urlaub. Und danach beginnen wir schon wieder mit den Vorbereitungen für den Bauspielplatz 2020; wir haben also immer ein Jahr Vorlauf. Und dann ist da auch noch der inklusiver Brückenlauf, bei dem ich auch involviert bin. In diesem Jahr kann ich allerdings nicht dabei sein. Für Ende des Jahres ist dann noch Teil Zwei des „Punkwusicals“, eines Musicalprojektes, geplant. Dafür kooperieren wird mit der Lichtburg und Kris und Mona Köhler vom Koffertheater. Sogar eine inklusive Band haben wir eigens dafür gegründet.