Herdecke. Fünf Jahre gibt es das Projekt Herdecke hilft. Die Redaktion hat sich mit den beiden Gründern und ihren Freunden aus Nepal unterhalten.

Seit fast fünf Jahren engagieren sich Rebecca und Marc Schulte für das Dorf Fulkharka in Nepal. Jetzt bekamen beide Besuch von Shreeram Adhikari und seiner Frau Reno aus Nepal. Durch die Freundschaft ist auch das Projekt Herdecke Hilft entstanden und durch zahlreiche Spendenaktionen konnte das Dorf einige Fortschritte machen. Marc und Rebecca Schulten erzählen zusammen mit Adhikari über die Anfänge, die Erfolge und die Pläne für die Zukunft.

Wie entstand das Projekt Herdecke Hilft?

Marc Schulte: Ich hatte 2013 einen Jobwechsel und im Rahmen dieses Wechsels hatte ich genug Zeit etwas von meiner Löffelliste zu streichen, nämlich die Wanderung zum Basislager des Everest. Dort war Shreeram mein Guide und wir sind zusammen in einer internationalen Gruppe zum Basislager des Everest. 2015 nach dem großen Erdbeben kamen mehrere E-Mails von Shreeram, in denen er schrieb dass die Schule ins seinem Dorf komplett zerstört war. Mehrere aus der internationalen Gruppe, zum Beispiel aus China, der Schweiz, den USA oder Australien, konnten das Dorf mit kleinen Beträgen unterstützen. Zu dem Zeitpunkt haben wir gesagt, einen gewissen Betrag kann man spenden, aber ich bin auch recht gut vernetzt in Herdecke. Dann haben wir im Dörken-Saal einen Spendenabend veranstaltet, dafür haben wir lokale Spitzensportler und Politiker und auch meinen Namensvetter den Moderator Marc Schulte mit ins Boot genommen. Der Abend war sehr erfolgreich. Fast 200 Menschen waren an dem Abend anwesend und dann konnten wir schon das erste Geld überweisen. 2016 haben wir das Angebot bekommen in Ende einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu übernehmen. Da haben wir auch eine sehr gute Rückmeldung bekommen, so dass wir dort jetzt jährlich präsent sein wollen. Nachdem meine Tochter Rebecca und ich 2017 nach Nepal geflogen sind, haben wir dann entschieden Vorträge zu halten. Danach haben wir dann Vorträge zum Beispiel an der SIHK gehalten.

Rebecca Schulte: Ich war letztens erst an einer Grundschule und habe einen Vortrag über Nepal und verschiedene Welten und Schulwelten gehalten. Natürlich rein informativ.

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Shreeram Adhikari: Ich bin seit 1998 Bergführer und habe mich schon immer sozial engagiert. Ich habe zum Glück viele Freunde, wie Marc, die nach dem dem Erdbeben helfen wollten. Die Schule, die während des Erdbebens zusammenbrach lag mir sehr am Herzen. Die Regierung wollte keine Verantwortung für den Wiederaufbau übernehmen. Also haben wir sie wieder aufgebaut. Wir haben Klassenräume gebaut und Toiletten für Lehrerinnen. Außerdem konnten auch notwendige Möbel und Ausstattung bezahlt werden. Wir wollen uns jetzt mit Rebecca und Marc austauschen, wie wir Dinge besser machen können

Marc Schulte: Wir sind jetzt Deutschlandweit etwas stärker vernetzt. Vorher waren wir eine One-Man-One-Woman-Show. Letzten Monat waren wir bei einem größeren Treffen in Bonn. Und dann sind wir natürlich auch froh, dass Shreeram und seine Frau unserer Einladung gefolgt sind.

Wie sieht es mit aktuellen Problemen in Nepal aus. Inwiefern beeinflusst der Klimawandel zum Beispiel Nepal?

Shreeram Adhikari: Der Klimawandel betrifft Nepal sehr. Es gibt mehr Überflutungen, mehr Regen und weniger Wasser in höher gelegenen Gegenden. Es ist jedes Jahr das gleiche Problem. Landwirtschaftliche Regionen haben bei dieser Wasserknappheit große Probleme. Vor wenigen Tagen sind bei einer Flut 60 Menschen gestorben, leider passiert das oft.

Wie sieht die Nepal Hilfe vor Ort aus?

Shreeram Adhikari: Wir wollen einen Lerneffekt erzielen, in denen wir den Menschen zeigen, so kann man etwas gut bauen. Alle Arbeiten in Nepal werden auch von Nepalesen ausgeführt, da sie dann auch lernen wie man solche Dinge aufbauen kann.

Rebecca Schulte: Wenn wir etwas bauen in der Schule, kommen andere Menschen aus anderen Dörfern und schauen sich den Prozess genau an und dann haben sie die Chance, alles genau so aufzubauen. Wenn wir Sachen und Fertigbauten nach Nepal schicken würden, würden wir auch keine Arbeitsplätze schaffen. So schaffen wir Arbeitsplätze und die Leute in Nepal wissen,wie sie auch selbst etwas aufbauen können.

Marc Schulte: Wir haben bewusst entschieden diese eine Schule, beziehungsweise das Dorf zu unterstützen, da wir dort die Personen kennen. Dabei wollen wir dort Wissen schaffen und etwas für spätere Generationen schaffen. Das Besondere bei uns ist aber wirklich, dass wir die Personen hier persönlich kennen, wir haben Kontakt zu ihnen und wir können versichern, dass 100 Prozent des Geldes an Shreeram gehen, dieser gibt es an ein Dorfkomitee weiter

Was ist als nächstes geplant?

Rebecca Schulte: Letztes Jahr sind wir zu den Freunden Nepals und haben uns dort angeschlossen, haben aber keine Verantwortung abgegeben. Das nächste Ziel ist eine Toilette für die Schulkinder. Und eine Mauer, die die Schule eingrenzt, da es dort einen Abhang gibt der gefährlich für die Kinder sein kann.

Marc Schulte: Wir streben im Moment eine Kooperation mit dem Lions Club an, Shreeram selbst ist auch ein Lions-Mitglied. Da würden wir gerne zusammenarbeiten, spenden sammeln und Vorträge halten. Spannend an der Schule ist, dass es eine Landwirtschaftsschule ist, da geht es darum erst mal Dinge zu lernen, wie die die Drei-Felder-Wirtschaft aussieht oder etwas über die Beschaffung von Dünger zu lernen. Die Investition in die Schule steigert also auch den Lebensstandard in den Häusern. Da wäre jetzt auch die Idee von fließendem Wasser, um die Hygiene zu steigern. Mit der Schultoilette wollen wir also zeigen, dass auch Wasser in die Häuser kommt, damit die zentrale Wasserstelle abgelöst werden kann. Es gibt viel zu tun und daraus entstehen natürlich auch immer wieder neue Ideen und Vorschläge. Nächstes Jahr planen wir eine größere Aktion, da seit dem Erdbeben dann fünf Jahre vergangen seien werden. Zu diesem Anlass wollen wir auch die Spendenbereitschaft heben.

War von Anfang an geplant, dass Herdecke hilft mehr als ein einmaliges Projekt wird?

Rebecca Schulte: Wir sind mit Herzblut dabei. Am Anfang wollte mein Vater einfach nur helfen und dann haben wir nicht mehr aufgehört und so können wir jetzt schon seit fast fünf Jahren das Dorf in Nepal unterstützen. Ich bin auch mit Herzblut dabei, mir macht es total Spaß und es ist ein schönes Gefühl dann Verbesserungen zu sehen.

Marc Schulte: Die Kontinuität wird in Herdecke auch belohnt, dann kommen auch Menschen im Supermarkt auf einen zu und sagen einem, dass sie die Aktion schön und unterstützenswert finden. Letztes Jahr hatten wir viel Erfolg mit Crowdfunding und auch ein Lottogewinner aus Herdecke gab uns einen Teil des Gewinns. Es ist schon immer wieder ein Kraftakt, aber wir machen es mit Leidenschaft.

Herr Adhikari, was inspiriert sie an Deutschland?

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Shreeram Adhikari: Im Freilichtmuseum in Hagen habe ich einige interessante Dinge gesehen, die mir gezeigt haben, dass manche Abläufe in Nepal rückschrittlich sind, da diese per Hand erledigt werden obwohl man Maschinen dafür bauen könnte. Zum Beispiel ein Wasserrad gab es zwar schon früher in Nepal, ist aber komplett zerstört und könnte besser ausgebaut werden. Das beste was ich heute gesehen habe waren aber die sehr schönen öffentlichen Toiletten, so etwas hätte ich gerne in meinem Dorf.

Was war das Schönste in Ihrer Partnerschaft?

Shreeram Adhikari: Die Partnerschaft ist wirklich etwas Besonderes. Marc und Rebecca sind sehr zuverlässig und offen. Marc und Rebecca verfolgen auch alle Bewegungen, planen mit uns. Es gibt immer einen angeregten Austausch zwischen uns. Wir können hier wirklich etwas verändern und das freut mich sehr.

Marc Schulte: Natürlich 2017 nach Nepal zu reisen und zu sehen welche Fortschritte wir in 2 Jahren gemacht haben. Das auch das umgesetzt wurde für das wir das Geld gesammelt haben. Es gibt da räume die gebaut wurden, weil wir das Geld gesammelt haben. Es gibt Kinder die sich dort auf Möbel setzen können, weil wir mit der Unterstützung der Herdecker dort etwas aufbauen konnten. Wir sind dorthin gekommen und wurden wirklich gefeiert obwohl wir auch nur das Leben der Menschen dort verbessern wollten. Alles dank der Herdecker Bevölkerung, darum heißt die Initiative ja auch Herdecke Hilft. Rebecca Schulte: Ja das sehe ich genauso. Uns wurde so viel Dankbarkeit entgegengebracht, obwohl uns eigentlich niemand wirklich kannte.