Wetter/Herdecke. . Das sind überraschende Ergebnisse der Europawahl. Die Gewinner jubeln, die Verlierer üben sich in Selbstkritik und suchen Fehler.

Des einen Freud ist des anderen Leid. Selten hat ein Sprichwort besser zu einer Wahl gepasst. Große Gewinner der Wahl sind sowohl in Wetter als auch in Herdecke die Grünen. Während in Wetter die SPD noch einen hauchdünnen Vorsprung vorzeigen kann, haben die Herdecker Grünen allen Grund zu feiern. Zwischenzeitlich lagen sie über sechs Prozentpunkte vor der SPD. Am Ende konnten sie sich über einen Vorsprung von 1,6 Prozent freuen. „Dieses Wahlergebnis ist für die Herdecker Grünen historisch und ein starkes Signal , die Themen Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit in Europa, aber vor allem in unserer Stadt weiter und noch mutiger auf die politische Tagesordnung zu bringen. Es zeigt auch, dass die Sorgen der Jugend um Klima und Umwelt von allen Generationen ernst genommen werden“, sagt Andreas Disselnkötter, Fraktionsvorsitzender der Grünen, direkt nach Bekanntgabe der Ergebnisse.

Gedrückter die Stimmung bei der SPD. Der Europaabgeordnete Prof. Dr. Dietmar Köster aus Wetter äußerte sich enttäuscht. „Klar ist, dass die SPD bei ihren europapolitischen Themen bleiben muss. Es gibt immer noch eine große soziale Ungerechtigkeit, gegen die wir angehen müssen. Aber wir müssen auch an unserer Glaubwürdigkeit arbeiten“, sagt er. Dennoch sieht er einen Lichtblick am Europahimmel: „Die Rechten können in Europa nicht bestimmen“, meint er erleichtert. Gestern Abend ging es für ihn direkt aus Wetter weiter nach Dortmund. Dort schaute er gebannt auf die Ergebnisse aus den anderen Ländern.

Doch zurück nach Wetter und Herdecke. Die Wahlbeteiligung in beiden Städten war höher als bei der letzten Europawahl. 64,05 Prozent (52,28 Prozent 2014) der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme in Wetter ab. In Herdecke waren es sogar 66,79 Prozent (56,42 Prozent 2014).

Die größten Verlierer bei dieser Europawahl waren CDU und SPD und zwar in beiden Städten. Konnte die SPD in Wetter vor fünf Jahren noch ein Ergebnis von über 41 Prozent einfahren, muss sie nun Verluste von 16 Prozent verkraften. Die CDU verliert nicht ganz so viele Stimmen, muss aber auch fünf Prozentpunkte abgeben. Die AfD kann im Vergleich rund 2,4 Prozent zulegen, während der große Gewinner dieser Wahl die Grünen sind. Über 14 Prozent gewannen sie dazu.

In Herdecke blieb es bis kurz vor 21 Uhr spannend. Waren die ersten Stimmen schnell ausgezählt, fehlten am Ende lange die Stimmen aus dem Briefwahlbezirk 2. Das hielt die Herdecker Grünen aber nicht davon ab, schon ein bisschen im Ratssaal zu feiern. Kein Wunder: Zeitweilig lagen sie über sechs Prozent vor der Konkurrenz der SPD. Das Ergebnis relativierte sich kurz vor Schluss zwar noch ein wenig, doch am Ende stand fest: Erstmals in der Geschichte Herdeckes waren die Grünen nicht mehr einzuholen. Im Vergleich zu 2014 (11,93 Prozent) legten sie um rund 12,5 Prozent zu und waren mit über 1,3 Prozent vor der SPD platziert. Die Sozialdemokraten hingegen mussten über 15 Prozent der Stimmen abgeben. Die CDU verliert auch noch fünf Prozent. Steigern konnte sich im Vergleich die AfD, die von 6,05 Prozent ihr Ergebnis auf 8,69 verbessern konnte.

Die lokalen Ergebnisse decken sich in etwa auch mit denen des Gesamtkreises Ennepe-Ruhr. Kreisweit sind die Grünen mit 23,57 Prozent der Stimmen stärkste Kraft, vor der CDU mit 23,08 Prozent und der SPD mit 22,99 Prozent. Die AfD verpasst mit 9,17 Prozent die Zehn-Prozent-Marke. Die FDP kommt auf 6,47 Prozent, dahinter Die Linke mit 4,07 und Die Partei mit 2,46 Prozent. Alle Stimmen aus dem Kreis waren um 21.36 Uhr ausgezählt.