Wetter. . Der Hauptausschuss beschäftigt sich mit einem Antrag von Johannes Wilbert. Er möchte einen Teil des Textes auf einer Gedenktafel entfernen lassen.

Wenn die Mitglieder des Hauptausschusses heute um 17 Uhr an der Wilhelmstraße zusammen kommen, liegt ihnen ein Antrag vor, den Johannes Wilbert gestellt hat. Er möchte einen Teil des Textes der Gedenktafel am Ehrenmal entfernen lassen.

„Ich bin hier spazieren gegangen und habe mir die Tafeln durchgelesen. Bei dieser hier bin ich ziemlich erschrocken“, berichtet Wilbert und zeigt auf die Gedenktafel. „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung“, steht dort geschrieben. Die Tafel wurde am 28. Juni 1931 dort angebracht.

Frieden in Europa

„Ich arbeite in der Jugendförderung. Außerdem bin ich absolut dankbar dafür, dass wir solange schon Frieden in Europa haben. Heute auf einer Gedenktafel an einem Ehrenmal zur Nacheiferung von Krieg zu lesen, geht gar nicht“, sagt Wilbert. Zumal er betont, dass dies schließlich ein Ehrenmal und kein Mahnmal sei. Und so habe er es auch Bürgermeister Frank Hasenberg mitgeteilt, bevor er den Antrag an den Hauptausschuss stellte.

Yvonne Held

Die Diskussion um den Umgang mit Ehrenmalen in den Städten ist nicht neu. Dienten sie bei der Erbauung durch die Nationalsozialisten meist dem Zweck der Heldenglorifizierung und damit der Absicht, junge Männer für den Kriegsdienst zu begeistern.

In meiner Heimatstadt gab es eine ähnliche Debatte. Dort wurde das Ehrenmal 1934 von den Nationalsozialisten eingeweiht. Inzwischen ist dort ein Ensemble entstanden aus Ehrenmal, Gedenkstele und Deserteurdenkmal. Die Stele enthält Auszüge aus der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985. Das Deserteurdenkmal war eines der ersten in Deutschland. Somit wird die Heldenglorifizierung zur Mahnung. Sie steht nicht mehr allein.

Ob das für jedes Ehrenmal die optimale Lösung ist, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass Krieg in der heutigen Zeit nicht mehr glorifiziert werden sollte. Auch nicht auf alten Gedenktafeln.

Den Schritt zu diesem ungewöhnlichen Antrag hat sich Wilbert gut überlegt und zuvor mit verschiedenen Leuten und Organisationen gesprochen. „Ich habe auch mit Menschen der Kriegsgräberfürsorge gesprochen, die ebenfalls der Meinung waren, dass diese Inschrift nicht sein dürfe“, berichtet er. Deshalb entschließt er sich schließlich zu diesem Schritt. Sein Begründungstext lautet wie folgt: „Der Grund liegt darin, dass das Ehrenmal gegenwartsbezogen ist und nicht diesem Teil der Geschichte nachgeeifert werden soll. Wir haben deutschlandweit immer mehr Bewegungen, die dem ,Alten’ nacheifern. (...) Im Gegensatz zur Weimarer Reichsverfassung, aus dessen Zeit die Gedenktafel stammt, sind die Grundrechte nach dem heutigen Grundgesetz keine bloßen Staatszielbestimmungen, sondern unmittelbar geltendes Recht für die der Menschenwürde und des Friedens verpflichtenden Staatsgewalten.“

Geschichte des Ehrenmals

Zum Hintergrund: Die Gedenktafel wurde am Ehrenmalweg/Ecke Sunderweg am Harkortberg am 28. Juni 1931 aufgehängt zur Erinnerung an die Toten des Ersten Weltkriegs. Später wurde eine zweite Tafel zur Erinnerung an die getöteten Soldaten des Zweiten Weltkriegs ergänzt. Außerdem steht dort die Soldatengruppe „Sekundanten in der Schützenlinie“. Sie zeigt einen Soldaten mit Tornister und Pickelhaube, der seinen Kameraden bewacht, der getroffen zu seinen Füßen liegt. Die Szene wurde als Kriegerdenkmal wurde 1891 mit Spenden des Krieger- und Landwehrvereins errichtet. Da sie damals aus Sandstein gebaut wurde, verwitterte sie schnell, so dass sie 1906 durch einen Bronzeguss ersetzt wurden. Doch dieser wurde im Ersten Weltkrieg als Kanonenfutter eingeschmolzen. Erst 1935 wurde durch eine Spendenaktion insgesamt 7500 Reichsmark gesammelt, und damit wurde ein neuer Bronzeguss der Soldaten ermöglicht.