Herdeckerin stiehlt Alkohol für mehrere hundert Euro. Rückfall in die Drogensucht. Gericht gibt ihr eine letzte Chance, dem Gefängnis zu entgehen.
Herdecke/Wetter. Die Drogensucht hatte sie wieder fest in den Klauen. In dieser Situation fiel eine 32-jährige Frau aus Herdecke in alte Muster und beging eine Reihe von Ladendiebstählen. Ihre Beutezüge blieben nicht unbemerkt und bescherten der Frau mit bewegter Vergangenheit nun ein Verfahren vor dem Amtsgericht Wetter. Dort erhielt sie die vielleicht allerletzte Chance.
Schwierige Ermittlungen
Einschlägige Vorverurteilungen, mehrere Gefängnisaufenthalte und laufende Bewährung: An sich war die Herdeckerin vorgewarnt. Und doch stellte sie ihr Glück im vergangenen Sommer erneut auf die Probe – und das bei weitem nicht nur ein Mal. An zwei Tagen Ende Mai ließ sie in einem hiesigen Supermarkt Alkohol für mehrere hundert Euro in ihrem Rucksack verschwinden. Im Juli stahl sie „Jägermeister“ für über 70 Euro. Darüber hinaus schlugen sie und ihr Freund zwischen Mitte April und Ende Juni offenbar immer wieder in einem weiteren Geschäft zu, entwendeten unter anderem Kaffee, Hochprozentiges oder auch Shampoo für einige hundert Euro. Allerdings gestaltete es sich schwierig, zu ermitteln, wann das Pärchen im Detail was stahl. Aus diesem Grund wurde ein Großteil der Vorwürfe aus dieser Anklage mit Blick auf die ohnehin zu erwartende Strafe eingestellt. Übrig blieb die letzte Tat am 23. Juni und hier ging das Gericht zu Gunsten der Angeklagten von einem Beutewert in Höhe von maximal 100 Euro aus.
In der Verhandlung räumte die Herdeckerin die verbliebenen Vorwürfe umgehend ein, auch wenn sie sich zum Teil nicht genau erinnern konnte. Damals habe sie einen Sucht-Rückfall gehabt. In der Zwischenzeit habe sie nach Bewährungswiderrufen in Haft gesessen. Nun sei sie wieder clean und befinde sich im Methadon-Programm.
Passend dazu händigte der Verteidiger dem Gericht Abstinenznachweise aus. Und ihre Bewährungshelferin bestätigte, dass die Angeklagte jetzt wieder den Kontakt zu ihr halte und dass sie hoffe, dass die 32-Jährige durch einen Job und Struktur weiter gefestigt werde. Die Herdeckerin selbst fasste das Ganze verblüffend ehrlich zusammen: „Ich bin nicht stolz auf die letzten Jahre.“ Und doch würde sie sich freuen, wenn sie noch eine Chance erhalten könne.
Und diese Chance bekam sie tatsächlich. Sie wurde zu einem Jahr Haft mit Bewährung verurteilt. Eine Entscheidung, die sie ihrem offenen Geständnis, der Sucht als Hintergrund der Taten und dem Umstand verdankte, dass es mittlerweile besser läuft.
„Ich hoffe, dass Sie jetzt die Kurve kriegen“, betonte Richterin Sonja Baumann. Denn dies sei nun wirklich der letzte Warnschuss gewesen.