Ende. . Mit Jan Philipp König steigt vierte Generation in den Betrieb ein. Vater Thorsten setzt auf Eigenes, Saisonales, Regionales.

Familienbetrieb – das klingt sympathisch. Besonders, wenn damit eine lange Firmengeschichte inklusive Wertschätzung der Wurzeln in der Heimat einher geht. Umso mehr, wenn die nächste Generation voraussichtlich das Fortbestehen um mindestens ein weiteres Kapitel anreichert. Das zeichnet sich nun konkret in der Gärtnerei König ab. Am Kirchender Dorfweg 16 blicken die Floristen auf die Anfänge im Jahr 1933 zurück. Aktuell ist die vierte Generation mit Gärtnermeister Thorsten König am Ruder, der ab sofort dauerhaft Unterstützung von Sohn Jan Philipp erhält.

Jetzt Gartenbau-Ingenieur

Jetzt im März schloss der 22-Jährige sein Studium, das er 2015 begann, an der Hochschule Weihenstephan ab und darf sich nun Gartenbau-Ingenieur („Bachelor of science“) nennen. Damit erhalten die Blumen-Könige Zuwachs aus den eigenen Reihen, wobei derzeit auch seine Oma Hannelore und Mutter Simone im Familienbetrieb tätig sind. Den habe Udo König bis 2005 „innovativ voran gebracht“, wie dessen Sohn Thorsten als heutiger Chef sagt und an ein harmonisches Miteinander der Beiden erinnert.

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Auch Jan Philipp König wuchs mit seiner jüngeren Schwester quasi inmitten von Blumen auf. Ein Foto zeigt ihn als Vierjährigen, wie er mit schief sitzender Schirmmütze Pflanzen gießt. Und zwar Freude strahlend. „Mit 15 oder 16, als ich noch die Friedrich-Harkort-Schule besuchte, habe ich aber beruflich auch in andere Richtungen gedacht“, sagt der Junior. Daher bedurfte es eines Schlüsselmoments, damit der Abiturient nach seinem Abschied vom Herdecker Gymnasium die Tradition in Ende fortsetzen würde. „Auf der Internationalen Pflanzen-Messe IPM in Essen habe ich 2014 einen Hochschul-Professor aus Weihenstephan kennengelernt, der mir das Gelände dort zeigte und mich überzeugte.“

Aus Bayern also zurück in die Ruhrstadt. Ausgestattet mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, soll er als Angestellter nun in den (groß)elterlichen Betrieb verstärkt hineinwachsen und diesen mit seinem Vater weiter entwickeln. „In den letzten Jahren haben wir den Schwerpunkt wieder verstärkt auf die eigene Produktion gelegt“, sagt Thorsten König. „Dabei wollen wir auf Pflanzenschutzmittel verzichten, naturbelassen ist für uns ein ganz wichtiges Schlagwort.“

Destille im Keller

Mit dem 50-Jährigen verbinden viele Herdecker und Ender vor allem Rosen. Auch diese sollen wie die Beet- und Balkonblumen oder die eigenen Kräuter mit natürlichen Stärkungsmitteln auskommen. Das Konzept habe der Gärtnereibetrieb auch auf das seit zwei Jahren bestehende Café im hinteren Teil der großen Verkaufsfläche in Kirchende projiziert. „Wir kennen unsere Lieferanten und wissen, wie die agieren und ticken“, so Thorsten König, der Attribute wie saisonal und regional hoch halten will. Das treffe beispielsweise auch auf den aktuell laufenden Spargel-Verkauf zu.

Destille im Keller

Die Produkte in den Regalen kommen demnach entweder von bekannten Partnern oder aus eigener Herstellung. Apropos: Im Keller der Blumen-Könige steht seit einiger Zeit eine Destille, die neuerdings in Betrieb ist. „In der Brennerei produzieren wir ätherische Öle, die sich etwa für die Wundheilung oder als Aroma-Therapie anwenden lassen“, erzählt der Gärtnermeister. Über die Kooperation mit einem norddeutschen Rosenzüchter sei die Idee zur Produktion heimischer Pflanzenwasser entstanden. „Unser Minz- oder Rosmarinhydrolat kommt in der Aromaküche zum Einsatz, diese Flüssigkeit sorgt für einen Gaumenkitzel, ohne dass Kräuter sichtbar sind“, erklärt Thorsten König das neue Spielfeld, nachdem die Ender zuvor bereits Rosenwasser für Köche hergestellt und dafür eigene Sorten gezüchtet hatten. Die Aroma-Rose als Alleinstellungsmerkmal sorgte auch für Kontakte zu Starköchin Lea Linster, mit deren Hinweisen verfeinerten die Blumen-Fachleute dann ihre selbst hergestellten Konfitüren oder Gelees.

Rosen und Stauden

Bei aller Experimentierfreude mit Champagner, Vanille oder Rosengewürzmitteln (vor allem für helles Fleisch) wollen die Gärtner ihren unternehmerischen Grundgedanken aber weiter im Blick behalten. „Rosen und Stauden stehen bei uns an der Spitze, gefolgt von der Floristik und dann erst den Lebensmitteln“, berichtet der 50-Jährige, der sich zur Stärkung heimischer Produkte mit dem Aufkleber „Made in Herdecke“ als Wiedererkennungsmerkmal und Zeichen für Lokalität weiter Gedanken machen will.

Leidenschaft und Kreativität

Ein Selbstläufer sei all dies aber nicht, auch der Ausbildungsbetrieb Blumen König kann ein Liedchen vom Fachkräftemangel anstimmen. „2018 hatten wir nicht eine Bewerbung, in diesem Jahr konnten wir zum Glück wieder jemanden einstellen.“ Umso erfreulicher zudem, wenn aus dem „eigenen Stall“ Nachwuchs heranwächst. Wobei Jan Philipp König vom „schönsten Beruf der Welt“ spricht, da er jeden Tag Veränderungen in seiner Umgebung wahrnehmen könne. Vater und Sohn betonen, dass Leidenschaft und Kreativität wesentliche Faktoren für sie seien. Während der Junior sich durch sein Studium auch für Entwicklungen im Labor interessiere, steht Thorsten König generell auf Blumen-Züchtungen. „Etwas Eigenes zu erschaffen – das ist richtig spannend.“