Wetter. . In der Königstraße in Wetter war mehr los als an der Kaiserstraße. Früher mal. Heute stehen viele Läden leer. Wie sind die Aussichten?
In Wetter ist der König mehr wert als der Kaiser. Jedenfalls bei der Bedeutung der nach den Hochherrschaftlichen benannten Straßen. An der Wetterschen „Kö“ lagen einstmals mehr Geschäfte als an der Kaiserstraße, sagt Klaus Hippenstiel über „die zweite Hauptstraße in Wetter“, die eigentlich die Königin unter den Einkaufsstraßen war.
54 Einrichtungen und Geschäfte, von der früheren Färberei Lindakers gleich neben der Lutherkirche bis zum Schuhgeschäft Geldmacher am oberen Ende finden sich in einer Liste, die jetzt auf den Tischen im WSG-Café 1898 liegt. Vorbereitet haben sie Fritz Richter, Helmut Schuchardt und Klaus Hippenstiel.
Stammtisch im WSG Café 1898
Einmal im Monat trifft sich der „Historische Stammtisch“ und trägt Erinnerungen zusammen. Wie die an das Schuhgeschäft. „Die hatten ein Röntgengerät für die Füße“, ruft jemand in die Runde. Gelächter macht sich breit. „Da hat keiner gesagt, das könnte gefährlich sein.“
Für Helmut Scholz bleibt die Philippshöhe „eine Attraktion von Wetter“. 1872 wurde die Reihung von Häusern gebaut, „aus Balken früherer Militärkasernen des Krieges von 1870/71“, wie nach diesem Einwurf in der Liste zur Königstraße ergänzt werden kann.
Ein Denkmal für die Wirtin
Spuren den Vergangenheit
Die Gaststätte Bauer war auch Wahllokal. Sie ist mittlerweile abgerissen.
Aus der Bäckerei Bienhold ist eine Wohnung geworden, in der Bäckerei Rose (später Gernakowski) ist heute Kamp.
Das Café Reinartz ist geschlossen wie auch die Gaststätte Lehmkuhle.
Besonders viele Geschichten gibt es aber zur alten Eiche am Abzweig von der Königstraße zur Wilhelmstraße. Gerda Lamle hat aus dem Nachlass ihres Mannes ein Album mit Fotos aus den Fünfziger Jahren mitgebracht. „Abschied von der 1000-jährigen Eiche“ steht auf dem Umschlag. Wer das Zeichenheft aufschlägt, kann sehen, wie der Baum am 29. September 1955 erst entastet und dann gefällt wurde.
Geblieben ist die Gaststätte zur Eiche und die Erinnerung an Wirtin Brigitte Rath. „Die beste Wirtin, die die Eiche je hatte“, sagt Helmut Schuchardt. In den sechziger Jahren war ihre große Zeit. Ein Bier kostete damals 70 Pfennige, und bestellt wurde meist ein Export und kein Pils. „Brigitte brauchte keinen Deckel. Die hatte alles im Kopf“, sagt einer der Gäste von damals „über die Wirtin, der man ein Denkmal setzen müsste.“
Kunden kaufen lieber woanders
Vieles hat sich verändert an der Königstraße, besonders in den letzten Jahren. „Die Privathäuser sind schöner geworden“, sagt Dörthe Janosa und findet viel Zuspruch. Die Fahrbahn und die Bürgersteige sind aufwendig erneuert worden. Was auch die Autofahrer zu schätzen wissen. „Wenn man die richtigen Fenster hat, kann man da nachts sogar schlafen“, sagt ein Einwohner, der die Ursache für den Lärm auch beim Pflaster sucht.
Gerade bei den Geschäften sind aber in den letzten Monaten viele Lichter ausgegangen. Kein Netto mehr. Keine Zeitschriften mehr im Laden daneben. Juwelier Vanoucek geschlossen. „Wie viele Geschäfte das ergeben würde, wenn der ganze Umsatz vom Kaufland im Ruhrtalcenter auf einzelne Läden verteilt wäre“, träumt Dörthe Janosa vor sich hin. „Die Kunden sind es selbst“, hält Helmut Schuchardt gegen, „die Wetteraner also. Die wollen lieber das breite Angebot an einer Stelle.“