Wetter. . Da staunten die Kunden nicht schlecht, als die Kräfte der Feuerwehr am Dienstagabend in Chemikalienschutzanzügen ins Kaufland marschierten.

Das hatte die Kunden, die Dienstagabend im Ruhrtal-Center einkaufen waren, noch nicht gesehen. Um 18.30 Uhr fanden sich Einsätzekräfte der Feuerwehr dort ein. Nicht etwa, weil es brannte, sondern weil sie eine Übung abhielten und zwar in sogenannten Chemikalienschutzanzügen.

„Wir müssen einmal im Jahr eine solche Übung durchführen, wenn wir keinen Gefahrguteinsatz haben, auch zweimal im Jahr“, erläutert der stellvertretende Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Stadtbrandinspektor Thomas Schuckert.

Bisher wurde diese Übung im eigenen Gerätehaus absolviert. „Die Idee, diese Übung öffentlichkeitswirksam durchzuführen, ist uns gekommen, als man überlegt hat, wie man diese anderweitig durchführen könnte“, so Patric Poblotzki, stv. Löscheinheitsführer des Löschzuges Alt-Wetter.

Mit dem Ruhrtal-Center und dem dort igen Kaufland fand die Feuerwehr schnell Unterstützer für die ungewöhnliche Idee: Die Einsatzkräfte sollten in ihren Schutzanzügen einkaufen gehen. Was sich zunächst sehr banal anhört, ist ein echter Kraftakt. „Die Anzüge sind dicht und es wird sehr schnell sehr warm darunter“, weiß Schuckert. Bei jedem Ausatmen weitet sich der Anzug ein bisschen mehr. Sauerstoff gibt es nur über die vorher angelegten Sauerstoffgeräte. Allein mit diesen Atemgeräten sollten die Kameraden je nach Schwere der Arbeit, Anmarschweg und Temperatur nicht länger als 30 Minuten unterwegs sein. In den Schutzanzügen noch kürzer.

Veränderte Körperumfänge

Abgesehen von der Luft und der Wärme bergen die Anzüge noch ein weiteres Handycap – die Bewegungsfreiheit. Die Sicht ist eingeschränkt und dadurch, dass sich der Anzug immer ein bisschen weiter aufbläht, bekommen die Einsatzkräfte andere Körperumfänge. Dennoch müssen sie darauf achten, dass sie nirgends hängen bleiben, um sich keine unbeabsichtigten Löcher in den Anzug zu reißen. Bei der Übung im Kaufland kam ein weiteres Hindernis dazu, die anderen Einkäufer. Schließlich sollte niemand umgerempelt werden. Zur Sicherheit für die Einsatzkräfte unter Vollschutz sind weitere Kameraden mitgegangen, einer unter Atemschutz, einer in normaler Feuerwehrbekleidung. Letzter sollte die Menschen beruhigen, wenn trotz aller Hinweise doch noch jemand Angst hätte. Das war jedoch gar nicht nötig. Bewaffnet mit Einkaufszettel und Korb liefen sie in das Geschäft. Die Blicke der anderen Kunden waren eher belustigt. Eine Frau brach bei dem Anblick sogar in schallendes Gelächter aus. Davon bekam die Schutzanzugtruppe jedoch nicht viel mit. Sie liefen zielstrebig durch die Abteilungen und sammelten die Lebensmittel ein. Im Kassenbereich angekommen, reihten sie sich brav in die Reihe der Wartenden. Und dann gab es das erste Problem: Die Anzüge sind nicht gerade für feinmotorische Bewegungen entwickelt. Mit Scheinen bezahlen ist in Ordnung, aber Münzgeld entgegennehmen schon schwierig. Aber die Trupps meisterten das Ganze sehr souverän. Angekommen am Infostand der Feuerwehr neben dem Kassenbereich, wartete jedoch noch eine weitere unerwartete Herausforderung: Arglos hatten die Feuerwehrmänner Puddingpulver und Milch gekauft. Das sollten sie nun auch verarbeiten und zwar immer noch mit dem Schutzanzug bekleidet. Allein die Versuche eine Milchpackung aufzudrehen und die Puddingpulvertüten aufzureißen, sorgten beim umstehenden Publikum für einige Lacher. Für die Mühen wurden alle teilnehmenden Einsatzkräfte jedoch am Ende belohnt. Monika Schmohel, Centermanagerin des Ruhrtal-Centers, lud alle noch zu einem Eis ein.