Wetter. . Während D-Jugendliche Fußball spielen, soll im Vereinsheim des FC Wetter eine Sex-Orgie gestiegen sein. Der Verein zeigt sich schockiert.

Private Paare und Singles vergnügten sich kürzlich feucht-fröhlich im Vereinsheim des FC Wetter auf dem Harkortberg – während draußen auf dem Platz die D-Jugendlichen gegen Volmarstein kämpften. Was Pächter Walter-Julius Stolte als Junggesellen-Abschiedsparty deklarierte, sorgte beim Verein und besorgten Eltern des Fußball-Nachwuchses gleichermaßen für Empörung. In der Party-Ankündigung wird den Gästen „nicht nur ein bombastisches Buffet und eine reichhaltige Getränkeauswahl“ in Aussicht gestellt, „sondern auch genügend Gelegenheit zum hemmungslosen und versauten Schlammschieben“.

Zigarettenpause im Bademantel

Angeblich sollen sich Männer in Bademänteln eine Zigarettenpause vor dem Vereinsheim gegönnt haben. Beim FC-Vorsitzenden Fatih Esbe gingen inzwischen mehrere Kündigungsdrohungen von Eltern junger Kicker ein. Schatzmeister Peter Pierskalla spricht von einer „Schockstarre“, in der sich der Vereinsvorstand befinde. Alles Bemühen gelte nun einzig dem Ziel, den Schaden für den FC Wetter so gering wie möglich zu halten. Am Montag hat sich der Verein anwaltlichen Beistand gesucht.

Doch der Reihe nach. Es war Samstag, der 16. März, als das Spiel der D-Jugendlichen des FC Wetter gegen den SuS Volmarstein um 16.30 Uhr auf dem Harkortberg angepfiffen wurde. Die vermeintliche Junggesellenparty sollte um 18 Uhr starten.

Kurz zuvor bekam der FC-Vorsitzende einen Anruf von Trainer Sascha Chlebusch, dass am Harkortberg was nicht in Ordnung sei. „Es hieß, dass Matratzen ins Vereinsheim getragen würden“, berichtet Peter Pierskalla. Fatih Esbe machte sich sofort auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen. Was er dort vorfand? „Als ich ankam, waren alle Leute schon drin. Die Fenster waren rundum abgeklebt. Ich wollte rein, aber man hat mich nicht reingelassen“, sagt Fatih Esbe, der auch zwei Wochen nach dem Vorfall noch fassungslos ist.

Das Sportbistro
Das Sportbistro "Berggeist" ist das Vereinsheim des FC. Hier soll eine wilde Sex-Party gefeiert worden sein. © Klaus Görzel

Fakt sei, so ergänzt Peter Pierskalla den Bericht, dass Fatih Esbe zwar einen Schlüssel für das Vereinsheim habe, aber Sicherheitspersonal ihn aufgehalten habe. „Stolte kam raus und hat Fatih sozusagen rauskomplimentiert. Mich selbst hat das so aufgeschreckt, dass ich ebenfalls hochgefahren bin. Das Einzige, was ich gesehen habe, waren Dutzende von Autos. Das Weiteste kam aus L wie Leipzig“, so Pierskalla weiter.

Trennung nicht vollzogen

Zwei Tage später, am 18. März, habe man sich mit Walter-Julius Stolte zu einem Gespräch getroffen, um sich in beiderseitigem Einverständnis zu trennen. „Diese Trennung ist nicht gelungen. Als ich den Aufhebungsvertrag fertig hatte, lehnte Stolte ihn ab und drohte sogar jedem noch mit einer Verleumdungsklage, der behauptet, das sei eine Swingerparty gewesen“, erklärt Peter Pierskalla. „Jetzt ist Rechtsanwalt Gerd Strümper von uns damit beauftragt worden, eine fristlose Kündigung bzw. eine Räumungsklage zu erwirken“, so der Schatzmeister des FC Wetter weiter.

Dann sagt er kopfschüttelnd: „Ich bin seit drei Jahrzehnten Schatzmeister, seit über 30 Jahren im Verein und habe so manchen Blödsinn erlebt. Aber das toppt alles. Da bleibt echt jeder Humor auf der Strecke.“ Und er betont: „In dieser Situation auf der Jahreshauptversammlung am 29. März einen geschäftsführenden Vorstand gefunden zu haben, zeugt vom Überlebenswillen des Vereins. Das Wort ,fassungslos’ beschreibt die Stimmung nur unzureichend.“

Walter-Julius Stolte beharre im übrigen auf der Version, dass es sich um einen Junggesellenabschied gehandelt habe. „Das hat aber im Vereinsheim genauso wenig zu suchen wie eine Swingerparty, die es gewesen sein soll“, so Pierskalla weiter. Das Bedrückende an der Situation sei das Zwischenmenschliche. Schließlich sei Stolte einmal in den 1980er Jahren und zuletzt von 2011 bis 2015 Vorsitzender des FC Wetter gewesen.

Verein will in die Offensive gehen

Für den FC Wetter gelte nun nur noch eines: „Wir wollen ihn so schnell wie möglich loswerden, um weiteren Schaden vom Verein abzuwenden. Der FC wusste von nichts. Wir haben im Übrigen auch die Stadtverwaltung als Eigentümerin des Vereinsheims informiert. Der FC ist in die Offensive gegangen. Alles andere macht keinen Sinn“, so Pierskalla abschließend.

Der FC Wetter zeigt sich von den mutmaßlichen Ereignissen in seinem Vereinsheim schockiert.
Der FC Wetter zeigt sich von den mutmaßlichen Ereignissen in seinem Vereinsheim schockiert. © Klaus Görzel

Walter-Julius Stolte hingegen betrachtet das Ganze eher unaufgeregt. Er habe das Vereinsheim für eine Junggesellenparty vermietet, habe den Büffetlieferanten hineingelassen und noch gewartet, bis das Büffet aufgebaut war, um ihm dann den Schlüssel zu übergeben. „Der meinte noch, dass sie den Junggesellen auch ein bisschen was bieten wollen und kündigte eine Striptease-Tänzerin an“, erzählt Stolte. Er habe dann darauf hingewiesen, dass die Fenster verhängt werden müssen. Plötzlich sei Fatih Esbe angekommen und habe etwas von einem halbnackten Mann erzählt, der angeblich herumgelaufen sei.

Andere Gründe

„Einige der Gäste kamen von weit her, deswegen habe ich ihnen erlaubt, in den Schiedsrichterkabinen zu duschen. Dann bin ich nach Hause und war erst gegen 23.30 Uhr wieder dort. Ich kann also nicht sagen, ob und was da gelaufen ist.“ Seiner Meinung nach habe der Verein andere Gründe, sich von ihm trennen zu wollen: „Die wollen keine Feiern da oben, sie wollen das Vereinsheim für sich haben.“ Er selbst wolle keine Trennung vom Verein und verstehe den großen „Shitstorm“ nicht, der im Anschluss losgelassen worden sei. Stolte: „Es hat etliche Junggesellenpartys da oben gegeben, wo sie auch schon mal aus Eimern getrunken haben. Und dass es auf einer Junggesellenparty nicht mit dem Gebetbuch zugeht, ist ja bekannt.“