Wetter. . Der Rat der Stadt Wetter hat beschlossen, sich an der Initiative „Seebrücke“ zu beteiligen und sich als „sicherer Hafen“ anzubieten.
Die Stadt Wetter wird zum „sicheren Hafen“. Das hat der Rat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig bei zwei Enthaltungen der CSR-Fraktion beschlossen. Doch was heißt eigentlich sicherer Hafen? Das bedeutet, dass sich die Stadt Wetter bereit erklärt, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen.
Mit diesem Beschluss ist die Stadt Wetter die erste Kommune im Ruhrgebiet, die sich der Initiative „Seebrücke“ anschließt. Im Beschluss heißt es: „Die Stadtverwaltung wird aufgefordert, diesen Beschluss und die damit verbundene Kritik an der aktuellen Migrationspolitik den übergeordneten politischen Ebenen bekannt zu geben, die für die dysfunktionale Migrationspolitik der Bundesrepublik Deutschlands und der Europäischen Union verantwortlich sind.“
Antrag war weitreichender
Angeregt hatte die Diskussion Dr. Hans Joachim Becker bereits im November. Der Wetteraner setzt sich schon seit vielen Jahren für Geflohene in Wetter ein. Sein ursprünglicher Antrag, den er in einer Mail an die Verwaltung verfasste, war jedoch weitreichender. Daher ist er zwar glücklich, dass die Politiker sich zu diesem Schritt entschlossen haben, jedoch auch etwas enttäuscht, dass sie nicht noch weiter gegangen sind. „In dem jetzigen Beschluss steht leider nicht explizit, dass sich die Stadt Wetter auch über die bundesgesetzlich geregelte Quote hinaus bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen“, sagt er. Aber genau das müsste in dem Schreiben, das die Stadt letztlich an den Innenminister schickt, geschrieben stehen.
Sonst würde sich nicht viel verändern. „In dem Antrag steht viel darüber, dass die Fluchtursachen bekämpft werden müssen. Das ist richtig, aber ich glaube, da kann eine Kleinstadt wie Wetter relativ wenig zu beitragen“, meint Becker.
Er selbst ist seit dem Sommer 2015 in der Flüchtlingshilfe aktiv – und das weit über das normale Maß hinaus. So gab er bis vor einem Monat Deutschkurse für Geflüchtete. „Ich bin Lehrer im Ruhestand, zwar für ganz andere Fächer, aber ich habe eine Schulung für Deutsch als Fremdsprache gemacht“, berichtet Becker. Außerdem hilft er den Menschen bei den Besuchen beim Jobcenter und wenn es darum geht, Anträge auszufüllen. „Ich habe in der Zeit gemerkt, dass es viele Flüchtlinge gibt, die wollen viel und alles schnell. Deshalb kommen momentan auch täglich eine Syrerin und zwei Chinesen zu mir, mit denen ich Deutsch lerne“, berichtet Becker.
Doch was wünscht er sich speziell von der Stadt Wetter? „Die Stadt müsste versuchen, Möglichkeiten zu finden, Menschen auch ohne direkte Zuweisung aufzunehmen, beispielsweise direkt aus Libyen. Die Menschen brauchen legale Einreisemöglichkeiten, damit sie sich erst gar nicht in ein Schlauchboot setzen. 20 Prozent von ihnen ertrinken im Meer. Außerdem müssten die Länder an den Außengrenzen mit ihren vollkommen überfüllten Lagern entlasten werden“, meint Becker. Er selbst gehe mit guten Beispiel voran. „Ich bin persönlich bereit, eine auf diese Weise nach Wetter kommende Familie oder eine kleine Gruppe nach besten Kräften zu unterstützen und zu begleiten“, bietet er an.