Herdecke. . Zeitreise gewünscht? Aufnahmen von Rudolf Siepmann zeigen Herdecke, wie es früher mal war. Heute sind sie zu sehen bei der Provinzial-Agentur.

Gar nicht weit von seinem Wohnhaus an der Wetterstraße gibt es jetzt eine Ausstellung ausschließlich mit Fotos von Rudolf Siepmann. Er war Kolonialwarenhändler und daneben leidenschaftlicher Fotograf. Matthias Boldt verkauft eigentlich Versicherungen. Bis Ende Mai ist seine Agentur zugleich Galerie. Ab Freitag ist dank der Fotos von Siepmann „Her­decke vor 100 Jahren“ zu sehen.

Straßenszenen, Landschaften, Gebäudeansichten und Personen hat der passionierte Fotograf festgehalten. Zwischen 1900 und 1930 sind viele seiner Aufnahmen entstanden, in Schwarz-Weiß und meisterhafter Qualität. „Ein wunderbarer Spiegel dieser Zeit“, schreibt Tanja Münch vom Heimatverein. Sie hat die Bilder zusammengestellt, recherchiert und Texte verfasst. Dabei konnte sie zum Teil auf Vorarbeiten von Uli Weishaupt für den Kalender 2019 mit Siepmann-Aufnahmen zurückgreifen.

Vor ein paar Jahren entdeckte Malermeister Jochen Siepmann in seinem Elternhaus 31 Foto-Glasplatten mit Fotografien seines Großonkels. Durch diesen Zufallsfund konnten sich zahlreiche Aufnahmen, die in Herdecke kursierten und auch anderen Fotografen zugeschrieben worden waren, eindeutig Rudolf Siepmann als dem Mann hinter der Kamera zuordnen lassen. Der Landschaftsverband Westfalen Lippe schließlich brachte die Glasplatten-Aufnahmen ins digitale Format.

Herdecker Bilder in Berlin

Die Idee zu einer Ausstellung über den Heimatverein kam von Her­decke-Historiker Willi Creutzenberg. Er selbst hat ein Album mit Aufnahmen von Rudolf Siepmann und auch Postkarten von dem Hobbyfotografen mit Format.

Nicht nur in Herdecke werden Siepmanns Aufnahmen geschätzt. In Berlin im Antiquariat hat Creutzenberg zwei weitere Alben mit Fotos von Siepmann gefunden. Eines davon mit 60 Bilder wurde für 450 Euro angeboten. „Vielleicht was für eine Schenkung“, macht Creutzenberg einen Vorschlag, wie die Aufnahmen nach 100 Jahren wieder zurück in die Stadt ihrer Herkunft zurück finden könnten.

Die Ausstellung „Herdecke vor 100 Jahren“ ist zu sehen in der Provinzial-Geschäftsstelle Boldt an der Wetterstraße. Eröffnet wird sie Freitag,18 Uhr.

>>>Foto-Kalender bringt 2500 Euro für die Bürgerstiftung

Annette Brincker nimmt den Scheck von Matthias Boldt entgegen.
Annette Brincker nimmt den Scheck von Matthias Boldt entgegen. © Klaus Görzel

Kalkulieren im Beruf ist die eine Sache. Die Auflage eines Jahreskalenders mit historischen Aufnahmen zu bestimmen eine ganz andere. Und doch hat Matthias Boldt von der Provinzial in Herdecke ziemlich richtig gelegen: 250 Exemplare mit historischen Aufnahmen von Rudolf Siepmann hat er drucken lassen. Und ziemlich genau so viele Kalender sind am Ende auch verkauft worden.

Freuen kann sich darüber nicht nur der Kalender-„Verleger“. Pro Stück gingen 10 Euro an die Herdecker Bürgerstiftung, zusammen also fast 2500 Euro. Was fehlte, hat Boldt vor der Scheckübergabe passend gemacht. Noch ist nichts festgelegt. Aber vermutlich fließt ein Teil des Geldes in die Leseförderung, so Annette Brincker von der Bürgerstiftung