In der Fastenzeit haben wir die Möglichkeit bewusst auf Dinge zu verzichten, die uns sonst wichtig im Leben sind. Wichtig ist die Freiwilligkeit.
Letztes Wochenende war Karneval, am Aschermittwoch hat eine neue Zeit begonnen, die Passionszeit oder Fastenzeit. Traditionell wird in der Fastenzeit kein Fleisch gegessen. Daher kommt auch der Begriff „carne vale!“ (Fleisch, leb wohl).
Mir ist es wichtig, dass es im Jahreslauf verschiedene Zeiten gibt – ausgelassen feiern und nachdenken, das sind zwei Seiten einer Medaille. Werden Sie jetzt in der Fastenzeit auch fasten? Bitte nicht falsch verstehen, ich meine nicht, Sie müssten abnehmen! Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Fastenzeit bewusst zu leben.
Unter dem Motto „7 Wochen ohne“: Die Klassiker sind – auf Süßigkeiten verzichten, auf das Rauchen, den Alkohol oder tatsächlich auf das Fleisch. Weitere Ideen wie z.B. 7 Wochen ohne Fernsehen oder ohne (oder begrenzte) Smartphon-Nutzung sind eher etwas für Fortgeschrittene. In dem freiwilligen Verzicht liegt eine Verheißung: eine neue Freiheit zu entdecken!
Man kann das Motto auch umdrehen: „7 Wochen mit“ – einem täglichen Spaziergang, einer halben Stunde mehr Zeit, um mit dem Lebenspartner zu reden, eine guten Tat jeden Tag, einer bewussten Rückschau auf den Tag abends unter der Überschrift, was war gut heute? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ganz wichtig ist: Beim Fasten geht es nicht um eine Vorschrift, nicht darum, dass jemand anders etwas von mir will. Sondern: Es ist absolut freiwillig. Ich selbst entscheide, dass ich in dieser Zeit bewusst anders lebe, dass ich eine Kleinigkeit verändere, von der ich weiß, dass sie mir guttut oder etwas weglasse, von dem ich weiß, dass es mir eigentlich schadet.
Schwierig? Übrigens gilt der Sonntag als „kleines Ostern“. Am Sonntag darf man eine Ausnahme machen. Und das Scheitern gehört dazu. Das geht mir selbst auch so, dass ich merke: Jetzt habe ich doch wieder zur Schokolade gegriffen.
Aber auch das macht mir etwas bewusst: wie gewohnt oder gar abhängig ich von etwas bin, wenn es mir so schwerfällt, befristet zu verzichten. Und es tut gut zu wissen: Ich kann wieder neu anfangen – in der nächsten Fastenwoche oder nächstes Jahr.
Es gibt viele Menschen, die die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst gestalten, für sich allein, in Familien oder als Gruppe. Die Fasten-Idee der Evangelischen Kirche heißt in diesem Jahr „Mal ehrlich! - 7 Wochen ohne Lügen“ (Infos gibt es im Internet unter www.7-wochen-ohne.de).
Wie das wohl geht: 7 Wochen ohne Notlügen, ohne Gefälligkeitslügen? 7 Wochen Zeit, sich nicht selbst zu belügen und mit anderen ehrlich zu sein, 7 Wochen mit Nachdenken über die Wahrhaftigkeit und wann man für die Wahrheit streiten muss – und dabei Gottes Wahrheit ein Stückchen näher kommen…
Machen Sie mit!?