Herdecke. . Neue Reihe „klein & fein“ in der Buchhandlung Herdecke. Schriftsteller Michael Helm rezitiert Klassiker und Eigenes. Start am 14. März.
Zu klein, zu verwinkelt, zu viele Treppen. Das dachte Inka Beermann immer dann, wenn mal wieder jemand nach Lesungen in ihrer Buchhandlung fragte. „Den Verkaufsraum im Erdgeschoss freizuräumen, wäre ein zu großer Aufwand. Und in der ersten Etage sind die Räume für solch eine Veranstaltung auch nicht geeignet. Dachte ich bislang“, so Inka Beermann. Eine Begegnung mit dem Schriftsteller und Rezitator Michael Helm sollte sie eines Besseren belehren.
Gemeinsam werden sie nun aus der Not der engen, kleinen Räume eine Tugend machen: „Klein & fein“ heißt deswegen auch die neue Reihe mit vier Lesungen im Dachgeschoss der Buchhandlung Herdecke an der Hauptstraße 26. Zum Auftakt gibt es am Donnerstag, 14. März, „Morgennatz und Ringelstern – die verdrehte Welt zweier Wortakrobaten“. An diesem heiter-besinnlichen Abend werde er aber keineswegs nur 20 bis 30 Gedichte von Ringelnatz und Morgenstern vorlesen, betont Michael Helm, „sondern ich ordne ein, wo die Dichter herkommen. Beide habe eine ähnliche Poesie vertreten, haben aber auch ein sehr tragisches Leben gehabt.“ Ihm sei es deswegen ein Anliegen, mit Gedichten und Prosatexten „beide Seiten des Clowns“ vorzustellen.
Europa und Fontane
Weiter geht es am 9. Mai mit Texten von Heine, Tucholsky, Gryphius, Twain und anderen unter dem Titel: „Europa – Ein literarisches Statement für eine alte Idee“. Helm lädt ein, Gedanken von Dichtern und Denkern zu hören, „die noch nie etwas von der EU gehört haben, für die Idee aber schon in unterschiedlichen Epochen gestritten haben“. Mit einem Theodor-Fontane-Abend zum 200. Geburtstag des Dichters wird die Reihe am 12. September fortgesetzt, bevor sie am 21. November mit einer Lesung aus seinem eigenen Buch „Das Wichtigste ist, dass man nicht verloren geht...“ endet. Darin hat Helm Gedanken und Erinnerungen von Menschen einer jüdischen Gemeinde in NRW festgehalten.
Seit 20 Jahren freiberuflich
Michael Helm, Jahrgang 1969, ist in Herdecke aufgewachsen und hat nach dem Studium in Bochum nur knapp drei Jahre als Lehrer gearbeitet, bevor er sich vom sicheren Beamtenjob verabschiedete und freiberuflicher Schriftsteller wurde. Das war vor über 20 Jahren. Seitdem gestaltet er Lesungen zu verschiedenen Autoren und mit eigenen Arbeiten. Nach einigen Jahren im Rheinland und über zehn Jahren in Ostwestfalen ist er mittlerweile wieder nach Herdecke zurückgekehrt. „Da lag der Weg nahe, mit der Buchhandlung etwas zu machen“, so Helm. Während Inka Beermann ihm anfangs nur zeigen wollte, „dass es nicht geht“, sei er selbst ganz anderer Meinung: „Mir liegt eher das Kleine, Feine. Für Literatur ist das ein schöner Rahmen, weil es persönlicher ist und man auch miteinander ins Gespräch kommen kann.“ Seine Lesungen, so betont er, richteten sich an neugierige Menschen, Vorwissen sei nicht erforderlich. „Es wird klein und gemütlich, es wird ein bisschen was zu trinken geben, und vielleicht etabliert es sich ja sogar als literarischer Salon“, blickt nun auch Inka Beermann voller Vorfreude auf die Lesungen.