Wengern. . Paul-Arndt Schulte-Elberg (22) übernimmt in 13. Generation den über 500 Jahre alten Hof seiner Eltern. Milchtankstelle, Rinder und weitere Pläne.

In Zeiten, in denen aus unterschiedlichsten Gründen immer mehr Bauernhöfe sterben, ist das eine gute Nachricht: Paul-Arndt, jüngstes der fünf Kinder der Familie Schulte-Elberg, hat trotz seiner gerade einmal 22 Jahre eine klare Vorstellung von seiner Zukunft. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Landwirt wird er in 13. Generation den über 500 Jahre alten elterlichen Hof an der Höltkenstraße in Wengern übernehmen. „Aber das will ich eigentlich schon, seit ich auf der Welt bin“, sagt er und lacht. Der 22-Jährige weiß genau, was auf ihn zukommt und beschäftigt sich intensiv damit, das Unternehmen Bauernhof auf mehrere Standbeine zu stellen.

Zupackende Fähigkeiten

Noch sorgen auch Mutter Elke und Vater Arndt mit dafür, dass der Hof läuft. „Und eigentlich gilt in NRW auch das Ältestenrecht. Das heißt, es ist gang und gebe, dass der älteste Sohn den Hof übernimmt. Aber bei uns macht das eben der Jüngste, zumal alle anderen Kinder auch keinerlei Ambitionen in diese Richtung haben“, freut sich Anke Schulte-Elberg. Sie kann sich gut daran erinnern, dass Paul-Arndt schon in der Grundschule mit handwerklichen Fähigkeiten glänzte. Sie schmunzelt und erzählt: „Damals hat er zu dem Hausmeister gesagt, dass er das kaputte Geländer mit einer Achter-Schraube wieder befestigen müsse. Daraufhin wollte Pauls Lehrerin ihn gleich einstellen.“ Und einen Riesensattelschlepper habe er ebenfalls einmal auseinandergebaut: „Da hat er an alle Teile Zettel gemacht, um sie hinterher wieder richtig zusammen zu kriegen, und dann fing es an zu regnen und die Zettel weichten auf. Aber er hat es geschafft. Inzwischen ist es so: Paul repariert alles.“

Schwester von Henriette Davidis lebte auf dem Hof

Der über 500 Jahre alte Bauernhof an der Höltkenstraße 143 „hat mehr Geburten als Todesfälle gesehen“, weiß Anke Schulte-Elberg. „Das letzte Familienmitglied, das auf dem Hof geboren wurde, ist Tante Wiltraud. Sie ist inzwischen über 80.“

Die Bauersfamilie ist verwandt mit der bekannten Kochbuchautorin Henriette Davidis; eine Schwester der berühmten Pfarrerstochter lebte zeitweise auch auf dem Hof.

90 bis 100 Milchkühe leben auf dem Hof. Inklusive Nachzucht, die die Familie selbst groß zieht, sind es ungefähr 170 Tiere.

Zur Info für die Kunden: Die Eier im Eierautomaten (Direktverkauf) sind nicht nach Größe und Gewicht sortiert und ungestempelt.

Doch diese zupackende Fähigkeit allein macht noch keinen guten bzw. erfolgreichen Landwirt. Und da die Milchviehhaltung eine eher unsichere finanzielle Basis ist, baut der Junior-Chef gerade ein Hühnermobil mitsamt Eierautomaten als zweites Standbein auf. „Das Hühnermobil ist ein flacher Hänger, in dem die Hühner auf Sitzstangen übernachten können, und auch fressen, trinken und Eier legen. Es steht auf wöchentlich wechselnden Wiesen. Ab 10 Uhr morgens bis zur Dunkelheit können die Hühner draußen im Freien herumlaufen. Das ist keine Boden-, sondern Freilandhaltung“, erklärt der künftige Hofbetreiber. Die Eier seiner 160 Hühner verkauft er in einem schon jetzt betriebsbereiten Eierautomaten, der noch auf dem Hof steht und bald mit einem zweiten Automaten in einem Häuschen direkt an der Straße aufgebaut werden soll. Eier im Sechser- oder Zehnerpack kann man dort ebenso kaufen wie Honig aus eigener Ernte. „Ja“, nickt der 22-Jährige, „ich habe auch fünf Bienenvölker.“

Rinder an der Ruhr

Doch damit nicht genug. Schon bald sollen auf einer 30 Hektar großen renaturierten Fläche an der Ruhr in Wengern Rinder einer speziellen Rasse grasen. „Die Tiere sollen das ganze Jahr über draußen bleiben können. Wir sind wegen des Fleisches noch in der Findungsphase, wissen also noch nicht, welche Rasse es wird“, sagt Paul-Arndt Schulte-Elberg. Die Tiere sollen in einer kleinen Privatschlachterei geschlachtet werden, „damit wir auch wissen, dass wir unser Fleisch zurückkriegen“, ergänzt Mutter Anke. Dieses Fleisch will die Familie dann ebenfalls im Automaten vermarkten.

Schon in diesem Jahr wollen Schulte-Elbergs einige ihrer Kühe auf das Grünland an der Ruhr bringen. In spätestens zwei Jahren sollen dann die „Neuen“ kommen. Ebenfalls in Planung auf dem Bauernhof der Schulte-Elbergs: eine Milchtankstelle. „Unsere Rohmilch dürfen wir nur auf dem eigenen Hof verkaufen. Die können Kunden sich dann an der Milchtankstelle zapfen“, verrät Anke Schulte-Elberg. „Ich trinke die Rohmilch übrigens schon mein Leben lang“, wirft Sohn Paul-Arndt ein und lacht.

Automat statt Hofladen

Der Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte wie Eier, Honig, Milch und Fleisch an einem Automaten entlaste einerseits die Landwirte, weil sie nicht in einem Hofladen präsent sein müssen. Andererseits, weiß Anke Schulte-Elberg, seien viele Kunden froh, wenn sie sich nicht an feste Zeiten halten müssen und auch abends um elf Uhr im Vorbeifahren noch frische Eier kaufen können.

Das letzte Zukunftsprojekt will die Freundin des Junior-Chefs und Mutter der kleinen gemeinsamen Tochter Marla-Paulina, Mara Hölscher, auf dem Hof der Schulte-Elbergs verwirklichen – wenn die kleine Familie dort eingezogen ist. Paul-Arndt Schulte-Elberg: „Wir wollen noch Pferde anschaffen, und meine Freundin wird dann therapeutisches Reiten anbieten.“