Herdecke. . Forderung nach einer Informationsveranstaltung für Bürger
Die Ratsfraktion der Herdecker Grünen befürchtet, dass bei der bevorstehenden Diskussion und Beschlussfassung des Regionalplans zusätzliche Flächen für Wohnbebauung und Gewerbeansiedlungen beschlossen werden.
Die Vorlage der Verwaltung mache auf jeden Fall dieses Bestreben deutlich, heißt es in der Pressemitteilung seitens der Partei. Außerdem bemängeln die Grünen, dass die Diskussion völlig an der Herdecker Bevölkerung vorbeigehe. Dafür spräche zum Beispiel der zeitliche Ablauf von Ausschussberatung am 29. Januar und der geplante endgültige Beschluss im Rat zwei Tage später.
Angst vor Flächenversiegelungen
„Wir befürchten, dass hier Tür und Tor für weitere Flächenversiegelungen im Herdecker Stadtgebiet geöffnet werden“, erklärt Dr. Klaus Reuter, umweltpolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion, gegenüber unserer Zeitung. „Auch, wenn die vom RVR vorgeschlagene Gewerbeansiedlung im Ender Tal abgelehnt wird, sollen neue Flächen für Gewerbeansiedlungen beispielsweise am Bonsmanns Hof ausgewiesen werden. Auch am Kirchender Dorfweg soll großflächig neue Wohnbebauung ermöglicht werden. Zusätzlich wird sogar eine Bebauung des Piepensacks, eines wertvollen Naherholungsgebiets, ins Spiel gebracht.“
„Wir Grünen lehnen eine weitere Versiegelung von Flächen über den gültigen bestehenden Flächennutzungsplan hinaus eindeutig ab“, ergänzt Sarah Rosa Gerigk, Mitglied im Herdecker Planungs- und Bauausschusses. „Klima- und Naturschutz und die Bewahrung unserer natürlichen Ressourcen erfordern dies.“
Die Grünen verweisen auf das Beispiel anderer Städte wie Tübingen, wo durch Nachverdichtung, Modelle wie „Jung kauft Alt“ und Förderung von zusätzlichem Wohnraum in bestehenden Gebäuden ein erheblicher Bevölkerungszuwachs ohne zusätzlichen Flächenbedarf erreicht wurde. Auch für Gewerbeflächen gebe es entsprechende Strategien (Stichwort Innenentwicklung), die durch Beratung zum Beispiel durch das Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung unterstützt werden.
Rede und Antwort stehen
„Wir werden deshalb am 29. Januar in der Ausschussberatung den Antrag stellen, vor der endgültigen Beschlussfassung im Rat erst einmal eine Informationsveranstaltung durchzuführen, auf der die Verwaltung, die Bürgermeisterin und auch die Ratsfraktionen ihre Vorstellungen erläutern und den Herdecker Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort stehen können“, kündigt Fraktionsvorsitzender Andreas Disselnkötter an.
>>> SIHK beklagt veraltete Datenbasis und fordert Nachbesserungen
Erhebliche Kritik am Entwurf des Regionalplans Ruhr kommt von der Südwestfälischen Industrie-und Handelskammer (SIHK). „Die veraltete Datenbasis, auf deren Grundlage der zukünftige Flächenbedarf für Industrie und Gewerbe festgelegt wird, ist einer unserer vielen Kritikpunkte im Rahmen unserer Stellungnahme gemeinsam mit den übrigen Kammern im Bezirk des Regionalverbandes Ruhr“, so Christoph Brünger, SIHK-Geschäftsbereichsleiter.
Zuletzt hatte sich dazu auch die Schwelmer Kreisverwaltung in einer Vorlage positioniert. Der Regionalplan werde mit seinem jetzigen Entwurf seiner Aufgabe, Raum auch für die zukünftige gewerblich-industrielle Entwicklung zu sichern, nicht gerecht. So würden zudem für das Kreisgebiet und Hagen entlang der Autobahn 1 weitere regionale Grünzüge ausgewiesen. „In anderen Teilen des Ruhrgebiets werden diese Festlegungen zurückgenommen und somit Spielräume für die Siedlungsentwicklung gewonnen. Hier werden wir als mittelständisch geprägte Industrieregion benachteiligt,“ so Brünger. Nun komme es darauf an, aktiv auf die Planungen Einfluss zu nehmen, um im Regionalplan die Grundlagen für eine weitere Gewerbe- und Industrieflächenentwicklung zu schaffen. „Am Ende fehlen uns die planerischen Möglichkeiten vor Ort, den benötigten Raum für die Wirtschaft zu schaffen,“ warnt Brünger.