Herdecke. . USPD-Politikerin war die erste Frau, die in Herdecke im Rat gesessen hat. Mit ihr beginnt eine wechselvolle Geschichte von Frauen in der Politik

Bei der ersten Kommunalwahl nach dem 1. Weltkrieg am 2. März 1919 – die Frauen hatten gerade das Wahlrecht erhalten – wurde Emma Gräfe als erste Frau in der Geschichte Herdeckes in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Sie hatte auf der Liste der USPD kandidiert. Ein Jahr später, 1920, rückte Margarete Krebs, ebenfalls Mitglied der USPD, als zweite Frau in die Stadtverordnetenversammlung nach. Danach ist dann das Bild „Stadtverordneten-Kollegium in Herdecke 1919-1923“ (oben) entstanden.

Typisch für die Entwicklung des (passiven) Wahlrechts der Frauen ist die Kommunalwahl von 1929. Nach zehn Jahren Frauenwahlrecht gab es unter den Kandidaten zur Kommunalwahl auf den Listen der sieben kandidierenden Parteien nicht eine einzige Frau mehr, ein Rückfall in die Zeit vor 1918.

1961 kamen nur Männer in den Rat

1946 wurden Lina Bösinghaus (SPD) und Emilie Ravenschlag (DP, Vorläufer der FDP) in die von der britischen Besatzungsbehörde bestimmte, also nicht gewählte Stadtvertretung berufen. Damit konnten Frauen wieder in der Gemeindepolitik mitwirken. Allerdings begann ein ähnlicher Prozess wie nach 1919. In den 50er Jahren wurden die Frauen wieder aus dem politischen Leben zurückgedrängt. So befand sich nach der Kommunalwahl 1961 keine einzige Frau mehr im Rat der Stadt Herdecke.

Hier die Biografien der beiden Vorkämpferinnen in Kürze:
Emma Gräfe, geborene Kampmann, kam am 18. Mai 1876 in Hagen zur Welt. Sie war verheiratet mit August Gräfe, von Beruf Walzer bei der Schaufel- und Spatenfabrik Eckardt & Co. Seit 1902 wohnte Emma Gräfe in Herdecke. Sie war Näherin, hatte fünf Töchter und war Mitglied der USPD Her­decke. Bei der Kommunalwahl 1919 kandidierte sie auf Platz 3 der USPD-Liste hinter Otto Stahl und Otto Hellmuth. Sie starb am 22. Dezember 1961.
Margarete Krebs, geborene Lorbeer, kam am 11. Februar 1875 in Eisleben zur Welt. Sie war verheiratet mit dem Fabrikarbeiter Hermann Krebs und wohnte seit Juli 1919 in Herdecke. Die Freidenkerin hatte drei Söhne und fünf Töchter. Als Mitglied der USPD kandidierte sie bei der Kommunalwahl 1919 auf Platz 7 der USPD-Liste. Sie war Mitglied der AWO. Ihr Todestag ist der 19. November 1956.

>>>SPD lädt zur „Damenwahl“

Frauen konnten erstmals wählen und gewählt werden am 19. Januar 1919. Die SPD möchte daran erinnern und lädt Samstag, 19. Januar, 16 Uhr, ins Onikon zur Veranstaltung „Damenwahl – 100 Jahre Frauenwahlrecht“ ein. Der Film „Suffragette“ erinnert an den Kampf für das Wahlrecht. Die Partei will zurück blicken auf das USPD-Mitglied Emma Gräfe, die erste Frau im Herdecker Rat.

Wichtiger aber sei der Blick nach vorn, so die SPD. Dazu gibt es gewählte SPD-Frauen auf dem Podium: Nadja Büteführ und Karin Striepen als Her­deckerinnen sowie Landtagspolitikerin Anja Butschkau.