Wetter. . Neujahrskonzert der Jungen Bläserphilharmonie überrascht mit ungewöhnlichen Werken. Orchesterleiter liefert Hintergründe zum Verständnis.
Mit dem 22. Neujahrskonzert im Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) präsentierte die Junge Bläserphilharmonie NRW am Sonntag ein akustisches Erlebnis der Spitzenklasse. 65 junge Musikerinnen und Musiker begeisterten mit kraftvollem Bläsersound.
Wer hier am Sonntag bekannte, harmonische Kompositionen erwartete, der wurde überrascht von den komplexen, fordernden und in Perfektion dargebotenen Auftragswerken renommierter Komponisten. Einzig die eingeforderte Zugabe war traditionell und bewährt: der allseits bekannte und eingängige Radetzky-Marsch.
Als Orchesterleiter übernahm Timor Oliver Chadik nicht nur das Dirigat, sondern führte auch als Moderator das Publikum mit entsprechenden Hintergrundinformationen zu den einzelnen Werken durch den Abend.
Drei Uraufführungen
Mit dem Programm „Lichtblicke – Zeit für neue Perspektiven“ präsentierte das große Orchester seinem Publikum drei Uraufführungen der Komponisten Thiemo Krass, Betin Günes und Tobias Schütte. Alle mit Blick auf Mitteleuropa, den türkisch-arabischen Raum und die jüdische Musiktradition.
Als Gast überzeugte der Klarinettist Robert Beck bei Schüttes Komposition eindrucksvoll sowohl an der B- als auch an der Bassklarinette. Der 1984 geborene Beck gilt als einer der vielseitigsten und versiertesten Klarinettisten seiner Generation.
Orchester erarbeitet zwei Konzertprogramme im Jahr
Im Jahr 1985 gründete Reinhold Rogg das Landesjugendblasorchester. Sein Ziel war ein Ensemble für Kinder und Jugendliche, in dem sie unter professionellen Bedingungen Blasmusik machen und aufführen können.
Mitmachen darf, wer 14 bis 24 Jahre alt ist, sein Instrument richtig gut beherrscht und das auch im Probespiel belegen kann. Das Auswahlorchester, das inzwischen Junge Bläserphilharmonie NRW (JBP) heißt, hat sich schnell zu einem der wichtigsten Jugendensembles in ganz Deutschland entwickelt.
Den Erfolg weiten die Dirigenten Pierre Kuijpers, Harry Vorselen und Timor Chadik auf die internationale Bühne aus.
Das Repertoire umfasst originale und arrangierte Werke für sinfonisches Blasorchester, die aus allen Epochen stammen und die ganze Bandbreite sinfonischer Blasmusik abbilden.
Jeweils im Winter und Sommer erarbeitet das Ensemble jeweils ein vollständiges Konzertprogramm, das dann im Anschluss auf den Bühnen in Nordrhein-Westfalen, deutschlandweit und auch auf internationalen Konzertreisen präsentiert wird.
Der zweite Teil des Konzertes war der 40-minütigen Symphonie No. 3 Op. 89 „Die Tragische“ des Komponisten James Barnes gewidmet. Dank der durch Chadik vermittelten Hintergründe zu dieser Symphonie, geriet sie zu einem sehr emotionalen Teil des Konzertes. In den vier Sätzen des Werkes verarbeitete der US-Amerikaner die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit nach dem Tod seiner Tochter Nathalie bis hin zur Freude über die Geburt seines Sohnes Billy, der drei Tage nach Fertigstellung der Symphonie zur Welt kam.
Der Termin für das Neujahrskonzert 2020 steht schon fest. Musikfreunde sollten den 12. Januar im Kalender vormerken. Ob das Konzert wieder in der GSG-Aula stattfinden wird, ist noch nicht klar, denn die Junge Bläserphilharmonie NRW würde sich gerne in Wetter mit einem größeren Ensemble präsentieren, und der Platz auf der Bühne war schon beim diesjährigen Konzert knapp bemessen.