Wengern. . Erst Anfang 2019 ist der erste Bauabschnitt der Renaturierung der Ruhr in Wengern und Bommern fertig. Vieles ist aber schon jetzt zu erkennen.
Dass es bei einer Baumaßnahme mal länger dauert, ist keine Seltenheit. Das betrifft auch die Renaturierung der Ruhr an der Stadtgrenze Wetter-Witten. Mit kritischer, zugleich gemäßigter Wortwahl gaben nun Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg bekannt, dass die Arbeiten in Wengern sowie Bommern voraussichtlich noch bis Januar weiter gehen und nicht – wie angestrebt – Ende 2018 abgeschlossen sind.
Während eines Rundgangs mit dem Beirat bei der unteren Naturschutzbehörde stellte der zuständige Dezernent Ulrich Detering die Entwicklungen des Projekts vor. „Leider hat es die Baufirma teilweise zu ruhig angehen lassen, denn eigentlich wollten wir schon fertig sein.“ Sollte kein Hochwasser den Arbeitern einen Strich durch die Rechnung machen, sollten die Bagger und Lkw bei brauchbaren Wetterbedingungen im Februar 2019 von diesem Ufer verschwinden.
Im Sommer geht’s gegenüber weiter
Zumal dann im Sommer der zweite Bauabschnitt auf der anderen Seite in Gedern ansteht. „Dort müssen wir aber weniger Boden abtransportieren, das wird dort günstiger“, so Dezernent Detering und erinnerte daran, dass die Gesamtmaßnahme eigentlich schon 2017 beginnen sollte, dies aber wegen horrender Forderungen von den bietenden Ausführungsfirmen verschoben werden musste.
Kosten im Rahmen und drei neue Aussichtspunkte
Für die Renaturierung der Ruhr in Wengern, Bommern und Gedern rechnet die Bezirksregierung mit Gesamtkosten von vier Millionen Euro und geht davon aus, dass das so bleibt. Der derzeit laufende erste Bauabschnitt sei mit 2,5 Mio. Euro teurer als die Fortsetzung am anderen Ufer.
Insgesamt sollen an diesem Ruhrabschnitt am Ufer drei neue Aussichtspunkte entstehen: einer nahe der Übergangsbrücke am Radweg unterhalb von Oberwengern, einer neben der Elbsche-Mündung am Rande des Naturschutzgebiets Ruhraue und ein weiterer auf Gederner Seite.
Nun aber hinein in die Gegenwart. Zum Beispiel auf den neuen Aussichtshügel direkt neben der Elbsche-Mündung, den die Beiratsmitglieder im Beisein des Wittener Landschaftsplaners Michael Sell hinauf stiefelten. Von dort bietet sich direkt an der Stadtgrenze bereits ein schöner Blick auf das benachbarte Naturschutzschutzgebiet und den Fluss. Gleichwohl steht diese Neuerung auch sinnbildlich für die Gesamtentwicklung seit dem Sommer: weit fortgeschritten, aber noch nicht fertig. „Ungefähr 85 Prozent der Arbeiten sind erledigt, in Bommern sogar schon fast alles“, sagt Sell, hier zugleich ökologischer Baubegleiter.
Direkt neben dem Erdhügel ist etwa auch eine neue Brücke am Elbsche-Zufluss in die Ruhr fertig, die dazugehörigen Wege aber noch nicht. Im benachbarten Naturschutzgebiet sind Bagger und Lkw im Einsatz, um weiter Steine aus dem Fluss zu holen und dieses Material abzutransportieren. „80 Prozent der Bodenmassen ist raus. Bekanntlich belassen wir einiges im Gelände, so dass wir rund 30.000 Kubikmeter abfahren müssen, zum Teil geht das zur Deponie Enerke nach Volmarstein“, sagt Detering mit dem Verweis, dass andernorts deutlich mehr entnommen werde.
Vorteile für Fische
Beim Gang über die provisorisch eingerichtete Baustraße am Ufer erwähnte der Dezernent auch Vorteile für Passanten. Spaziergänger oder Pedaltreter vom Ruhrtalradweg sollen näher an das Wasser herankommen, auch sie sollen von der „Entfesselung des Flusses“ (O-Ton Detering) profitieren. Gleiches gelte für die Fische, für die sich der Weg in die Nebengewässer zum Laichen verbessern soll und die in den Auen neben der Ruhr gewissermaßen eine höhere Aufenthaltsqualität vorfinden sollen. „Die Tiere reagieren auf solche Baumaßnahmen nicht so sensibel wie wir angenommen haben“, berichtet Detering und klingt zuversichtlich, dass sich der mittelprächtige Fischbestand bald bessere. Auch dank der Verbreiterung des Flusses, neuer Rinnen zur Vernetzung mit den wichtigen Auen und Schotterflächen, die zum Beispiel den Barben als Leitart zugute kommen sollen.
Dafür mussten von Menschenhand platzierte Steine weichen, die den Fluss in seiner Entfaltung hinderten. All das habe Auswirkungen auf die dortige Landwirtschaft, für weidende Tiere schrumpfen Flächen. Das sei aber mit den Bauern besprochen, so dass Sell zur Gesamtbewertung sagt: „Das Projektgebiet hier sucht seinesgleichen.“