Herdecke. . Fachausschuss will 10.000 Euro in den Etat 2019 für zusätzliche Angebote für Jugendliche stellen. Abschreckung soll Trinkgelage verhindern.
Ein zusätzliches Programmangebot für Jugendliche und ein neues Sicherheitskonzept sollen die Maiwoche wieder auf einen zukunftsweisenden Weg bringen. CDU und SPD begrüßten im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Tourismus die Vorschläge der Verwaltung und sprachen sich dafür aus, 10.000 Euro für ein neues Programmangebot speziell für junge Leute in den Etat für 2019 einzustellen. FDP und Grüne lehnten diesen Vorschlag ab.
Gespräch mit Jugendlichen
Personal muss aufgestockt werden
Zuletzt waren täglich 15 bis 20 Polizeibeamte, vier Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes (teils mit Hund) und zehn Mitarbeiter der Stadt für die Sicherheit bei der Maiwoche unterwegs.
Der private Sicherheitsdienst müsse laut Lars Heismann auf mindestens zehn Mitarbeiter aufgestockt werden.
Ein Sandstrandbereich mit Beachvolleyball, ein DJ mit aktueller Chart-Musik und Straßenkunst-Aktionen – das könnten die neuen Angebote für Jugendliche bei der nächsten Maiwoche werden. Das jedenfalls hatte ein Gespräch ergeben, zu dem die Verwaltung insgesamt 14 Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen, Besucher des Jugendcafés Fachwerk sowie Mitglieder des KiJuPa-Ältestenrates eingeladen hatte. „Wir haben die 16- bis 19-Jährigen gefragt, was sie sich für die Maiwoche wünschen“, erläuterte Dennis Osberg von der Stadt im Ausschuss.
Ideen habe die Verwaltung bewusst nicht nur aus dem musikalischen, sondern auch aus dem sportlichen, kreativen und medialen Bereich gesammelt. Osberg stellte klar, dass das Maiwochen-Organisationsteam und auch das Jugendamt keine zusätzlichen Standorte bespielen könnten. Deswegen müsse ein solch zusätzliches Angebot für Jugendliche, das von der Politik angeregt worden war, eingekauft werden.
„Mit einem solche Angebot werden wir nicht auf einen Schlag das Problem lösen und diejenigen, die nur zum Trinken kommen, davon abhalten. Aber es gibt auch vernünftige Jugendliche, die wir mit einem solchen Angebot erreichen können“, so Osberg weiter.
Viel hin und her
Heinz Rohleder (CDU) lobte die Vorgehensweise der Verwaltung: „Die ureigenen Probleme am Bleichstein lösen wir damit nicht, aber die Beispiele für mögliche Angebote sind gut. Wir tragen den Vorschlag einmalig für den Etat 2019 mit, danach muss man die Erfahrung auswerten.“ Dem schloss sich die SPD laut Gustav Müller „inhaltlich voll und ganz an“.
Enric Tange, sachkundiger Bürger der FDP im Ausschuss, verweigerte dem Vorschlag seine Zustimmung: „Das ist was für Jugendliche, die sowieso auf der Maiwoche sind. 10.000 Euro für so eine kleine Zielgruppe ist zu viel Geld. Damit bekommt man auch niemanden von der Ruhrwiese weg.“ Ein Nein gab es auch von Diethelm Wesenberg von den Grünen, was wiederum Heinz Rohleder erboste: „Warum stimmen Sie jetzt dagegen, wo doch die Initiative für ein solches Angebot von den Grünen ausging?“ Wesenbergs Antwort: „Es ist uns zu wenig konkret.“ Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat nun der Rat.
Thema Sicherheit
Die Maiwoche ist es wert
Dass etwas passieren muss, damit die Maiwoche nicht an dem Bleichsteinwiesen-Tumult zugrunde geht, ist klar. Neue Angebote für Jugendliche sind eine Sache, ein konsequentes Vorgehen gegen Jugendliche, die nur zum Trinken und Randalieren den Weg nach Herdecke finden, ist die andere. Die Kombination von beidem hoffentlich zielführend. Das von Lars Heismann jetzt vorgestellte Sicherheitskonzept setzt auf Abschreckung. Die Botschaft lautet: „Es lohnt nicht mehr, nach Herdecke zu fahren. Da wird jetzt kontrolliert. Im Riesenrudel ungestört saufen, das geht nicht mehr.“ Verstärkt will die Stadt Herdecke diese Botschaft über die Medien, vor allem auch über die sozialen Medien verbreiten, damit sie dort ankommt, wo sie hin soll. Das macht Sinn und verdient Unterstützung.
Es muss etwas passieren. Und jetzt ist ein guter Anfang gemacht. Die Maiwoche ist es allemal wert, dass keine Anstrengung unversucht bleibt.
Von Elisabeth Semme
Neben dem Maiwochen-Zusatzprogramm für Jugendliche war auch das neue Sicherheitskonzept für diese Traditionsveranstaltung Thema, weil die SPD einen Sachstandsbericht angefragt hatte. Diesen gab der städtische Rechtsexperte Dr. Lars Heismann. Zur Ist-Situation sagte er, dass in den letzten Jahren der Anteil der Herdecker Jugendlichen auf der Bleichsteinwiese immer weiter zurückgegangen sei.
Geschätzt liege er bei etwa 30 Prozent. „Viele Jugendliche dort wissen gar nicht, dass es eine Herdecker Maiwoche gibt“, so Heismann. Die „Pseudo-Veranstaltung“ am Bleichstein habe sich verfestigt, und genau das sei das Problem. „In den letzten Jahren haben Jugendliche an vier Tagen dort die Sau rausgelassen, Und Polizei, Ordnungskräfte und privater Sicherheitsdienst haben versucht, es unter Kontrolle zu halten. Die Massen werden aber immer schwerer handhabbar“, so Heismann weiter.
Deswegen sei nach mehreren Gesprächen mit allen Beteiligten klar, dass die Strategie nun geändert werden müsse. „Wir werden mit Hilfe von Polizei, Ordnungsamt und Sicherheitsdienst auf der Fläche an der Bleichsteinwiese Zugangskontrollen an fünf bis sechs Stellen einrichten sowie ein Alkohol- und Glasverbot erteilen“, teilte Heismann mit. Das könne einen Verdrängungsprozess nach sich ziehen, „aber der Polizei ist es lieber, kleineren Gruppen zu begegnen als 1000 Leuten im Pulk“.
Dunkle Ecken absperren
Bedauerlich sei, dass das Hattinger Altstadtfest auch Ende Mai stattfinde, so dass die Polizei dann auch dort im Einsatz sei. „Wir brauchen dann mehr Kräfte aus dem Ordnungsamt und deutlich aus dem privaten Sicherheitsdienst, um die Kontrollpunkte zu besetzen und die umliegende Fläche zu bestreifen“, kündigte Heismann an. Heinz Rohleder sprach seinen Dank für diese vernünftige Strategie aus und noch einmal auch dafür, Anreize zu schaffen, um Jugendliche vom Bleichstein weg zu bringen.
„Wir sind alle keine Träumer, aber wir sollten alles versuchen, um unser traditionelles Fest zu erhalten und es wieder auf einen zukunftsweisenden Weg zu bringen“, so Rohleder. Silke Gröne (SPD) fragte nach, ob die Stadt plane, das Gelände abzuriegeln. Heismann: „Nein, wir können nicht das ganze Gelände absperren, aber wir werden Zugangspunkte einrichten und mit Bauzäunen auch dunkle Ecken absperren.“