Herdecke/Berlin. . Max und Lilly Blumenthal ließen in Sachsenhausen und Auschwitz ihr Leben. Schüler aus Berlin und Willi Creutzenberg aus Herdecke erinnern an sie.

Bei der Volkszählung 1939 wurden sie beide in der Landshuter Straße 35 in Berlin erfasst: Max Blumenthal, Jahrgang 1891, geboren in Herdecke, und seine Frau Lilly, eine geborene Blumenthal aus Dortmund, ebenfalls 1891 zur Welt gekommen. Am Samstag werden in Berlin vor dem Haus Landshuter Straße 35 zwei Stolpesteine verlegt. „Hier wohnte Max Blumenthal, erschossen in Sachsenhausen 27./28. Mai 1942; Hier wohnte Lilly Blumenthal, Deportiert nach Theresienstadt, ermordet in Auschwitz 1944“ ist in die Steinen gehauen.

Willi Creutzenberg auf Spurensuche

Willi Creuztenberg, Historiker aus Herdecke, hat in einem Aufsatz die Geschichte der Blumenthals als einer jüdischen Familie aus dem Raum Hagen/Herdecke beschrieben. Ziemlich verzweigt war die Familie, die auf Joseph Levi zurück zu führen ist, der den Namen Blumenthal als neuen Hausnamen gewählt hatte. 1817 war er in Westhofen zur Welt gekommen, 1840 heiratete er Friederika Edelstein aus Hohenlimburg. In Herdecke ließ sich das Ehepaar nieder und betrieb eine Metzgerei.

Die Beschäftigung mit der Familie brachte Creutzenberg auf die Spur auch von Max und Lilly Blumenthal. Als junger Mann schon war Max von Herdecke nach Berlin gezogen, wo er als Bankkaufmann beschäftigt war. Auf seiner Spurensuche traf Willi Creutzenberg auf Jane Barry, eine Großnichte von Max Blumenthal, die in Birmingham lebt. Gemeinsam stießen sie die Stolperstein-Verlegung an.

Einladung an Herdecker in Berlin

Herdecker bekommen Stolperstein in Berlin

Hintergrund für die Ermordung von Max und Lilly Blumenthal war ein Brandanschlag am 18. Mai 1942 gegen eine Nationalsozialistische Propagandaausstellung im Berliner Lustgarten.

Dieser Anschlag war von der jüdisch-kommunistischen „Widerstandgruppe Baum“ durchgeführt worden. Die nationalsozialistische Führung reagierte mit massiven Repressalien gegen Berliner Juden.

So wurden 154 Berliner Juden, allesamt Männer, verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen sofort erschossen, darunter Max Blumenthal.

Eine weitere Maßnahme der Gestapo betraf die Ehefrauen der erschossenen Männer. Sie wurden in verschiedenen Transporten nach Theresienstadt geschafft. Auch Lilly Blumenthal war unter ihnen. Sie wurde im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Willi Creutzenberg

In Berlin waren sie nicht allein. Seit 1994 recherchiert und engagiert sich die Schöneberger Löcknitz-Grundschule in historischen Projekten zum Nationalsozialismus. Die Schule steht auf dem Gelände einer ehemaligen Synagoge. Das Schulprojekt „Denk-Mal“ wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

Jungen und Mädchen der Löcknitz-Grundschule werden am Samstag bei der Stolpersteinverlegung dabei sein und das Leben von Max und Lilly Blumenthal in kurzen Texten nachzeichnen. Auch Willi Creutzenberg ist schon seit ein paar Tagen in der Bundeshauptstadt. Er wird dabei wohl nicht der einzige Herdecker auf den Spuren des Herdecker Paares sein: Creutzenberg hat alle Herdecker, die in Berlin leben und über deren Mail-Adresse er verfügt, in die Landshuter Straße 35 eingeladen.