Ende. Zwei Frauen aus Syrien und Polen mit ganz verschiedenen Biografien stellten sich bei der kfd in Ende vor. Der christliche Glaube eint sie.

„Ich finde Integration in die Gemeinde wichtig“, sagt Mechthild Burger, „dafür ist die kfd auch da.“ Aus diesem Grund hat sie einen besonderen Nachmittag in der Gemeinde St. Urban Ende-Syburg organisiert. Zwei Frauen erzählen von ihrer alten Heimat: Lidia Magner kam 1998 als 18-Jährige aus Polen nach Deutschland. Fatat Nader kommt aus Syrien und lebt seit zwei Jahren in diesem Land. Sie verbindet der christliche Glaube.

Auf einer Leinwand ist ein Foto der zerstörten Stadt Homs in Syrien zu sehen. „So sah es bei uns auch aus“, ruft eine der Frauen, die in Deutschland aufgewachsen sind. Der Krieg hat ihre Biografien bis heute beeinflusst. Der Krieg war auch der Grund, warum Fatat Nader und ihre Familie das Land verließen. „Mein Sohn wurde volljährig und hätte für Assad im Militär kämpfen müssen“, erzählt die 41-Jährige, „das wollten wir verhindern.“

Zunächst floh ihr Mann aus Syrien und gelangte schließlich nach Deutschland. Über den Familiennachzug wurden die Naders in Herdecke wiedervereint. Warum gerade Herdecke? Fatats Schwager arbeitete als Neurochirurg im örtlichen Krankenhaus.

Ein syrisches Dorf voller Christen

„Ist Ihr Zuhause auch zerstört worden?“, möchte eine Frau wissen. Nader verneint. Ihre Familie lebte in einem kleinen Dorf mit etwa 1000 Einwohnern – allesamt Christen. Mit Muslimen hatte sie in jungen Jahren nie Kontakt, erst als sie die großen Städte besuchte. Auf dem Land leben die einzelnen Religionen voneinander getrennt.

Fatat zeigt Fotos auf ihrem Handy von einem hübschen Haus mit Garten und blühenden Bäumen. „Wir sind jeden Sonntag in die Kirche gegangen.“ Der Unterschied zu Deutschland: „Die Kirchen dort sind immer voll.“ Die Messe dauert zwei Stunden, gesungen wird aber nicht. An Weihnachten gibt es wie in Deutschland einen Tannenbaum. „Immer zwei oder drei Familien kochen und essen zusammen“, sagt Fatat.

Der Traum vom Leben in Deutschland

Neben Fatat sitzt Lidia Magner. Die 38-Jährige stammt aus Polen – oder Schlesien wie sie auch sagt. Ihre Schwester war wenige Monate vor der Wende aus Polen zur Tante in die Bundesrepublik geflohen. Als Lidia sie in den Sommerferien besuchte, war sie begeistert vom Warenangebot und den Möglichkeiten: „Mir war klar, dass ich hier leben wollte.“

Ihre erste Anstellung fand die damals 18-Jährige in einer Eisfabrik in Haltern, ein Knochenjob. „Nach der ersten Woche habe ich geheult und dachte, mein Deutschlandtraum wäre vorbei.“ Ihre Schwester überzeugte Lidia, dass sie weitermachen solle. Sie blieb in Deutschland, machte ihren Führerschein und kaufte sich für 600 Mark ihr erstes Auto. In Witten lernte sie ihren Mann kennen, die beiden haben inzwischen eine Tochter.

Der Religion ist sie bis heute treu geblieben. In ihrer neuen Gemeinde ist sie seit einem halben Jahr Küsterin und hilft mit, die Messen vorzubereiten. „Das macht mir auf jeden Fall Spaß. Ein paar Dinge muss ich aber noch lernen.“

Gebet gehört zum Tagesablauf

Wie halten die beiden Frauen es mit dem Gebet? Lidia sagt: „Ich bete, wenn ich Stress habe. Das hilft.“ Für Fatat und ihre Familie gehört das Gebet zum festen Tagesablauf: „Wir beten jeden Tag vorm Schlafen und vor Prüfungen.“ Bislang noch auf arabisch – aber das möchte sie ändern: „Ich lerne das Vater Unser auf Deutsch.“

Als Fatat von ihrem Mann erzählt, finden die beiden noch eine Gemeinsamkeit. Ihr Mann war Vermessungsingenieur in Syrien und hat auch für die Kirchengemeinde gearbeitet, wenn es etwas zu tun gab. Dafür hat er kein Geld genommen, das gehöre sich nicht. Lidia stimmt zu: „Das ist bei uns auch so! Bloß kein Geld von der Kirche nehmen, das wäre eine Sünde.“

Gesprächsrunde soll Frauen in die Gemeinde einbeziehen

Das Gespräch bei Kaffee und Kuchen war eine Idee von Margrit Sollbach-Papeler: „Ich habe erst vor kurzem eine Frau aus Spanien in unserer Gemeinde kennengelernt. Ich möchte die Gemeindemitglieder bekannter machen.“ Die kfd sei auch dafür da, um „Blick für andere zu öffnen“.

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