Wetter. . 250 starke Stimmen gegen den Rechtsextremismus in Wetter: Bei der Bürgerkonferenz im Stadtsaal war das Interesse riesig.
Die gestellten Stühle im Stadtsaal reichten nicht aus. Mit einer so großen Resonanz hatte niemand gerechnet. 250 Menschen haben sich am Montagabend im Stadtsaal Wetter eingefunden, um gemeinsam bei der Bürgerkonferenz Wege zu finden, sich gegen Rechtsextremismus zu platzieren.
„Die Zeiten werden immer rauer, der Ton wird immer rauer und wir sehnen uns nach mehr Miteinander“, leitete Moderatorin Inga Hinnenkamp den Abend ein, bevor Bürgermeister Frank Hasenberg das Mikro übernahm. In seiner kurzen Ansprache verdeutlichte er die Notwendigkeit einer solchen Bürgerkonferenz zu diesem Zeitpunkt in Wetter. „Die Weimarer Republik scheiterte, weil sich zu wenige für die Demokratie eingesetzt haben. Heute haben wir wieder extreme Positionen, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Wir müssen in diesen Tagen erleben, wie unser als selbstverständlich hingenommenes Bild der Demokratie immer häufiger rechtsextremistisch motivierten Angriffen ausgesetzt ist. Wir wollen Wege finden, wie wir uns dieser Entwicklung entgegenstellen können und mit mehr Kommunikation einen Weg in die Mitte zurückfinden können, in der andere Meinungen auch akzeptiert und respektiert werden. Wetter ist und bleibt eine Stadt des Miteinanders. Hier ist kein Platz für Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Wehret den Anfängen“, so Bürgermeister Hasenberg.
Bunt und nicht braun
Der Auftakt ist geglückt. In den einzelnen Gruppen wurde viel diskutiert, und erste Ergebnisse werden in den kommenden Tagen bekannt gegeben. Eines ist jedoch schon am Abend klar geworden: Es muss mehr informiert werden. Alle Gruppen hatten den Grundtenor, zu wenig über bereits bestehende Hilfsangebote zu wissen. Einige konnten auch Sprüche auf Aufklebern oder Symbole auf T-Shirts nicht deuten. Es muss also mehr gesprochen und informiert werden.
Aus der Bürgerkonferenz soll ein Arbeitskreis entstehen. Außerdem soll eine Internetseite erstellt werden, auf der Informationen gebündelt und auf Veranstaltungen aufmerksam gemacht werden soll. Die Treffen sollen regelmäßig stattfinden und Aktionen daraus erwachsen.
Ob das genug ist? Nein. Aber ein sehr guter Anfang. Wenn sich 250 Wetteraner öffentlich auf einer Veranstaltung gegen Rechtsextremismus stellen, ist das ein deutliches Zeichen. Und genau darum geht es. Nicht mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen und zu sagen „das geht mich nichts an“. Es geht darum, Farbe zu bekennen – und die ist in Wetter zum Glück überwiegend bunt, nicht braun.
Kommentar von Yvonne Held
Ähnlich äußerten sich auch die Gastredner. Unter ihnen Lichtburg-Geschäftsführer Joachim Bothe. „Wir als Lichtburg stellen uns gegen Hass und Rassismus. Wir als Kulturzentrum wollen Kreativität und Individualität fördern und leben. Lassen Sie uns solidarisch sein in unserer Stadt“, rief Bothe auf. Christian Salihin, Initiator des Bass gegen Hass-Konzerts, gab sich kämpferisch: „So lange die Rechtsextremisten laut sind, werde ich auch laut sein.“ Feuerwehr-Chef Ralf Tonetti äußerte sich ebenfalls. „Die Feuerwehr hat eine Vergangenheit, die nicht immer rühmlich war“, verwies er auf Brände zu NS-Zeiten, die nicht gelöscht wurden, weil die Opfer nicht der Rassenideologie entsprachen. Heutzutage sei dies jedoch undenkbar. Tonetti verwies auf eine Verordnung des Landes NRW, der die Feuerwehrleute verpflichtet sind. Darin sind die Grundwerte wie Respekt und Vielfalt verankert. „Bei der Feuerwehr Wetter wird diese Verordnung nicht nur verlesen, sondern muss bei uns auch unterschrieben werden“, sagt er. Sechs Syrer seien inzwischen bei der Feuerwehr in Wetter. „Bei uns ist kein Platz für Rechtsextremismus. Wir als Feuerwehr werden jedem helfen, egal welcher Religion, Farbe oder Herkunft.“ Auch die Schüler des Gymnasiums und Lehrer der Schule am See waren vertreten. Die Gymnasiasten präsentierten ihren Beitrag zum Volkstrauertag, während die Lehrer der Sekundarschule einen Überblick gaben, welche Inhalte gegen Rechtsextremismus auf ihrem Lehrplan stehen.
Zweite Konferenz geplant
Mit diesen Impulsen gerüstet, ging es anschließend für die Anwesenden in die Gruppen der verschiedenen Handlungsfelder: Kinder- und Jugendhilfe/Schule/Politische Bildungsarbeit, Beratungsinfrastruktur gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Integration/Emanzipation und Gleichstellung, Sport, Medien und Kultur sowie Arbeit und Wirtschaft. In allen Feldern wurde diskutiert und beratschlagt. Die Ergebnisse an einer Pinnwand zusammengefasst. Eine Auswertung soll nun durch die Stadt erfolgen und bei der nächsten Bürgerkonferenz am 19. Februar vorgestellt werden. Ziel ist es, einen Arbeitskreis gegen Rechts zu gründen.