Wetter. . Die Künstlergruppe art-EN-reich aus Wetter erhält den erstmals vom Land vergebenen Preis für Engagement aus der Bürgerschaft.

Europa ist für viele Menschen weit weg in Straßburg oder in Brüssel. Und so richtig greifbar ist die europäische Idee auch meistens nicht. Anders in Wetter. Da gibt es die Künstlergruppe art-EN-reich, und die macht Europa erlebbar. So jedenfalls sieht das Stephan Holthoff-Pförtner, NRW-Minister für Europaangelegenheiten. In Düsseldorf konnten das Wolfgang Wehmeier und Jörg Aschemeier erfahren. Hier nahmen die beiden Wetteraner stellvertretend für ihren Verein die Auszeichnung „Europaaktive Zivilgesellschaft“ entgegen.

Für Europa aktiv gewesen ist art-EN-reich tatsächlich: 2010 ging es los mit dem ersten europäischen Kulturfest im Schöntal, im Jahr darauf gab es eine Wiederholung. 2015 folgte am Bahnhof das „EuropaWetter“. Um eine Kultur des Miteinanders ging es dabei. „KulturWetter“ hieß die Folgeveranstaltung ein Jahr darauf, „Dialog der Kulturen“ lautete der Untertitel.

Anfänge im Schöntal

Besonders die Aktion von 2016 hat dem Kunstverein die Auszeichnung eingetragen. Art-EN-reich habe ein „beispielgebendes Engagement für Europa gezeigt“, so Stephan Holthoff-Pförtner in seiner Einladung zur Übergabe der Urkunde. Das Lob des Ministers geht weiter: „Ich freue mich, dass die europäische Idee durch Sie vor Ort in vorbildlicherweise umgesetzt und gelebt wird“, gab er Wolfgang Wehmeier mit auf den Weg.

Engagement aus der Gesellschaft heraus

Schon länger werden Städte für ihren europafreundlichen Einsatz vom Land NRW ausgezeichnet.

In diesem Jahr gab es erstmals auch Auszeichnungen für „zivilgesellschaftliche Akteure“.

Gleich drei Mal ist diese neue Auszeichnung jetzt in Düsseldorf vergeben worden.

Alle drei Preisträger, darunter der Verein art-EN-reich in Wetter, wurden gleichrangig gesehen

Wolfgang Wehmeier weiß noch, wie es losgegangen ist mit dem Engagement der Künstler für Europa. Friedhelm Langer, der mittlerweile verstorben ist, hatte damals die Idee, die verschiedenen Kulturen im Schöntal bei einem Fest zusammen zu bringen. Und die Idee zündete! „Türken haben mit Griechen bei griechischer Folklore Arm in Arm getanzt“, kann sich Wehmeier an diese Momente der Völkerverständigung erinnern. „Da waren zwei Tage Versöhnung angesagt“, sagt er und denkt an das schwierige Verhältnis, das diese beiden Nachbarländer sonst haben.

Mit jeweils 2000 Euro sind die vier Veranstaltungen in Wetter gefördert worden. Das Geld floss immer erst im Nachhinein, was es dem Veranstalter nicht leichter machte, interessante Künstler für die Aktionstage zu gewinnen. Also haben Wolfgang Wehmeier und mit ihm Friedhelm Lange Klinken ordentlich geputzt bei heimischen Firmen.

Viel Arbeit

Die Sparkasse war als Sponsor dabei, die Lions, auch die Dörken-Stiftung. Viele andere, namhafte Unternehmen aus Wetter aber nicht, obwohl doch gerade sie „am Meisten von Europa profitieren“, wundert sich Wolfgang Wehmeier ein wenig: „Die Straßen in Wetter sind doch vollgestopft mit Lastwagen aus unseren Nachbarländern.“

Mag die Unterstützung durch die heimische Wirtschaft aus Wehmeiers Sicht ausbaufähig sein, über den Rückhalt im eigenen Verein will er sich nicht beschweren. „Wenn nicht die Künstler, wer sonst sollte Weltoffenheit leben?“, fragt er und weiß, dass der Abbau von Vorurteilen auch über Europa seine Künstlerkollegen untereinander verbindet.

Ein neuerliches Kulturfest wird es trotzdem so schnell nicht geben. Der Aufwand ist groß, und auch die Sache mit den Fördermitteln werde nicht leichter, heißt es in der Vereinsspitze. Die Art-EN-reicher müssen dennoch nicht fürchten, die Urkunde aus ihrem „Kunstraum auf Zeit“ wieder abhängen zu müssen: Das Auszeichnung als „Europaaktive Zivilgesellschaft“ gilt unbegrenzt und muss nicht wieder neu verdient werden.