Zum Herbst und zur Zeitumstellung erinnert Pfarrer Johann-Christian Grote an Gottes Zeitmanagement für uns Menschen.

Nach den warmen Sommertagen empfinde ich die nasskalten Tage deutlicher als die Jahre zuvor. Lange wird es regnen müssen, um die Trockenheit der vergangenen Monate auszugleichen. Das Reformationsfest und der November liegen vor uns: Denken werden wir an Martin Luthers Entdeckung, an unsere Verstorbenen, an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren, an St. Martin und das Teilen, an die Opfer von Krieg und Gewalt und an jene zeitlose Geborgenheit, die nur Gott schenken kann.

Sonntag sind wir aufgefordert, die Uhren eine Stunde zurückzustellen. Und während die Zeit vergeht, spaltet sich unsere Gesellschaft weiter. Tatsächliche oder empfundene Ungerechtigkeit und Ungleichheit führt zu Unverständnis, Wut und Zorn. Gerechtigkeit wird zum Reizwort und zur Herausforderung. Wer verschafft mir Recht, und wie mache ich es meinem Nächsten recht? Die einen setzen sich ein für den Erhalt des Hambacher Forstes, die anderen gehen für den Erhalt von Arbeitsplätzen auf die Straße. Die Wahlen in Bayern und vielleicht auch in Hessen spiegeln den Zustand der Gesellschaft wider.

In diesen Zeiten kann es gut tun, sich an Gottes Zeitmanagement zu erinnern. Die Bibel weiß, dass es neben der Zeitdauer, die uns gelegentlich quälend lang vorkommt, auch jene Augenblicke erfüllter Zeit und gelingenden Lebens gibt. Sie weiß um den heilsamen Wechsel zwischen Werktag und Feiertag, Arbeit und Ruhe. Der Psalmist bekennt: Meine Zeit steht in deinen Händen. Genau genommen füllt Gott unsere Zeit, indem er Jesus zur rechten Zeit schickt. Und dann ist jener Zeitpunkt von Gott gefüllter Zeit da. Da, wo uns Jesus Christus auch heute noch begegnet, wo wir uns berühren lassen von Gottes neuer Welt, in der Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Da, wo wir nicht nur das Durcheinander unserer Zeit empfinden, sondern auch Gottes gute Ordnung. Wenn wir angesichts aller Veränderungen nicht nur Bedrohung spüren, sondern auch Gottes gute Gabe, unser Leben und Zusammenleben gerecht und friedlich zu gestalten.

Solche von Gott angestoßene Zeitumstellung brauchen wir, damit unsere Gesellschaft nicht weiter auseinander bricht. Es ist an der Zeit, uns umzustellen. Nicht, weil andere es wollen. Sondern, weil wir es können und es uns gut tut. Weil uns die Möglichkeit zur Zeitumstellung von Gott geschenkt ist. Am Wochenende drehen wir die Zeiger zurück oder lassen die Funkuhr machen. Inmitten unserer Lebenszeit können wir Jesus begegnen. Können uns beschenken lassen mit der notwendigen Zeit, um unseren Nächsten und uns selbst zu lieben.