Herdecke. . 30 Löcher mussten im Vorgarten gebohrt werden, dann kam am späten Nachmittag die Entwarnung. Kein Blindgänger und somit keine Evakuierung nötig.

Langsam dreht sich die Schnecke vom Bagger in das Erdreich im Vorgarten am Gerhart-Hauptmann-Weg. Rund drei Meter tief, dann ist Schluss. Die Firma P-H-Röhll NRW GmbH führt die Sondierungsbohrungen durch.

Rückblick: An dieser Stelle hatte sich vor einigen Wochen ein Blindgängerverdachtspunkt ergeben. Aufgefallen war dies, als die Firma Donetz die Frischwasserleitungen erneuern wollte. Die Auswertung der Luftbilder hatte schließlich ergeben, dass es möglich wäre, dass sich im Erdreich ein sogenannter Blindgänger befindet.

Um diese Möglichkeit auszuschließen, rückte nun gestern der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg gemeinsam mit der Firma P-H-Röhll an. „Mit der Schnecke an dem Bagger bohren wir jetzt Löcher an den markierten Stellen in den Boden“, erläutert Volker Lenz von der Bezirksregierung Arnsberg. Rund sieben Meter tief soll es bestenfalls ins Erdreich gehen. Stoßen die Arbeiter auf anderen Grund, wird die Bohrung dort beendet, denn: Bombenblindgänger können nicht unterhalb der Geländeoberkante eingedrungen sein.

Insgesamt 30 rote Punkte sind im Vorgarten des Hauses eingezeichnet. Überall dort soll gebohrt werden. Die erste Bohrung findet direkt neben dem Haus statt. Behutsam dringt die Schnecke am Bagger ins Erdreich vor. Der Baggerführer muss vorsichtig vorgehen, denn ein Gelenk des schweren Geräts befindet sich direkt neben dem Dach. Bereits nach drei Metern ist dort aber bereits Schluss. Der gewachsene Boden endet, und die Schnecke stößt auf den anstehenden Fels. Während sich die Schnecke wieder rückwärts aus dem Erdreich windet, steckt ein Mitarbeiter der Firma schnell ein Kunststoffrohr in das Lohr. Darüber wird letztlich die geomagnetische Messung durchgeführt, die bestimmen soll, was da im Erdreich vorhanden sein könnten.

Badewanne oder Blindgänger?

Das Messgerät reagiert auf Eisen. Es kann erkennen, wie groß ein Gegenstand ist. Anhand von Messwerten und Messkurven kann der Kampfmittelbeseitigungsdienst bestimmen, ob es sich lohnt, weiter zu suchen, oder doch nur Omas alte Badewanne im Garten vergraben wurde. Sollte sich der Verdachtspunkt jedoch erhärten, muss gebuddelt und das Erdreich vorsichtig abgetragen werden. Und selbst dann ist noch nicht gesagt, dass es sich dabei um einen Blindgänger handelt. Volker Lenz kann gar nicht sagen, ob er bei solchen Sondierungsbohrungen mehr Blindgänger oder doch andere Gegenstände gefunden hat. „Das ist interessiert mich auch gar nicht so. Ich führe keine Strichliste. „Mich interessiert immer nur der Punkt, an dem ich gerade arbeite“, sagt er. Und der ist momentan unter anderem in Herdecke.

Die Sondierungsbohrungen rund um das Haus gehen schnell voran. Bereits um 16.30 Uhr kam die erlösende Meldung: „Die Bohrungen durch ein vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg beauftragtes Fachunternehmen konnten am heutigen Mittwoch abgeschlossen werden. Das Ergebnis der geomagnetischen Messungen entkräftete den Verdacht auf ein Kampfmittel im Garten des Wohnhauses“, vermeldete Pressesprecher Dennis Osberg seitens der Stadt Herdecke. „Somit wird auch am morgigen Tage keine Evakuierung notwendig. Die Stadt Herdecke bedankt sich bei allen Anwohnerinnen und Anwohnern für das Verständnis für die notwendigen Vorbereitungen auf eine mögliche Evakuierung“, erläutert Osberg.

Abschlussbericht kommt noch

Jetzt wird die Bezirksregierung Arnsberg noch einen Abschlussbericht zu diesen Arbeiten anfertigen. Ob die gesamte Maßnahme damit abgeschlossen ist, kann noch nicht genau gesagt werden. Denn gestern wurde lediglich im Außenbereich des Hauses gebohrt. Sieben Stellen für eine Sondierungsbohrung liegen noch innerhalb des Hauses. Ob die jedoch überhaupt noch notwendig sind, entscheidet die Bezirksregierung in den kommenden Tagen.