Wetter. . Frank Goosen zeigt im Stadtsaal in Alt-Wetter, wie bei ihm der Alltag zwischen zwei Buchdeckel und ins Netz kommt.

Er hat es tatsächlich getan. Auf seiner Facebook-Seite steht ein Bild aus der Garderobe des Stadtsaals in Wetter: Schminkspiegel, ein paar Rollhocker davor, zur Tür hin eine Sitzgruppe und auf dem Couchtisch ein leuchtender Tablet-PC. Um diesen geht es. Frank Goosen ist bekennender VfL-Bochum-Fan. Er wollte über das laufende Zweitligaspiel im Bilde sein. „Hier haben sie extra für mich heute ein Wlan eingerichtet. Schön, mit Profis zu arbeiten“, schreibt Goosen zum Dank an das Helferteam und hebt die kleine Gefälligkeit später auf der Bühne ins Bedeutsame. Künstler wollen etwas Bleibendes schaffen. Ihm ist es gelungen. Von dem Wlan für ihn können künftige Künstlergenerationen profitieren.

Alles ist wahr – irgendwie

Damit hat er auch gleich ein Beispiel gegeben für den Weg, wie aus Alltagsgeschichten Texte für einen Vorleseabend werden. Ziemlich zum Schluss hat er das dem Publikum im gut besetzten Stadtsaal verraten: Zuhören steht am Anfang seiner Methode, zuhören und genau hinschauen. „Viele Dinge fallen mir nicht ein, sondern nur auf“, sagt er und spricht von seinen Geschichten, die alle wahr seien – „und einige davon sind sogar passiert.“

Noch viel Programm in der Kleinen Kunstreihe

Frank Goosen ist im Rahmen der mittlerweile „22. Kleinen Kunstreihe“ aufgetreten.

Die Veranstaltungsreihe wird getragen von der Sparkasse Gevelsberg-Wetter und dem Kulturverein Lichtburg in Wetter.

Zum Vormerken: Am 3O. und 31. Oktober gibt’s den neuen Thriller des Koffertheaters; am 12. Januar kommt Lars Reichow; Ozzy Ostermann beschließt am 26. Januar die Reihe.

Die tiefere Wahrheit von dem tatsächlichen Geschehen zu trennen, macht bei Frank Goosen wenig Sinn. Die Geschichten mit Mücke, Spüli und Pommes sind oft Ausflüge zurück in eine Zeit, in der eigentlich auch schon alles so widersinnig lief wie in Goosens Gegenwart. „Was ist da los?“, hat der Bochumer als Frage über sein aktuelles Programm gestellt. In der allzu häufig sinnfreien Zone von Telefon-Hotlines verheddert er sich, ein McDonalds-Besuch beschert das philosophische Problem, ob die Fritten nun aufs Tablett oder in den Pappdeckel einer Burger-Portion zu kippen sind. „Mit Verwirrung kann ich dienen, seit ich auf der Welt bin“, bringt Goosen sein ganzes Leben unter das Dach von Irrungen und Wirrungen.

Kopfkino kommt ins Laufen

Rasant liest er sich in seine Geschichten hinein, macht Tempo am Mikrofon und sitzt doch eigentlich recht angewurzelt hinter seinem Pult. Das Kopfkino bei seinen Zuhörern kommt aber ins Laufen, und bevor er eine neue Spule auflegt, haut er mal ein paar Sprüche raus. Ganz wie zuhause bei seiner Frau. „Irgendwie muss ich den ganzen Sch... ja testen“, lässt er das Publikum wissen und tut so, als gebe er Einblick in das Leben des echten Frank Goosen. Dabei bleibt der Autor auf der Bühne doch mehr eine Kunstfigur, die weiß, was von ihr erwartet wird. Politische Korrektheit gehört nicht dazu. Koddern schon.

Reaktionen auf Garderoben-Post

„Woanders ist auch Scheiße!“, lautet Goosens vielleicht meist zitierter Spruch. Die Fans kennen die Zeile bestens. Und so ist womöglich auch der Kommentar eines Facebook-Nutzers zur Lichtburg-Garderobe mit Wlan, aber ohne natürliches Licht, eine Anspielung auf das Ruhrpott-Motto des Meisters: „Draußen ist schöner“.