Herdecke/Wetter. . Die AWO kämpft für den Erhalt von Wetter und von Herdecke als Standort für das VIA-Beratungszentrum für Suchtfragen

Die Sucht- und Drogenberatung in Wetter und Herdecke steht vor großen Veränderungen. Träger ist die Arbeiterwohlfahrt im EN-Kreis mit ihrem VIA Beratungszentrum für Suchtfragen und Suchtprävention in Wetter und Herdecke.

„Wir sind alle alarmiert“, ließ AWO-Unterbezirksgeschäftsführer Jochen Winter jetzt die Mitglieder im Herdecker Jugendhilfeausschuss wissen. Der weitgreifendste Einschnitt scheine mittlerweile abgewendet, und noch werde gerade auch auf Kreisebene beraten. Derzeit ist es für Winter aber nicht klar, ob das VIA-Beratungszentrum auch künftig ein Standbein in Herdecke und eines in Wetter haben wird.

Politiker schicken Brief an Landrat

Vor zehn Jahren habe der Kreis ein erstes Gutachten zur Sucht- und Drogenberatung aufstellen lassen. „Diese sei als effektiv und angemessen eingeschätzt worden“, so Jochen Winter. Nur eine „Unwucht“ sei damals schon konstatiert worden: Wetter und Herdecke seien - trotz deutlich geringerer Einwohnerzahl - personell versorgt gewesen wie Witten. Daraufhin habe die AWO Aufgaben für das gesamte Kreisgebiet, wie die Beratung bei Essstörungen und die Beratung von Substituierten, übernommen „und zur allgemeinen Zufriedenheit“ erledigt, so Winter. In einem neuerlichen Gutachten sei die „Unwucht“ erneut beklagt worden, ohne die Kompensation zur Kenntnis zu nehmen. Unterdessen sei der Vorschlag vom Tisch, dass der Kreis selbst die Sucht- und Drogenberatung in die Hand nehme. Und auch eine europaweite Ausschreibung werde es wohl nicht geben. Auf das VIA-Team kommt wohl dennoch ein starker Einschnitt zu.

Offener Brief an den Landrat

In einem Schreiben an den Landrat werben die Vorsitzenden der Jugendhilfeausschüsse in Wetter, Herdecke und Witten für eine Weiterführung der bisherigen Präventionsarbeit. Wörtlich heißt es in dem offenen Brief: „Die Präventionskraft der Arbeiterwohlfahrt ist bei allen relevanten Akteuren in Witten, Wetter und Herdecke gut bekannt und vernetzt.

Eine Vielzahl von Arbeitskreisen fühlt sich von der AWO-Mitarbeiterin gut beraten und begleitet.
Das Alles spricht für die Beibehaltung einer Vollzeitstelle für Prävention in bewährter Trägerschaft der AWO für die Städte des Nordkreises.“

Bisher gab es beim VIA Beratungszentrum Vollzeitstellen für vier Suchtberater, eine Kraft in der Suchtvorbeugung und eine in der Verwaltung. Künftig könnte ein Personalschlüssel entsprechend dem Einwohneranteil im Kreis gelten. Nach dem derzeitigen Stand der Gespräche habe die AWO mit weniger als drei Beraterstellen zu rechnen, von der Prophylaxe bliebe nur noch eine Drittelstelle für Wetter und Herdecke übrig, die Verwaltungsarbeit würde anteilig reduziert. Vor allem um die Prophylaxe wird derzeit gerungen. Die anteilsmäßige Aufteilung sei „nicht sinnvoll und wenig effektiv“, haben nun die Vorsitzenden der Jugendhilfeausschüsse in Wetter, Herdecke und Witten an den Landrat geschrieben. Eine Aufteilung der jetzigen Vollzeitstelle für Suchtvorbeugung in Teilzeitstellen sei zudem „organisatorisch schwierig durchführbar, außerdem weder wirtschaftlich noch praktikabel in der Umsetzung.“

Diese Entwicklung würde einen „deutlichen Rückschritt in der Präventionsarbeit bedeuten“, heißt es in dem Offenen Brief an den Landrat, den dieser allen Mitgliedern des Kreistages für ihre weiteren Beratungen zur Verfügung stellen soll. Dirk Fröhning als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses in Wetter hatte sich im Ausschuss grünes Licht für eine solche gemeinsame Erklärung geholt, ebenso jetzt Karin Striepen in Herdecke. Zwar zeigt das Unterzeichner-Trio grundsätzlich Verständnis für ein Weiterentwicklung im Bereich Sucht- und Drogenberatung. Das jüngste Gutachten und die daraus resultierenden Ergebnisse einer Arbeitsgruppe aber ließen befürchten, „dass langjährig erprobte und gut funktionierende Strukturen zerstückelt werden und die Qualität der Sucht- und Drogenberatung gefährdet ist.

Für Jochen Winter bewegen sich die Beteiligten zwar auf einen Kompromiss zu. Für die AWO sei es bei einer so stark reduzierten Mannschaft aber „fraglich, ob wir beide Standorte aufrecht erhalten können.“ Noch sind die Beratungen nicht abgeschlossen. Winter: „Wir kämpfen um den Erhalt des Doppelstandortes Wetter/Herdecke.“