Wetter. . Axel Fiedler spricht über Probleme rund ums Altern. Er sieht die Stadt Wetter in Sachen Pflege „gut aufgestellt“.
Pflegedienste weisen Patienten ab, Altenpfleger fehlen an allen Ecken – die Krise in der Pflege beschäftigt Politiker und Betroffene gleichermaßen. Grund genug für ein Gespräch mit Axel Fiedler; denn kaum jemand kennt die Probleme rund ums Älterwerden so gut wie er. Der 62-Jährige ist Senioren- und Behindertenbeauftragter der Stadt Wetter und Ansprechpartner Nummer eins, wenn es darum geht, Hilfe in jeglicher Form für alte Menschen in Wetter zu organisieren. Die Lokalredaktion sprach mit ihm über seine Arbeit und die spezifischen Schwierigkeiten rund ums Thema alt werden.
Welche Leistungen bzw. Hilfen machen Sie den Bürgern in Wetter?
Ich biete alles an, was mit Pflege zu tun hat, von der Kontaktaufnahme zur Pflegekasse über die Beratung zu Hilfsangeboten vor Ort bis hin zur Vermittlung in einzelne Einrichtungen.
Wer sucht in der Regel eher Ihre Hilfe – Betroffene oder deren Angehörige?
Größtenteils sind es Angehörige, also Kinder oder Ehepartner, vereinzelt aber auch Betroffenen selbst. In der Regel rufen Angehörige bei mir an und sagen: Ich komme nicht mehr alleine klar, ich brauche Hilfe.
Was sind die Hauptanliegen?
Die lassen sich in drei Bereiche einteilen. Im ersten Fall ruft jemand an, weil Mutter oder Vater Hilfe brauchen. Dann fahre ich dorthin und schaue, ob es angebracht ist, die Pflegeversicherung einzuschalten. Falls ja, nehme ich Kontakt auf und kümmere mich um einen Antrag auf Leistung aus der Kasse. Oftmals helfe ich beim Ausfüllen des Antrags und bereite mit den Angehörigen auch den Termin mit dem MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) vor.
Für professionelle Hilfe einfach anrufen
Wer persönlichen Rat und Hilfestellung in Sachen Pflege benötigt, kann sich unter 02335/840347 an Axel Fiedler wenden. Er ist bei der Stadt Wetter zuständig für Altenhilfe, Behindertenangelegenheiten sowie Pflege- und Seniorenberatung.
Besuche in seinem Büro in der Bornstraße 2 nur nach telefonischer Terminabsprache.
Wer möchte, kann auch per Mail Kontakt zu Axel Fiedler aufnehmen: axel.fiedler@stadt-wetter.de
Im zweiten Fall rufen pflegende Angehörige an, weil sie einfach nicht mehr klar kommen mit ihrer Situation. Oft höre ich dann Sätze wie: „Ich schaffe das alles nicht mehr.“ Auch dann erfolgt ein Hausbesuch, bei dem ich kläre, wo die Probleme liegen und wie die pflegende Person unterstützt werden kann – eventuell durch bauliche Maßnahmen wie die Beseitigung von Barrieren im Bad immer in Zusammenarbeit mit der FTB-Wohnberatung oder durch Essen auf Rädern, einen Hausnotruf, durch Tagespflege oder letztlich auch durch die Vollzeitpflege des Angehörigen in einem Heim. Und im dritten Fall, der eher selten vorkommt, benachrichtigen mich Nachbarn, Sparkasse oder Bürgerbüro wegen einer verwirrten Person. Ich gehe dann dort vorbei, führe Gespräche und schalte eventuell die Betreuungsstelle des Ennepe-Ruhr-Kreises ein, um schließlich gemeinsam eine Lösung zu finden.
Wo sehen Sie als Experte aktuell die größten Probleme, wenn Menschen pflegebedürftig werden?
Das ist erstens die fehlende Einsicht der Menschen, dass sie Hilfe benötigen. Aber daran kann man nichts ändern. Da bin ich dann gefragt und muss all mein Geschick und Gespür einsetzen, damit sie am Ende doch einsichtig werden. Das zweite große Problem ist natürlich das Fehlen von Pflegepersonal in ambulanten und stationären Einrichtungen. Auch Kurzzeitpflegeplätze fehlen, weil die Verweildauer in den Krankenhäusern immer kürzer wird.
Können bzw. sollten Menschen sich aufs Alter(n) vorbereiten – wenn ja, ab wann und wie?
Aufs Altern vorbereiten? Ja natürlich! Ab wann? Eigentlich immer. Und zu Frage drei: Vorbereiten kann man sich mit gesunder Ernährung. Je früher man damit anfängt, desto besser. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt in unserer Gesellschaft. Wichtig neben gesunder Ernährung ist Bewegung. Dafür ist unsere Stadt geradezu ideal: Es gibt Sport für Senioren und bald auch eine Broschüre extra für diese Angebote. Wir sind hier vor Ort super aufgestellt; auch für diejenigen, die Sport nicht in einem Verein betreiben möchten. Und drittens ist neben gesunder Ernährung und Bewegung die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eine ganz wichtige Basis für ein lebenswertes Leben im Alter. Freundschaften pflegen ist ganz wichtig. Vereinsamung ist der halbe Weg zur Pflegebedürftigkeit. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt der Vorsorge ist materieller Natur: Wer sich mit Umbauplänen trägt, sollte stets die Barrierefreiheit im Blick haben. Daran denkt niemand, aber eigentlich sollten alle dran denken.
Wie schätzen Sie die Versorgung mit Tages-, Kurzzeit- und Vollzeitpflegeplätzen in Wetter beziehungsweise im ganzen EN-Kreis ein?
Wir sind in Wetter gut aufgestellt. Das gilt bald auch für die Tagespflege, wenn im Mai nächsten Jahres die neue Einrichtung in Wengern eröffnen wird. Ich kenne andere Städte, in denen das insbesondere in der Vollzeitpflege nicht der Fall ist.
Was würden Sie an der aktuellen Situation in der Pflege ändern, wenn Geld keine Rolle spielt?
Natürlich würde ich für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte sorgen. Und ich würde auch darauf einwirken, dass deren Leistung in der Öffentlichkeit mehr wertgeschätzt wird. Es muss in diesem Bereich einfach mehr Personen geben, die besser verdienen.