Herdecke. . Bei dem „Meister aus aller Welt“-Konzert mit Carlos Nunez in Herdecke jubeln die Zuhörer, tanzen und klatschen mit den Musikern um die Wette.

Am Sonntagabend feierte man im Werner-Richard-Saal den Auftakt der Reihe „Meister aus aller Welt.“ Es war ein grandioser Erfolg! Zum Schluss tanzte, klatschte, stampfte und jubelte das Publikum, auch auf der Bühne, lautstark mit den Musikern um die Wette. Der spanisch-galizische Flötist und Dudelsackspieler Carlos Nunez führte mit seiner Band „keltische Musik, doch mit spanischer Leidenschaft“ auf.

Perfekte Solo-Rollen

Pancho Alvarez, Gitarre, Xunxo Nunez, Percussion, Itsaso Elizagoien, eine charmante junge Akkordeonspielerin, und der Teufelsgeiger Jon Pillatzke bildeten ein kongruentes Team, auch im blitzschnell anziehenden Tempo immer rhythmisch übereinstimmend, kongenial in der Übernahme der Themen, bewundert in perfekten Solo-Rollen wie in der Hintergrundmischung. Einzig die Moderation, ein Gemisch aus Spanisch, Englisch und Deutsch, war manchmal schwierig zu deuten. Die eingestreuten Witze kamen trotzdem gut an. So der Kanadier Pillatze, pauschal übersetzt: „Kanada ist ein großes Land, daneben gibt es ein kleines Fleckchen Erde, das heißt USA.“ Zu Beginn erklang ein sanftes Flötenlied im Volksliedmodus, gefühlvoll mit flexiblem Ton die hohen Bögen gestaltet. Das Akkordeon stimmte einen sehr temperamentvollen Fandango an, wurde in der Themenführung von der Flöte abgelöst, beide von Gitarre und Schlagzeug unterstützt. Zum Dudelsack gesellte sich der Geiger, von hinten durch den Saal auf die Bühne kommend, ausdrucksstark eine sanfte Melodie auch mit Doppelgriffen streichend. Dann ging die Post ab: Im schnellen tänzerischen Rhythmus blieb der volkstümliche Charakter erhalten. Pillatzke begrüßte das Publikum strahlend liebenswürdig: „You are my family. I drink German Beer.“ Sofort drückten ihn die Zuhörer bildlich gesprochen ans Herz. Ein rasend schnelles Geigensolo, wozu der Rhythmus mit den Beinen geklopft wurde, trieb den Blutdruck beträchtlich in die Höhe. Zum Schluss tobten alle um die Wette.

Vom Jakobsweg war oft die Rede. „Camino de Santiago“: Ein sanftes Lied mit Flöten- und Geigensoli steigerte sich temperamentvoll. Häufige Motivwiederholung in immer schnellerem Tempo unter reizvoller Beimischung der übrigen Instrumente steigerte die Spannung. Beckenschläge setzten Akzente. Die Schlüsse wurden immer besonders betont: Endlose Flötentriller, heftige Trommelwirbel, ein überraschend abreißender „Rutscher“ in die Höhe.

In Spanien zum „Bolero“ inspiriert

Unter den Feriengästen, die im 19. Jahrhundert Spanien besuchten, spielte der französische Komponist Maurice Ravel eine besondere Rolle. Die galizisch-keltische Musik inspirierte ihn zu seinem berühmten „Bolero“. Die Bearbeitung mit dem Dudelsack in der Hauptrolle brachte die Verwandtschaft mit seinem impressionistischen Stil deutlich zum Ausdruck: Vermeidung von Halbtönen. In den Kathedralen wurde im 12. Jahrhundert gesungen und getanzt. Die Melodik erinnerte an alte Kirchenlieder, der Rhythmus war poppig-modern: eine aufregende Mischung. Die Renaissancemusik aus der Zeit der Königin Isabella, die Columbus auf die Reise schickte, wurde mit dem Titel „Columbia“ bedacht.

Gäste lesen auf der Bühne

Auch das Publikum durfte mitarbeiten: Eine junge Dame und ein Herr wurden auf die Bühne gebeten und lasen zu sanften Hintergrundklängen im Wechsel, dann zusammen einen Text: „Ich bin der Wind auf dem Meer…“ Der Geiger sang einen flotten Song aus Texas und tobte über die Bühne, Flöte und Gitarre gerieten ins Swingen, das Akkordeon- Mädchen tanzte: Ein fantastisches Schauspiel. Pillatzke stampfte mit knallendem Affekt einen unglaublich komplizierten Rhythmus auf die Bühne, Xurxo Nunez revanchierte sich mit dem Trommeln des gleichen Rhythmus auf einem kofferähnlichen Gebilde.

Ein Abend voller Überraschungen: Das Publikum war außer Rand und Band.