Herdecke. . Jörg Piontek-Möller im Gespräch über zu hohe Erwartungen bei E-Ladesäulen und beim Radverkehr.

Die schlechte Nachricht vorweg: Die befristete Stelle von Jörg Piontek-Möller läuft aus, Ende Februar 2019 verliert die Stadt Herdecke nach fünf Jahren ihren Klimaschutzmanager. Die hiesigen Politiker hatten kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung entschieden, dass der vom Bund geförderte Posten nicht aus Eigenmitteln des städtischen Haushalts weiter finanziert werden soll. Um den Klimaschutz als wichtiges Handlungsfeld aufrecht zu erhalten, komme dann mehr Arbeit auf die Lokale Agenda und andere Abteilungen zu. Im Interview gibt der diplomierte Raumplaner nun noch einen Überblick über Geleistetes und anstehende Aufgaben.

Energie-Effizienz ist für viele Städte ein wichtiges Thema. Was plant Herdecke an kommunalen Gebäuden?

J örg Piontek-Möller: Der Zeitpunkt ist noch nicht ganz klar, aber das Friedrich-Harkort-Gymnasium und die Realschule erhalten bald Photovoltaik-Anlagen. Diese sind, das hat ein Gutachten aus 2017 ergeben, 20 bis 25 Jahre wirtschaftlich. Die Kosten von 95 000 Euro (FHS) und 58 000 Euro (Realschule) sind im Haushalt eingeplant. Am Gymnasium kommen 275 Module auf das kürzlich sanierte Flachdach der Sporthalle. Wir können dort den Bedarf mit der Anlage zwar nicht decken, nach der Sanierung weiterer Dächer ist eine Ausweitung jedoch denkbar. An der Realschule reichen die 177 Module zum Eigenverbrauch aus. Weitere PV-Anlagen für Gebäude der Stadt gehören zu den Überlegungen, sind aber nicht überall zu realisieren. Die Feuerwehrwache etwa liegt in einer Senke. Die Schraberg-Schule kommt erst an die Reihe, wenn Dacharbeiten anstehen, die Fläche über dem Hallenbad ist zu klein. Und an der Robert-Bonnermann-Schule wäre eine Installation derzeit einfach zu teuer, da das Dach in einem guten Zustand ist.

Herdecke macht mit beim European Energy Award. Wie fällt diesbezüglich die Zwischenbilanz aus?

Dabei handelt es sich um eine Zertifizierung und ein Vergleichssystem unter Kommunen. In unseren Ämtern hat sich dadurch die interne Kommunikation erhöht, sie findet regelmäßig statt. Im Herbst steht die nächste Überprüfung an, wie sich die sechs Handlungsfeldern entwickeln. Zu berücksichtigen ist, dass aufgrund unserer Haushaltslage nicht viel Geld zur Verfügung steht und die Stadt für Themen wie Ver- sowie Entsorgung nicht verantwortlich ist, dafür bekommen wir aber Punkte gut geschrieben. Insgesamt werden wir die Hürde von 50 Prozent zu erwartender Umsetzungen schaffen, derzeit liegen wir bei 55 %, gestartet sind wir mit 48 Prozenpunkten. Wir haben einiges auf den Weg gebracht und schon manches geschafft. Derzeit erstellen wir eine CO2-Bilanz, auch das papierlose Büro ploppt als Klimaschutz-Thema u.a. bei mir auf.

Befristete Stelle bis 2019 verlängert

Am 1. März 2014 begann der damals 36-jährige Jörg Piontek-Möller als Klimaschutzmanager bei der Stadt Herdecke.

Die vom Bund geförderte Stelle ist bei der Lokalen Agenda der Stadt angesiedelt und war zunächst auf drei Jahre befristet. Dank einer Anschlussförderung gab es eine zweijährige Verlängerung für den Diplom-Ingenieur (Raumplanung).

Die Straßenbeleuchtung fällt übrigens nicht in das Aufgabengebiet von Jörg Piontek-Möller, die Technischen Betriebe erstellen derzeit ein Konzept. Gleichwohl weiß der Klimaschutzmanager, dass in Teilen der Fußgängerzone schon neue Lampen installiert sind.

Die Klimapartnerschaft mit Dumangas soll nach Ausschreibungsproblemen immer mehr in die Bürgerschaft und in Schulen (Werner-Richard-Schule) ausstrahlen. Je nach Bereitschaft könnten Herdecker Gymnasiasten eventuell in zwei Jahren auf die Philippinen fliegen, so Jörg Piontek-Möller.

Wie steht es um Elektro-Ladesäulen für E-Autos im Stadtgebiet?

Wir liegen hier im bundesweiten Trend, wonach ein Prozent der zugelassenen Pkw E-Autos bzw. Plug-In-Hybride sind. Im Sommer 2017 gab es in Herdecke 39 solcher Fahrzeuge. Allerdings müssen wir die Entwicklung im Auge behalten, die Zulassungszahlen verdoppeln sich. Als Stadt sind wir auf die Versorger angewiesen, eine Kommune kümmert sich ja auch nicht um den Ausbau von Benzin-Tankstellen. Wir wollen die regionalen Unternehmen wie Mark-E bzw. Enervie, RWE, AVU und DEW21 an einen Tisch holen, bisher führten wir mit ihnen Einzelgespräche. Es gibt weitere Fortschritte: Die E-Ladesäule am Rathaus ist in Kürze fertig, beim dritten Bauabschnitt der HGWG am Bahnhof werden vorsorglich Leerrohre verlegt. In Kirchende und an der Nierfeldstraße stehen die Entscheidungen noch aus, wo eine Ladesäule hinkommen sollen.

Eine große Aufgabe wartet noch in Sachen Radwege. Wie wollen Sie mehr Herdecker motivieren, das Fahrrad auch im Alltag zu nutzen?

Wir haben die mündliche Zusage für Fördergelder, um ein Radverkehrskonzept zu erstellen. Dazu gehört eine Ist-Analyse, um dann die Maßnahmen zur Verbesserung umzusetzen. Auch Bürger konnten und sollen Mängel melden. Mal ließen die sich schnell etwa über den Grünschnitt beheben, bauliche Maßnahmen aber fließen in das Konzept mit hinein. Wir sollten insgesamt aber realistisch bleiben. Nur zwei Prozent der Herdecker nutzen das Rad im Alltag, wir streben eine zweistellige Zahl an. Dafür wollen wir die Verbindungen verbessern. Dabei helfen uns Partner wie der Regionalverband Ruhr (RVR), der Städteverbindungen wie Dortmund-Herdecke-Hagen entwickeln will und solche Strecken bis 2025 fertig stellen will. Wir bemühen uns, den Stadtteil Ende besser anzubinden. In Richtung Witten haben wir nicht nur den Ruhrtalradweg im Blick.