Herdecke. . Unten arbeiten, darüber wohnen: In Herdecke bauen Hagener einen Wohn- und Geschäftskomplex. Der Projektname für die Mühlenstraße: „Ruhrkristall“.

Was sich lange nur hinter Schutzplanen abspielte, wird immer sichtbarer: In der Mühlenstraße entsteht ein weiterer Wohn- und Geschäftskomplex. Während im Quartier Ruhraue am Ufer und rund um den großen Parkplatz längst alles fertig ist, blieb noch ein schmales Grundstück auf der andere Straßenseite übrig.

Auf dem lang gezogenen Areal bauen nun Hagener für Herdecker und andere Interessierte. Der Projektname für die künftigen Hausnummern 12 und 14 lautet „Ruhrkristall“, Untertitel: brillant wohnen und arbeiten in Herdecke.

Waschkaue aus Habig-Zeiten

Ortsgespräch mit dem Bauherren und der Architektin. Und das an besonderer Stelle. Denn aus den Zeiten der Firma Habig steht in der Mühlenstraße noch die alte Waschkaue. In dieser entsteht Parkraum, während alle anderen Gebäude der Stoffdruckerei und des Nachfolge-Betriebs Westfalia im Quartier Ruhraue verschwunden sind. Mirko Gehrmann, dessen Firma MG Wohnen das Grundstück gehört, und die Herdecker Architektin Jutta Gentgen erläutern die gesamten Baupläne in der Waschkaue, die etwas erhöht im hinteren Teil des Areals liegt. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Habigs, angesichts der Geschichte hier wollen wir dieses Gebäude erhalten“, sagt der Elektrofachgroßhändler, der erstmals ein größeres Projekt in Herdecke umsetzt.

2015 kauften der Hagener und seine Ehefrau, die Immobilienmaklerin Angela Gehrmann, das Grundstück. Vorne, am Bürgersteig zur Mühlenstraße, entstehen in den Zwillings-Bauten Geschäftsräume für Dienstleister: pro Haus sechs Bürozimmer auf einer Fläche von 167 Quadratmetern (plus Stauraum). „Mal gucken, ob wir das wie gewünscht einheitlich vermieten können oder aufteilen. Jedenfalls gehen wir damit jetzt in die Vermarktung“, sagt Mirko Gehrmann.

Gleiches gilt für die 14 Wohnungen. In der ersten und zweiten Etage entstehen 12 Einheiten, sechs pro Haus. In der Mitte eines Gebäudes steht mit 60 Quadratmetern am wenigsten Wohnfläche zur Verfügung, die anderen vier Einheiten sind rund 100 m² groß. Raumhohe Panoramafenster und Balkone sollen für Licht sowie Ausblickmöglichkeiten sorgen. Hinzu kommen im jeweiligen Staffelgeschoss noch zwei ca. 150 Quadratmeter große Penthouse-Wohnungen.

Interessierte meldeten sich bereits

Die Gehrmanns wollen alles vermieten. „Es gibt bereits Interessierte und Nachfragen, sowohl aus Herdecke, Hagen und Dortmund. Die ersten Wohnungen sind bereits reserviert“, sagt der Bauherr, während Jutta Gentgen auf die zwei Aufzüge in den Häusern, Wärmepumpen als Heizung und Kellerräume im Erdgeschoss verweist.

Insgesamt sei das Vorhaben wegen verschiedener Vorgaben kein allzu leichtes Unterfangen. Beispiel Schallschutz, weswegen es eine Dreifach-Verglasung mit Falz­entlüftung gebe. Gentgen: „Die Räume werden sich lüften lassen, ohne Fenster öffnen zu müssen.“

Und dann wäre da noch direkt an der Mühlenstraße die bestehende Lärmschutzwand, die aus dem alten Erschließungs-Bebauungsplan stammt. Die Wand wäre, das ergab ein entsprechendes Gutachten, durch den Neubau eigentlich obsolet. Doch die Bauherren müssen diesen zum Teil mehr als zwei Meter hohen Wall nach hinten und zur Seite versetzen, was ein neues Bebauungsplan-Verfahren nötig machte. Auch Pflanzen wie ein alter Kirschbaum sollten stehen bleiben. Immerhin verlief demnach die Artenschutzprüfung unproblematisch. „Wir hatten vieles zu beachten, das war mitunter mühselig“, berichtet Mirko Gehrmann.

Grundstück zu umfahren

Bleibt noch eine interessante Zufahrtsregelung auf dem lang gezogenen Grundstück, auf dem einst das Verwaltungsgebäude des Landmaschinenherstellers Westfalia Separator stand, ehe daraus nach dem Abriss eine Schotterpiste wurde. Nach dem Ende der Bauarbeiten sollen künftig die beiden Häuser im hinteren Teil zu umfahren sein. Wer auf das Gelände zwischen Kampstraße und der vorderen Hausnummer 12 einbiegt, kommt entlang der Stellplätze über eine Einbahnstraße wieder zurück zur Mühlenstraße in Höhe des Herdecker Brillenstudios.

Die Arbeiten liegen im Zeitplan und werden noch Monate dauern. „Wir gehen von eineinhalb Jahren Bauzeit aus. Nach dem Spatenstich im Januar 2018 ist die Fertigstellung für den Sommer 2019 geplant“, sagt Mirko Gehrmann und lässt seinen Blick hinüber ins Quartier Ruhraue schweifen.