Herdecke/Hagen. . Die Vorgaben der EU sind für die Sparkasse nicht leicht umzusetzen. Deswegen entfällt dieses Jahr die Ausschüttung von 880000 Euro an die Stadt.

Es war keine Überraschung, als der Vorstand der Sparkasse Hagen-Herdecke bei seiner ersten gemeinsamen Bilanzpressekonferenz verkündete, dass es dieses Jahr keine Ausschüttungen an die sie tragenden Städte geben wird. Beide Städte waren im Vorfeld informiert worden und konnten wie bereits berichtet damit kalkulieren. Das bedeutet: Der Stadt Hagen entgehen 6 Millionen Euro, der Stadt Herdecke 880 000 Euro. Das Geld, so Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Frank Walter, werde genutzt, um die Eigenkapitalquote zu erhöhen. Die werde dann bei 20 Prozent liegen – und damit deutlich über den zu erwartenden 18 Prozent, die wohl bald vorgeschrieben würden.

Hinter dem Begriff „Eigenkapitalquote“ steckt: Alle von der Sparkasse ausgegebenen Kredite müssen – gewichtet je nach dem individuellen Risiko – mit Eigenkapital abgesichert sein. Nach der Bankenkrise ist diese Quote immer wieder angehoben worden.

„Wir machen diesen Schritt nicht aus einer Notsituation heraus“, so Frank Walter. „Wir sorgen jetzt vor und verschieben das nicht auf die kommenden Jahre.“ Mit der Erhöhung der Eigenkapitalquote werde die Kreditversorgung sichergestellt und damit auch der Wirtschaftskreislauf belebt.

Keine Krise

Als Krisenzeichen will Walter den Schritt also nicht gewertet wissen. Das Ergebnis des Geschäftsjahrs 2017 habe bei etwa 29 Millionen Euro vor Steuern und Bewertung gelegen. Das waren zwar knapp 1,5 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor. Aber schon allein die Tatsache, dass die Sparkasse etwa 12 Millionen Euro Steuern (davon etwa die Hälfte Gewerbesteuer, von der die Stadt maßgeblich profitiert) gezahlt habe, zeige, dass das Kreditinstitut gesund sei.

Das Sparkassen-Jahr 2017 in Zahlen

3,12 Milliarden Euro betrug die Bilanzsumme der Sparkasse Hagen-Herdecke zum Geschäftsjahresende 2017. Damit ist sie um 211 Millionen Euro gewachsen.

2,1 Milliarden Euro beträgt das gesamte Kreditvolumen der Sparkasse Hagen-Herdecke. Der Kreditbestand wuchs um 4,1 Prozent. Insgesamt wurden Finanzierungszusagen über 423 Millionen Euro gemacht.

2,2 Milliarden Euro betrug zum Jahresende der Einlagenbestand der Sparkassen-Kunden. Das war trotz niedriger Zinsen ein Zuwachs um 93,4 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

165 000 Kundenanfragen per Telefon bearbeitete das „Kunden-Dialog-Center“, in dem in der Sparkassen-Zentrale in der Innenstadt 15 ausgebildete Bankkaufleute von 8 bis 20 Uhr tätig sind.

36 Millionen Klicks gab es im vergangenen Jahr auf der Internet-Präsenz der Sparkasse Hagen.

540 Mitarbeiter hat die Sparkasse, verteilt auf etwa 460 volle Stellen. Durch die Fusion mit Herdecke ist mit der natürlichen Fluktuation ein Stellenabbau auf 430 bis 450 Vollzeitstellen geplant.

13 Auszubildende hat die Sparkasse Hagen-Herdecke. Diesen Wert wolle man auch halten, so Vorstandschef Frank Walter. Allerdings nehme die Zahl der Bewerbungen und der qualifizierten Bewerber ab.

Gleichwohl bleiben die Rahmenbedingungen schwierig: Zum einen durch strengere Vorgaben der Aufsicht (Beispiel: Eigenkapitalquote). Zum anderen durch die anhaltende Niedrigzinsphase, die es der Sparkasse schwer macht, mit dem Verleihen von Geld und Geldanlagen große Gewinne zu machen. Die Hoffnungen der Stadt Herdecke, dass die Ausschüttungen nur dieses Jahr ausbleiben, werden durch die Aussagen von Sparkassenchef Frank Walter genährt: „Unsere mittelfristige Planung gibt das her.“ Allerdings müsse man abwarten, wie sich die Rahmenbedingungen entwickelten. Denn auch die Systematik wird geändert. Ab sofort wird die Ausschüttung von dem tatsächlichen Verlauf des Geschäftsjahrs abhängig gemacht. Der Schlüssel bleibt: Knapp 88 Prozent fließen an Hagen, rund 12 Prozent an Herdecke.