Herdecke. . Hans-Georg und Veronika Riepe sprechen über den möglichen Bau eines Wellness-Hotels dem Zweibrücker Hof gegenüber und warnen vor Überkapazität
Ein zweites Hotel in der Herdecker City und noch dazu direkt gegenüber vom Zweibrücker Hof hält Hans-Georg Riepe, Seniorchef im Zweibrücker Hof, „mit Sicherheit für grenzwertig“. Aus seiner Sicht als Hotelier, aber auch durch die Brille der Herdecker Bürger kommen ihm starke Bedenken bei dieser Variante der Überlegungen, die die Stadt nächsten Dienstag auf einer Bürgerversammlung vorstellen möchte.
Bisher hat Herdecke am Ufer der Ruhr „eine schöne Sport- und Freizeitmeile mit Schulen, der Sporthalle, den Clubhäusern und viel Freizeitfläche“, beschreibt Hans-Georg Riepe die Nachbarschaft seines Hotels und sieht diese in Gefahr. „Dieses Freizeit-Areal wird platt gemacht“, fürchtet Tochter Veronika Riepe, in der Ringhotelgruppe der Riepes für das Herdecker Haus verantwortlich. Der Zweibrücker Hof liegt auf dem Weg nach Dortmund links von der B 54, das zweite Hotel würde auf der anderen Straßenseite in den Bleichsteinwiesen zwischen Bundesstraße und Freibad entstehen.
Stadt vor teurer Freibad-Sanierung
Das Freibad ist auch der Ausgangspunkt für die Überlegungen von Stadtverwaltung und Politikern, überhaupt einen Investor und damit vielleicht auch einen Hotelbetreiber ins Boot zu holen. Auf 4,5 Millionen Euro hat die Verwaltung den langfristigen Sanierungsbedarf des in die Jahre gekommenen Bades veranschlagt. Allein in diesem Jahr wurden für 80 000 Euro Fliesen erneuert. Bei den Pumpen weiß keiner genau, wie lange sie ihren Dienst noch versehen. Auf der Suche nach Investoren ist die Verwaltung nicht erfolglos geblieben. Ein Interessent hat signalisiert, das Bad betreiben und unmittelbar angrenzend ein Wellnesshotel bauen zu wollen. 30 Millionen Euro soll er dafür veranschlagt haben.
Der Zweibrücker Hof: In Etappen gewachsen
Die Familie Riepe betreibt in Dortmund und Umgebung fünf Hotels.
Zur Gruppe der Ringhotels zählt der Zweibrücker Hof in Herdecke.
1984 wurde mit 70 Betten am Ufer der Ruhr eröffnet, 2005 kamen 26 Zimmer hinzu, vor zwei Jahren wurden weitere 21 Zimmer und Tagungsräume fertig.
Im Zweibrücker Hof gibt es ein Fitness-Studio, am Hotel dazu einen Biergarten und eine Minigolf-Bahn.
Die Stadt möchte Besitzer des Bades bleiben und möchte das festschreiben, wenn es zu einer Ausschreibung für eine Investorenlösung kommt. Ebenso soll garantiert sein, dass das Freibad für die Öffentlichkeit erhalten bleibt und der Eintritt weiter für Familien erschwinglich ist. Gerade bei dem letzten Punkt sind Hans-Georg und Veronika Riepe skeptisch. Nachdem sie von der Bürgermeisterin erfahren hatten, dass es einen Bauinteressenten gibt und die Bürger entsprechend einbezogen werden sollen, hatten sich die Betreiber vom Zweibrücker Hof über den vermuteten Konkurrenten schlau gemacht. Andernorts seien die Bäderpreise durchaus angehoben worden, haben sie festgestellt, „so dass Bürgernähe nach unserer Ansicht nicht unbedingt gewährleistet ist“, so Hans-Georg Riepe.
Ist Herdecke überhaupt groß genug für zwei Hotels in der Größenordnung des jetzigen Zweibrücker Hofes? „Nein“, sagt Veronika Riepe entschieden. Das hänge mit der Kalkulation der Branche zusammen. Bisher sei die Auslastung zufriedenstellend, „wenn man von durchschnittlichen Preisen ausgeht, die wir nehmen können“, ergänzt Georg Riepe. Gebe es aber ein Überangebot, würde nicht nur die Auslastung sinken, sondern auch die Preisschraube nach unten gedreht. Ein Auskommen werde gleich doppelt schwieriger.
Hoffnung auf genaues Abwägen
Dabei hat die Familie Riepe gerade erst von 96 auf 117 Zimmer aufgestockt und dafür viel Geld aufnehmen müssen. Für Veronika Riepe ist es sehr fraglich, dass ihre Familie so viel Geld investiert hätte, wenn klar gewesen wäre, dass sich die Zahl der Gäste auf zwei größere Häuser in der Stadt verteilen könnte. Wobei die Gäste nicht nur die Hotelkasse zum Klingeln bringen. „Die Stadt wird belebt“, sagt Hans-Georg Riepe über die Besucher von außerhalb, die in den Geschäften der schönen Altstadt ihr Geld genau so lassen wie in den Gaststätten in der City oder an der Ruhr.
Wenn die Politiker nun darüber beraten sollten, welche Türen sie einem Investor aufstoßen sollten oder auch nicht, erwartet Hans-Georg Riepe von ihnen vor allem „Weitsicht“ und „dass sie sich ernsthaft ins Zeug legen bei der Prüfung, was für die Stadt das Beste ist“. Die Vereinbarungen müssten so wasserfest sein, dass das Bad bei unbefriedigendem Ertrag „nicht wie ein Boomerang an die Gemeinde zurück fällt.“