Wetter. . Axel Kähne und Simon Zastrau organisieren „Eroica“-Premiere in Wetter. Teilnehmer von 6 bis 64.

„Sind das 19-Millimeter-Reifen?“ Das ist einer der ersten Sätze um 10 Uhr früh am Treffpunkt der Stahlradtour 2018 am Bahnhof. Das Fachsimpeln über alte Rennräder darf bei so einem Event natürlich nicht zu kurz kommen.

Um „Stahlradfreunde“ im Internet zu finden, gründeten die Freunde Axel Kähne und Simon Zastrau vor fünf Jahren eine Facebook-Gruppe. Denn sie sammeln, restaurieren und fahren alte Rennräder – und das tun sie stilecht in alten Trikots und mit Kappen aus den 50er- bis 90er-Jahren.

Der Trend der Stahlräder breitet sich weltweit aus und kommt immer mehr auch nach Deutschland und mit den Freunden nun auch nach Wetter und in den Ennepe-Ruhr-Kreis. Am Donnerstag starteten die Fans der historischen Drahtesel eine Stahlradtour mit rund 20 Teilnehmern entlang des Ruhrtalradweges. Kähne selbst hat das Stahlrad und die sogenannte „Eroica“, ein Festival für historische Fahrräder, durch Zufall in Italien entdeckt. Der frühere Mountainbiker war so begeistert, dass er daraufhin sogar in England drei solcher Touren mitgefahren ist. Seitdem ist er „infiziert“. Doch während es bei der echten Eroica über Straßen und Landstraßen geht und um einen Wettkampf, steht bei der wetterschen Stahlradtour 2018 „der Spaß und die Wertschätzung der Oldtimer im Vordergrund“.

Stolz auf Rickert-Räder

Mittlerweile nennt Axel Kähne über 20 solcher Oldtimer sein Eigen, von denen er auch einige für die Tour bereitstellt. Besonders stolz ist er auf seine Rickert-Räder – wie zum Beispiel auf das Kinderrad, mit dem sein Sohn Till (6) teilnimmt. Diese wurden von dem Dortmunder Rahmenbauer Hugo Rickert hergestellt, der 2011 verstarb. Kähnes Beuteschema auf der Jagd nach historischen Drahteseln: „Wenn ich höre, es hat 20 Jahre auf dem Dachboden gestanden, ist mein Interesse geweckt. Entstaubt man es dann, kommt ein Schatz zum Vorschein.“ Bei den Zweirad-Oldtimern achtet der Liebhaber besonders auf „Details, wie die Pantografie und die gemufften Rahmen“. Pantografie bezeichnet eine Fräsung oder Gravur im Rahmen, meist mit der Marke des Herstellers. Die Preisdifferenz beim Kauf alter Schätzchen ist dabei mit einer Spanne von 100 bis etwa 4000 Euro ziemlich groß.

Historische Zweiräder auch bald bei Oldtimer-Show zu sehen

Die Räder der Stahlradfreunde werden auch auf der Oldtimer-Ausstellung vor dem Ruhrtalcenter im Juni zu sehen sein.

„Eroica“ heißt übersetzt so etwas wie „heldenhaft“.

1997 wurde die Eroica erstmals in der Toscana in Italien ausgetragen; 2015 gab es Ableger der Tour in den USA, Großbritannien, Spanien und Japan.

2016 kam die Eroica Limburg dazu, 2017 fand ein erster Testlauf der Eroica Germania in den Hügeln des Rheingau in Deutschland statt.

Um 11 Uhr geht es vom Bahnhof in Alt-Wetter los und von dort durch Wengern, Witten, Hattingen, Sprockhövel und schließlich wieder nach Wengern. Insgesamt sind es etwa 60 Kilometer. „Dabei kommt es nicht auf das Gewicht des Rades an, sondern auf den Saft, den man in den Beinen hat“, erklärt Axel Kähne überzeugt. Außerdem gibt es keinen Gewinner, es kommt nicht darauf an, wer als Erster im Ziel ist, sondern „Sieger ist derjenige, der am Ende noch dabei ist und Spaß hat“. Das Ziel ist übrigens eine „Pastaparty“ im italienischen Restaurant „bei Ana“ in Wengern, wo die Radfreunde nachmittags ankommen wollen.

Begeistern konnten Kähne und Zastrau groß und klein, was sich an der Altersspanne der Teilnehmer von 6 bis 64 Jahren zeigt. Aber nicht nur die Begeisterung des Radelns verbindet die Tourteilnehmer: Man erkennt sie auch an den extra angefertigten blauen Rennradmützen. Den speziellen Aufdruck „Stahlradtour“ brachte die Hagener Firma Soennecken auf die stilechten Baumwoll-Exemplare. Gesponsert wurden sie von Abus, wie man an dem ebenfalls „stilechten“ Logo mit der Welle aus den 50ern erkennt. Eigentlich sollte es nicht nur Mützen geben, sondern auch extra „Stahlradfreunde“-Aufkleber, die ein Tätowierer aus dem wetterschen „Orbit Voodoo“ entworfen hat. Doch die Flyer-Firma schaffte es nicht rechtzeitig, und so ziert nur der Original-Sticker eines von Kähnes Rädern. Die Qualität der Veranstaltung leidet darunter nicht – ein „rundum lustiges Event“, meint Teilnehmer Meinhard Koczwara.