Wetter. Berauschende Premiere des Stücks „Locomotive – Leben Zug um Zug“. Publikum in Wetter erklatscht vier Zugaben, die stehend gehört werden.
. Es war ein wahrer Sturm an Stimmgewalt, tänzerischem Können und Emotionen, der den Besuchern des Stadtsaals am vergangenen Samstagabend entgegen schlug. Seit zehn Jahren verstehen es die Mitglieder des Musicalensembles Stage People Company der Lichtburg, ihre Zuschauer zu begeistern. Doch „Locomotive – Leben Zug um Zug“, die Vorführung ihres Jubiläumsjahres, ist das absolute Meisterstück. Da sind sich die Zuschauer einig. Von der ersten Szene an zieht die Geschichte das Publikum in den Bann.
Treue Besucher bei der Geburtstagsvorstellung
Mark Thiele aus Gevelsberg ist seit der ersten Aufführung 2008 bei jedem Stück. „Es war immer ein Jahreshighlight. Ich kann jeden Text“, sagt er.
Seit vier Jahren besucht Ralf Deußling die Musicals. Und das nicht nur, weil seine Tochter mitspielt, betont er.
Fiona Weber findet die Stimmen und die schauspielerischen Leistungen fantastisch. Auch sie hat seit 2014 jede Vorstellung gesehen.
Der Zug ins Glück
Es geht um Menschen unterschiedlicher Herkunft, die an einem Bahnsteig auf den Zug ins Glück warten. Sie alle haben viel mitgemacht und hoffen auf ein besseres Leben. Vertrauensvoll begeben sie sich in die Hände der beiden Wohltäter Mrs Sibylle (Clarissa Leclaire) und Mr Lucius (Moritz Ludwig). Doch die sind den Hilfesuchenden alles andere als freundlich gesonnen. Vielmehr verkörpern sie das Böse und Unheimliche. Schnell schaffen es die Darsteller, das Publikum gegen sich aufzubringen. Die Sympathien gehören eindeutig den armen Seelen, die kaum noch Hoffnung haben. Da ist das Geschwisterpaar Gwen ( Vanessa Müller) und Lysander (Lennart Zeschky) das vor Verfolgung flieht. Alba (Nicola Weber) will weg von Einsamkeit und Casimir (Sebastian Strauß) von Verachtung. Smilla (Josie Kasten) hat genug von Hoffnungslosigkeit und Juri (Mattias Keppke) von Unterdrückung. Hass bestimmte das bisherige Leben von Tillie (Janina Ullrich), Gewalt das von Steve (Kevin Mettegang) und Armut Olecs (Johannes Schmidt) Leben. Ebenfalls mit von der Partie sind die Reporterin Fräulein Gretchen (Ann Kristin Graf) und Gedankenleserin Lilith (Maria Sichelschmidt). Je länger das Musical geht, umso mehr fühlen sich die Zuschauer mit den Figuren verbunden.
Musical Stage präsentiert Locomotive
Und so wundert es nicht, dass so manch einer mit feuchten Augen in die Pause geht. Denn das Schicksal schlägt erbarmungslos zu, Ungerechtigkeit gewinnt die Oberhand und einer spielt ein falsches Spiel. Sehr ergreifend ist die Szene, wenn die Geschwister zu „Time to say goodbye“ in ihren Zug steigen – aber nicht ins Glück fahren. Die Darsteller bescheren dem Publikum durch grandiose Stimmen und mit viel Gefühl im Gesang einen Gänsehautmoment nach dem anderen. Komisch sind die Auftritte von Bahnhofsvorsteher Flash (Merlin Schöke), der wie ein alter Roboter spricht und sich auch so bewegt. Im Gegensatz zu seinen Kollegen. Die begeistern mit fantastischen Choreografien.
Stück trifft mitten ins Herz
Musikalisch ist von Mark Forster über Tina Turner bis hin zu Nena eine bunte Mischung vertreten. Besonders stark werden die Lieder durch die Unterstützung einiger Mitglieder des HeartChoirs. Sophie Beckel (Regie) und Julia Barbig (musikalische Leitung) sind sichtlich zufrieden mit der Premiere des Stücks. Jedes Jahr machen die beiden gemeinsam Urlaub, um dort das neue Musical zu schreiben. Dieses Mal diente Großbritannien als Impulsgeber. Und die Arbeit hat sich gelohnt. Das Stück trifft mitten ins Herz. Bereits während der Vorführung gibt es immer wieder Applaus und Jubelrufe, am Ende stehende Ovationen, selbst gestaltete Schilder werden hoch gehalten. Die Begeisterung bringt die Darsteller zu gleich mehreren Zugaben. Die Premiere war komplett ausverkauft und auch für die weiteren Vorstellungen am 20., 21. 27. und 28. April sowie am 4. Mai gibt es nur noch wenige Karten. Wer einen grandiosen Abend erleben will, sollte sich beeilen.