Wetter. . Verena Engler (30) wünscht sich eine Wohnung in Wetter. Aber seit Mitte 2017 findet sie nicht ein einziges Angebot. Einer der Gründe: ihr Hund.

„Ich möchte einfach näher an meiner Arbeitsstelle wohnen. Außerdem mag ich Wetter, die Gegend rund um den Harkortsee, und ich kenne viele Wetteraner.“ Für Verena Engler sind das genug Gründe, von Hagen-Vorhalle in die Harkortstadt zu ziehen. Doch das ist leichter geplant als getan.

Seit Mitte letzten Jahres sucht die 30-jährige Rollstuhlfahrerin eine kleine Wohnung in Wetter – ohne Erfolg. Ihre Suche scheitert entweder daran, dass die Wohnung nicht barrierefrei zugänglich oder zu teuer ist. Hat sie dann doch einmal ein Objekt entdeckt, dann erlaubt der Vermieter keine Haustiere. Aber Verena Engler hat einen kleinen Mischling, der seit Jahren an ihrer Seite ist. Deswegen steht fest: „Felix muss mit.“

Eine der größten Reha-Einrichtungen Deutschlands

Verena Engler ist eine sympathische, aufgeschlossene junge Frau. „Wissen Sie, warum ich in Wetter keine Wohnung finde?“ fragte sie kürzlich bei einem Besuch in der Lokalredaktion. Wir konnten ihre Frage nicht beantworten; denn eigentlich müsste sich in einer Stadt, in der sich eine der größeren Reha-Einrichtungen in ganz Deutschland befindet, eine barrierefreie Wohnung finden lassen.

Eigentlich. Das dachte auch Verena Engler, die im Berufsbildungswerk der Ev. Stiftung Volmarstein ihre erste Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation absolvierte. Doch sie musste sich eines Besseren belehren lassen. „Anfangs habe ich auch in Witten gesucht, weil ich dort gerade meine zweite Ausbildung zur Erzieherin mache. Richtig intensiv in Wetter suche ich jetzt seit Mitte letzten Jahres“, erzählt sie. Egal ob sie bei EN-Wohnen nachfragte, auf Ebay-Kleinanzeigen suchte oder bei der Wohnstättengenossenschaft Wetter (WSG) vorsprach – eine passende Wohnung fand die 30-jährige nicht.

Krücken helfen bei kleinen Strecken

„Ich habe gesagt, dass ich Rollstuhlfahrerin bin und einen barrierefreien Zugang zur Wohnung benötige. Und dass Felix mit muss. Innerhalb der Wohnung muss nicht alles barrierefrei sein. Ich brauche also kein extra großes Bad oder eine behindertengerechte Toilette, weil ich mich innerhalb der Wohnung und für kleine Strecken mit Krücken bewegen kann“, erklärt Verena Engler. Und fährt fort: „Nur, im Rollstuhl bin ich einfach wendiger und mobiler, vor allem auch beim Einkaufen.“ Den barrierefreien Zugang zur Wohnung benötigt sie, weil der Rollstuhl ins Haus und mit in die Wohnung muss: „Ich muss Einkäufe tragen und muss ja auch meine Wäsche erledigen.“

Kleines Zuhause bevorzugt

Aufgrund ihrer Behinderung bekommt Verena Engler einen Wohnberechtigungsschein für eine öffentlich geförderte Wohnung – sogar für eine 60 Quadratmeter große Wohnung.

„Aber eine solche Wohnung suche ich bewusst nicht; denn je größer, desto teurer ist eine Wohnung eben auch“, sagt die 30-Jährige.

Bei der WSG etwa habe man ihr gesagt, dass viele Altbauten zum Bestand gehören, die alle eine oder mehrere Stufen vor dem Haus haben. „Das ist so“, bestätigt Geschäftsführerin Claudia Büchel.

„Wir haben behindertengerechte Wohnungen, aber nicht so viele. Daran arbeiten wir, so dass auch die älteren Häuser und Wohnungen wenigstens behindertenarm werden; denn wir haben ja auch viele ältere Mieter. Aber die wenigen behindertengerechten Wohnungen, die wir haben, sind immer schnell weg und in der Regel belegt“, so Claudia Büchel weiter. Die für Verena Engler in Frage kommenden Wohnungen seien dann „Neubauwohnungen mit Aufzug, die auch höhere Mieten haben können“. An Vierbeiner Felix dürfte es eher nicht liegen, dass Frauchen noch keine Wohnung in Wetter gefunden hat.

Zum Sport nach Wengern

Tatsache ist, dass Verena Engler nach vielen Monaten der Wohnungssuche noch kein einziges Angebot gefunden hat, das für ihre Bedürfnisse gepasst hätte: „Es gibt viele Eigentumswohnungen, aber die brauche ich nicht. Momentan zahle ich 471 Euro Warmmiete für 58 Quadratmeter. Wenn die Miete unter diesem Preis liegen würde, wäre das super. Die Wohnung kann auch entsprechend kleiner sein“, meint die 30-jährige.Besonders gern würde Verena Engler in der Nähe des Harkortsees wohnen: „Ich weiß, das ist Wunschdenken. Aber das wäre mein Traum; denn es gibt für mich kaum einen schöneren Platz hier in der Gegend.“ Dann hält die junge Frau einen Moment inne, lächelt und fährt fort: „Also Wengern wäre auch in Ordnung. Da fahre ich immer zum Sport hin. Ich spiele Rollstuhlbadminton in der Halle am Brasberg.“

Empfehlung fürs FTB

„In unserem Altbestand sind zumindest die Hauseingänge barrierefrei zugänglich. Komplett barrierefreie Wohnungen haben wir nur vereinzelt“, sagt Alexander Dyck, Geschäftsführer von EN-Wohnen, der emeinnützigen Wohnungsgesellschaft für den Ennepe-Ruhr-Kreis. Das gelte auch für die sanierten Gebäude in der Siedlung Breslauer Straße in Oberwengern.

Da er nicht persönlich mit der Anfrage von Verena Engler bei EN-Wohnen befasst gewesen sei, sicherte er zu, sich noch einmal in seinem Haus umzuhören. „Zudem kann ich Frau Engler nur empfehlen, Kontakt zum FTB der Ev. Stiftung in Grundschöttel aufzunehmen, weil dort alle Informationen und Kontakte auch über barrierefreie Wohnungen zusammenfließen.“