Volmarstein. . Anwohner an der Bachstraße in Volmarstein sind sauer. Die Verkehrssituation wird immer unerträglicher. Ein Ende nicht in Sicht – im Gegenteil...
Morgens um 5 Uhr, wenn die ersten Sonnenstrahlen gerade die Erde bedecken, fangen die Vögel an zu singen. Ein herrlicher Zeitpunkt, um die Ruhe vor dem stressigen Alltag zu genießen. Theoretisch. Dieses Vergnügen ist nicht jedem vergönnt. Den Anwohnern an der Bachstraße in Volmarstein momentan schon gar nicht. Dort gibt es nämlich jeden Morgen ab 4 Uhr eine etwas andere Geräuschkulisse an der eigentlichen Anwohnerstraße. Quietschende Reifen, aufheulende Motoren und jede Menge vorbeifahrende Autos.
Gefühlte Bundesstraße
10 000 Autos und Kleintransporter waren es bereits im September jeden Tag – bevor die Anschlussstelle Volmarstein gesperrt wurde und die dortige Baustelle täglich in den Staunachrichten erschien. Seitdem dürften es noch erheblich mehr sein. „Es ist gefühlt eine kleine Bundesstraße, die jetzt hier durch den Ort führt“, meint Anwohner Michael Hagemann. Andreas Fieberg nickt zustimmend. „Uns geht es nicht um die Menschen, die in der Stiftung arbeiten oder sie besuchen, sondern um den ganzen Fremdverkehr, der bei Stau von der Autobahn abfährt und dann hier durch das Dorf brettert“, sagt er. Berthold Jüdith hat nicht nur seinen Elektroladen im Ort, sondern wohnt auch dort. „Wir haben unser Schlafzimmer jetzt von der Straßenseite nach hinten verlegt, weil es trotz Schallisolierung sehr laut war“, sagt Jüdith. Die Lautstärke kommt nicht nur von der Vielzahl der Autos, sondern auch von der Geschwindigkeit, wie Andreas Fieberg sogar anhand von Zahlen belegen kann. Eine Geschwindigkeitsmessung dort ergab eindeutige Ergebnisse: 85 Prozent der Autofahrer fahren dort durchschnittlich 35 km/h, erlaubt sind 30 km/h. 15 Prozent der Autofahrer sind sogar erheblich zu schnell.
Hupe und drängeln
Das kann nicht einmal die Baustelle verhindern, die von der Stadt Wetter auf der Bachstraße zum Schutz vor absinkenden Steinen aufgebaut wurde. Im Gegenteil: Geht es mal nicht schnell genug, ertönt auch mal die Hupe. Einen kleineren Unfall im Begegnungsverkehr gab es ebenfalls schon. „Mir ist auch jemand hinten ins Auto gefahren. Ich kam von oben und wollte in mein Grundstück einbiegen, musste aber noch den Gegenverkehr abwarten. Als ich in den Rückspiegel guckte, war plötzlich ein Auto hinter mir, und ich dachte nur noch, bremsen schafft der nicht mehr“, erinnert sich Fieberg. Und so war es dann auch. Glücklicherweise blieb es bei einem Blechschaden. Doch auch ohne Glaskugel dürfte den Beteiligten klar sein, dass dies auf lange Sicht nicht so bleiben wird. Hagemann denkt dabei auch die I-Dötzchen und anderen Schüler, die nach den Sommerferien wieder unterwegs sein werden. „Das ist gefährlich“, sagt er.
Pflaster leidet
Über einen weiteren Punkt macht sich Fieberg Gedanken, obwohl es ihn nur indirekt betrifft. „Wir haben hier erst vor kurzem neues Pflaster im Dorf gekriegt. Das ist aber für eine solche Belastung gar nicht ausgelegt. Und die Bürger haben für die Pflasterung auch einiges bezahlt“, sagt Fieberg. Wer für eventuelle Schäden am Pflaster durch die zu hohe Verkehrsbelastung aufkommen muss, lässt sich leicht erahnen.
Verkehrskonzept überdenken
Doch was müsste geschehen, um die Misere zu beenden? „Die Stadt sollte ihr Verkehrskonzept überdenken und durch Anliegerschilder den Durchgangsverkehr auf die Hauptstraßen, beispielsweise in Grundschöttel umleiten“, sagt Fieberg. „Außerdem würden Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen schon helfen“, meint er. Als Alternative nennt er die Sperrung der Straße für alle „Nicht-Anlieger“. „Dann könnten die Leute noch bis zum Dorfplatz kommen und von da aus eine Schleife oben rum fahren“, sagt er.