Herdecke. . Steigende Kinderzahl stellt Stadt vor ein Platzproblem: Grundstücke für Neubauten gibt es in der Ruhrstadt nämlich nicht.

„Die aktuelle Situation ist: Wir kommen aus. Alle Kinder über drei Jahren sind untergebracht, die unter Dreijährigen, die nicht wir nicht in einer Einrichtung unterbringen können, werden mit einer Tagespflege versorgt. Das sind zwei oder drei“, stellte Sozialamtsleiter Dieter Joachimi mit Blick auf die anzumeldenden Kibiz-Pauschalen für das kommende Kindergartenjahr 2018/2019 im Jugendhilfeausschuss fest. Nachdem die Stadt in der Vergangenheit die Überbelegung in den Einrichtungen zurückgefahren hatte, steigt die Kinderzahl nun wieder an, so dass im Jahr 2020 ordentlich etwas zu tun sei, so Joachimi weiter.

Nach Auswertung der Statistik konnte die Verwaltung erkennen, dass die Nachfrage an Betreuungsplätzen sowohl im Bereich der unter Dreijährigen, als auch bei den Drei-bis Sechsjährigen in den nächsten Kindergartenjahren weiter steigen wird. Aktuell wurde bereits die Kita Kirchende um zwei Gruppen (in Containeranlage untergebracht) erweitert. Im neuen Kindergartenjahr werden weitere strukturelle Veränderungen das Angebot verbessern: Im Kinderpark Kirchende wird es künftig eine volle Gruppe für U3-Kinder geben, im Hinblick auf die Erweiterung des Waldorfkindergartens am neuen Standort Bergweg werden dort zusätzlich sieben Kinder betreut (davon drei U3), und in der Kita Ahlenberg werden zwei Gruppen zu je 20 Kindern angeboten, in denen bis zu zehn U3-Kinder betreut werden können. Damit werde es für Drei- bis Sechsjährige ausreichend Betreuungsplätze in den Kitas geben; für die U3-Kinder hingegen wird es nicht genügend Plätze geben, so dass den Eltern eine Betreuung durch Tagespflege angeboten wird.

Gespräch mit Kirche geplant

Vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs plane die Verwaltung, kurzfristig die Gespräche mit der Ev. Kirchengemeinde Herdecke bezüglich der Erweiterung der Kita Spinngasse wieder aufzunehmen. Bisher hatte die Kirche erklärt, dass dafür Kosten von etwa 600 000 Euro sowie Planungskosten in Höhe von etwa 10 000 Euro anfallen würden, die aus öffentlichen Geldern finanziert werden müssten. Die Verwaltung sieht derzeit keine alternative Lösung, die dringend benötigten Betreuungsplätze in der Innenstadt bereit zu stellen. „Da brauchen wir Geld“, stellte Dieter Joachimi im Fachausschuss im Hinblick auf eine Kooperation mit der Kirche fest.

Pauschalen beim Landesjugendamt beantragt

Für das Kindergartenjahr 2018/2019 hat die Verwaltung für 697 Kinder KiBiz-Pauschalen beantragt, davon 157 Pauschalen für Kinder unter drei Jahren.

Damit und mit den 90 Plätzen in der Tagespflege kann die Versorgungsquote im U3-Bereich von 43,6 % auf 44,5 % verbessert werden.

Auch mit dem Investor, der den Gebäudekomplex an der Goethe-straße entwickeln will und vertraglich verpflichtet ist, im Haus eine dreigruppige Kita zu errichten, hat die Verwaltung Kontakt aufgenommen. „Er denkt darüber nach, eine größere Einrichtung zu bauen,“, so Dieter Joachimi. Betrieben werden könnte diese Kita vom GVS. „Die einzige Schwierigkeit ist unter Umständen die knappe Außenfläche. Da müssen wir mit dem Landesjugendamt sprechen, ob die uns da entgegenkommen würden. Auf diese Weise könnten wir die Lücke schließen. Denn es gibt einfach keine Grundstücke, obwohl die Investoren, die eine Kita bauen würden, Schlange stehen. Die würden sofort 1,2 oder 1,3 Millionen Euro in die Hand nehmen, aber ohne Grundstück geht es nicht.“ Zur steigenden Kinderzahl und der daraus resultierenden steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen bemerkte Joachimi schulterzuckend: „Es hat uns alle überrascht. Und keiner kann es erklären.“

Einstimmig beschlossen

Der Fachausschuss folgte dem Beschlussvorschlag zur Beantragung der genannten KiBiz-Pauschalen einstimmig und beauftragte darüber hinaus die Verwaltung, die Planungsgespräche mit der Ev. Kirchengemeinde wieder aufzunehmen und die Übernahme der Planungskosten zuzusichern.